Fussball
Aaraus Alain Schultz avanciert vom Edeljoker zur Leaderfigur

Nach 78 Minuten gegen den FCZ war Schluss mit lustig. Alain Schultz durfte Feierabend machen. Die Nummer 10 des FC Aarau schlenderte in aller Ruhe in Richtung Seitenlinie – und dann passierte etwas, was im Brügglifeld Seltenheitswert hat...

Ruedi Kuhn
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Alain Schultz überzeugte beim 5:1 gegen den FC Zürich.

Alain Schultz überzeugte beim 5:1 gegen den FC Zürich.

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Die FCA-Fans auf der Haupttribüne erhoben sich von ihren Sitzen und begleiteten Schultz auf den letzten Metern mit tosendem Applaus. Er bedankte sich mit einem Kopfnicken und klatschte in die Hände.

Ein spezieller Abgang

«Natürlich hat mich der spontane Beifall der Aarauer Anhänger gefreut», blickt Schultz zurück. «Es war ein wunderschönes Gefühl. Nach drei Niederlagen in Folge im Brügglifeld ist das Erfolgserlebnis gegen den FC Zürich enorm wichtig. Das 5:1 gibt uns für die schwierigen Spiele gegen die Young Boys, St. Gallen, Basel und GC sicherlich Mumm.»

Schultz hat sich den speziellen Abgang verdient. Einerseits kurbelte der Routinier gegen den FCZ die Angriffsmaschinerie an, anderseits schoss er den Treffer zum 3:0. Zusammen mit Doppeltorschütze Davide Callà war er die auffälligste Figur. Schultz gibt sich trotz des Höhenflugs bescheiden und sagt: «Es wäre vermessen, die eigene Leistung zu beurteilen. Das sollen andere tun. Für mich zählt einzig der Erfolg der Mannschaft.»

Und dennoch: Schultz ist beim FC Aarau trotz Genügsamkeit einer der Gewinner der vergangenen Wochen. Nach dem Aufstieg in die Super League setzte Trainer René Weiler nämlich nicht mehr auf den Routinier. Und nachdem Schultz zum Auftakt beim Spiel in Basel auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, fiel er wochenlang in ein Leistungsloch.

Gerüchte über eine Rückkehr

Das ging so weit, dass es im Umfeld des FC Aarau Gerüchte über eine Rückkehr von Schultz zum Kantonsrivalen Wohlen gab. «Natürlich war ich mit der Rolle des Reservisten nicht zufrieden», erinnert sich Schultz. «Ich wusste aber ganz genau, dass meine Chance kommen würde. Ein Wechsel zum FC Wohlen war für mich zu keinem Zeitpunkt ein Thema.»

Kam er zu Beginn der Saison nicht über eine Statistenrolle hinaus, folgte Ende September der Turnaround. In den vergangenen vier Spielen gegen den FC Zürich (2:1), Lausanne (2:3), St. Gallen (0:1) und erneut gegen den FC Zürich (5:1) zählte der Mittelfeldspieler zur Startformation. Er schoss zwei herrliche Weitschuss-Tore, verbuchte drei Assists und wurde seinem Ruf als Denker und Lenker mehrheitlich gerecht.

Momentan läuft für Schultz alles wie am Schnürchen. Angesprochen auf den Grund für die Wende zum Guten gerät er ins Grübeln. «Fussball ist in erster Linie Kopfsache. Eines habe ich im Verlauf meiner langen Karriere gelernt. Man kann oft nicht erklären, warum es läuft und warum nicht. Entscheidend ist die Tatsache, dass ich immer an mich glaube und nie aufgebe.»

Bald Vertragsverlängerung?

Sollte Schultz die Leistungen der letzten Wochen bis zur Winterpause bestätigen können, könnte eine vorzeitige Vertragsverlängerung zum Thema werden. Vielleicht werden Präsident Alfred Schmid, Sportchef Urs Bachmann und Trainer Weiler bereits während des Trainingslagers Mitte Januar in der Südtürkei mit Schultz zusammensitzen und die sportliche Zukunft regeln.