Nach dem Sieg gegen den Lokalrivalen im Oktober konnten die Red Lions Reinach in den letzten 30 Tagen drei weitere Siege eintüten. Bei den Argovia Stars dagegen steckt der Wurm drin.
Auf eine Initialzündung haben die Reinacher nach dem historischen 7:3-Derbysieg gegen die Argovia Stars gehofft. Und tatsächlich, die Maschinerie der Red Lions nimmt langsam Fahrt auf. In den letzten 30 Tagen sind weitere drei Siege dazugekommen.
Trainer Michael Niederöst ist damit aber nicht gänzlich zufrieden. Trotz Aufwärtstrend geht der Trainer-Neuling der Liga hart mit sich ins Gericht. «Mein Ziel wären vier Siege in den letzten fünf Partien gewesen. Ich weiss nicht genau, woran es liegt, aber wir spielen auswärts schwächer als zuhause. Nur ein Spiel konnten wir bisher auf fremdem Eis gewinnen.»
Natürlich lässt sich diese Statistik auch umdrehen. Die Heimstärke der Red Lions ist beachtlich. Nur in einer der fünf Partien gingen sie als Verlierer vom Eis. Damit sitzen die Reinacher derweil mit fünf Siegen und sechs Niederlagen auf Platz acht. Gegensätzlich sind dabei nicht nur Heim- und Auswärtsbilanz, sondern auch Defensive sowie Offensive: Mit 41 Treffern sind die Red Lions das drittgefährlichste Team der Liga, jedoch sind die 41 Gegentore auch der drittschlechteste Wert der Gruppe Ost.
Besonders die Gegentreffer machen dem Trainer zu schaffen: «Da muss ich ehrlich sein, unsere Probleme in der Defensive hätte ich früher erkennen müssen, die begleiten uns schon die gesamte Saison. Noch nie konnten wir eine Partie ohne Gegentor für uns entscheiden. In jedem Spiel gab es bisher eine Phase, in der uns das Momentum entglitten ist, solche Dinge ärgern mich.» Den Keepern möchte Nideröst diesbezüglich jedoch keinen Vorwurf machen. Andrin Kunz, der eigentlich als Nummer 1 gesetzt wäre, ist aus beruflichen Gründen nicht immer einsatzbereit.
Ersetzt wird er in diesen Fällen durch den 23-jährigen Brian Stucki, der in dieser Saison zum ersten Mal auf diesem Niveau zum Einsatz kommt. «Brian macht einen guten Job, auch wenn er natürlich ab und an Lehrgeld bezahlen muss. Aber an unseren Goalies liegt es garantiert nicht, dass wir die Partien nicht zu Null absolvieren können», sagt Nideröst.
Es läuft aber auch vieles gut bei den Red Lions. Zuletzt gewannen die Reinacher gegen das Spitzenteam EHC Frauenfeld gleich mit 4:1. Es war wohl die beste Saisonleistung von Niderösts Team. «Das war ein Ausrufezeichen. Wenn wir so spielen, dann hat es jeder Gegner schwer gegen uns. Ich denke, da konnten wir auch zum ersten Mal zeigen, wie viel Potenzial in uns steckt. Wenn wir dieses konstant abrufen können, dann müsste eine Top-fünf-Platzierung nach der Rückrunde drinliegen.»
Sechs Niederlagen in Serie: Roger Gerber steckt mit den Argovia Stars in einer Krise. Seit der Klatsche im Aargauer Derby gingen sämtliche fünf Partien verloren. «Irgendwie ist uns die Lockerheit abhanden gekommen, wir geraten zu schnell in gegnerische Druckphasen, die wiederum zu individuellen Fehlern bei uns führen. Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, damit das Selbstvertrauen zurückkehrt», betont Gerber.
Dass die Stars ausgerechnet in Gerbers dritter Saison in eine solch heikle Situation gelangen, ist fast ein wenig absurd. Mit dem Zuzug von Lars Neher und der Rückkehr von Marc Gisin steht dem Trainer das individuell stärkste Team seiner Amtszeit zur Verfügung.
Aber genau da liegt der Hund möglicherweise begraben: «Vielleicht sind wir etwas geblendet von der Vergangenheit. Bisher ging es stets bergauf. Die Erwartungshaltung war gross vor dieser Saison. Nun ist Druck da, ich merke den Spielern zwar nichts an, aber ich denke, im Unterbewusstsein könnte das schon eine Rolle spielen.»
Gerber macht keinen Hehl daraus: «Für mich ist es die schwierigste Phase bei den Argovia Stars. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen nun eine Lösung finden, damit wir aus diesem Loch kommen.»
Für den Trainer gibt es jedoch noch längst keinen Grund, seine Mannschaft abzuschreiben. Auch wenn sein Team nur neun Punkte in der Hinrunde eintüten konnte und auf dem drittletzten Platz sitzt: «Ich führe viele Einzelgespräche mit den Spielern und spüre dabei, dass das Feuer da ist. Diese Mannschaft lebt, die Stimmung ist gut, aber uns fehlt ein Erfolgserlebnis.»
Der beste Moment für einen Befreiungsschlag wäre am Samstag in der Keba gegen den EHC Burgdorf. Der Trainer gibt sich vor dem wichtigen Spiel kämpferisch: «Wir haben keine gute Hinrunde gespielt, dafür schlagen wir nun in der Rückrunde zurück. Wir müssen einfaches, gradliniges Eishockey spielen und an unserem System festhalten, dann werden wir auch zurück in die Spur finden und die Playoffs noch erreichen.»
Die Analysen der beiden Trainer sind absolut richtig. Ich möchte an dieser Stelle aber noch zusätzlich auf den skandalösen Spielplan der Argovia Stars hinweisen. Dank einem Fehler der Behörden in Suhr dürfen die Argovia Stars seit 2017 im September (Saisonbeginn jeweils so ca. Mitte September keine offiziellen Heimspiele (Meisterschaft und Cup austragen). So musste auch das Cupspiel gegen den SC Langnau in Reinach ausgetragen werden (saisonhöhepunkt für die Aarauer Amateure). Seit 2017 beginnen also die Argovia Stars ihre Saison immr mit einer grossen Anzahl von Auswärtsspielen. In der laufenden Saison dasselbe.6 Spiele, davon 5 x auswärts. Die Reinacher hingegen, spielten 3 x zuhause und 3 x auswärts. Ein Spielplan, der die Argovia Stars klar benachteiligt. Und es zeigt sich, dass zwischen gleichwertigen Teams der Heimvorteil äusserst wichtig ist. Punkte, die man am Anfang zuhause holt, sind ungemein wichtig. Die Heimstärke der Reinacher in ihrer ungastlichen Halle (man möge mir diese Bezeichnung verzeihen), ist wirklich gross. Eigenartig ist aber auch, dass die Auswärtsspiele der Argovia Stars zu Saisonbeginn immer nach dem gleichen Muster ablaufen (Burgdorf, Luzern, Herisau und Reinach (dazwischen noch im Rheintal). Nach den zahlreichen Auswärtsspielen folgten dann die drei Heimspiele gegen die Gruppenfavoriten, die sich bis zu diesen Daten eingespielt hatten. Es ist mir ein absolutes Rätsel, warum von den Verantwortlichen gegen diese Situation nichts unternommen wird.