Trotz Interessen aus dem Ausland kehrte der Aargauer Noah Loosli im Sommer von Lausanne zu den Grasshoppers zurück. Nun will er sich ausgerechnet bei diesem Klub einen Stammplatz erkämpfen, der vor drei Jahren nicht auf ihn setzte.
In der 77. Minute im Spiel zwischen GC und Servette ist es so weit: Noah Loosli wird für Georg Margreitter eingewechselt. Es ist zwar bereits das zweite Spiel im Dress des Rekordmeisters, doch für den 24-jährigen Innenverteidiger fühlt es sich dennoch wie ein richtiges Debüt an. Denn nun hat er die Gewissheit, dass der Klub in den nächsten zwei Jahren mit ihm plant.
Noah Loosli und der Grasshoppers Club Zürich, das passt. Mit vier Jahren entdeckte der Aargauer im Hardturm seine grosse Liebe. Gut zwanzig Jahre später trägt er selber für das Zürcher Fanionteam die Heuschrecke auf der Brust.
Der Klub hat sich zwar ein wenig gewandelt, doch es fühlt sich für den Aargauer immer noch wie ein Heimkommen an. Denn er trägt eine grosse Portion Grasshoppers-DNA in sich. Schon früh wechselte er als Junior vom FC Windisch zur U10 des Zürcher Traditionsklubs. Er durchlief danach sämtliche Nachwuchsstufen und bewohnte ab seinem 16. Lebensjahr den Campus in Niederhasli.
Der Durchbruch gelang Loosli bei seinem Herzensverein jedoch nie. 2015 kam er zwar zum Super-League-Debüt gegen den FC Vaduz, es blieb jedoch bei diesem einen Einsatz.
Es folgten eineinhalb Spielzeiten als Leihspieler. Erst beim FC Wohlen, dann beim FC Schaffhausen. 2018 schlug der FC Lausanne-Sport zu. Für rund 500 000 Franken Ablöse sicherten sich die Westschweizer die Dienste des Innenverteidigers, die sie bis vergangenen Mai in Anspruch nahmen.
Rückblickend auf seine Zeit in Lausanne, wo er sich kontinuierlich zum Super-League-Stammspieler herantasten konnte, meint er: «Ich bin dem Klub sehr dankbar für diese Zeit. Auch wenn das Ende etwas speziell war.» Noah Loosli führt aus: «Mein Vertrag lief aus und keiner vom Verein sprach mit mir. Es fand gar keine Kommunikation statt. Am Ende der Saison gab vom Trainer eine herzliche Verabschiedung und das war es dann auch. Aber das ist schon in Ordnung so, ich hatte nie vor, in Lausanne zur Klublegende zu werden.»
Im Optimalfall wird Loosli von diesem Trainer jedoch auch weiterhin herzliche Worte zu hören bekommen. Denn inzwischen fungiert Giorgio Contini bei den Grasshoppers an der Seitenlinie. Er ist auch nicht ganz unschuldig, dass Loosli bei den Grasshoppers gelandet ist. «Ich hatte im Sommer Gespräche mit ihm, er wollte mich nach Zürich lotsen. Ich kenne seine Spielideen und weiss, was er von mir möchte. Das war für mich auch ein Grund, warum ich zugesagt habe.»
Tatsächlich waren auch andere Vereine im Gespräch. Etwa der dänische Verein Brøndby IF. Ein Auslandsabenteuer in Dänemark? Loosli wäre nicht abgeneigt gewesen: «Ich hätte es interessant gefunden, auch mal andere Fussballkulturen kennen zu lernen. Aber es war dann am Ende zu wenig konkret.»
Die Realität heisst Zürich. Der Traditionsklub GC wurde während Looslis Zeit in der Westschweiz nach China verkauft. Doch er merkt davon nach dreieinhalbjähriger Abwesenheit nichts: «Klar, es sind viele neue Spieler da. Ich kenne aus meiner Zeit nur noch Gjorgjev und Pusic, aber sonst habe ich nicht das Gefühl, dass sich der Klub verändert hat. Auf dem Campus laufen die Dinge immer noch so wie bei meinem Abgang.»
Möglicherweise könnten die neuen Besitzverhältnisse gar zum Vorteil für Loosli werden. Schliesslich werden Spieler, die sich bei GC ins Rampenlicht spielen, auch beim Premier-League-Verein Wolverhampton Wanderers (gehören ebenfalls zum Netzwerk der Besitzer) interessant.
Doch diese Träumerei will sich Loosli vorerst nicht erlauben. «Mein grösstes Ziel ist derzeit, einen Stammplatz zu erkämpfen. Das wird nicht leicht, denn die Mannschaft hat viel Potenzial und Qualität. Dazu kommt mein Trainingsrückstand, ich musste die letzten zwei Monate alleine klar kommen. Deshalb bin ich nun froh für jede Spielminute, die ich vom Trainer bekomme.»
Nebenbei muss sich Loosli auch noch an neue Umstände abseits des Feldes gewöhnen. Beispielsweise dürfte die mediale Aufmerksamkeit bedeutend grösser sein als zuvor in Lausanne: «Um ehrlich zu sein, ich fand diese Ruhe bei meinem alten Verein sehr angenehm. Ich denke, ich bin genug selbstkritisch und muss nicht zwingend in der Zeitung davon lesen, wenn ich mal eine schlechte Partie absolviert habe. Aber mir ist schon bewusst, dass sich das nun ein wenig ändern wird.»
Ändern wird sich auch demnächst Looslis Wohnlage. Aktuell ist er zurück bei seinen Eltern in der Aargauer Gemeinde Hausen. Er schätzt den Aufenthalt zwar sehr, trotzdem soll möglichst bald eine Wohnung in der Region Niederhasli her.
Auch wegen seiner treuen Begleitung Lanya: «Als ich in Lausanne alleine gewohnt habe, legte ich mir einen Hund zu. Ich war ein bisschen viel an der Playstation und brauchte auch jemanden, der nach einem schlechten Tag für Ablenkung sorgt. Ich denke, ihr wird es in Niederhasli sehr gut gefallen. Es gibt dort in der Region viel Wald.»