Seit 16 Jahren brachte die Talentshow junge Talente auf die Bühne. Damit ist vorläufig Schluss – offene Rechnungen von über 30000 Franken und eine Anzeige gegen den Präsidenten bedeuten das wahrscheinliche Ende.
«Das Talentshow-Team hat entschieden, 2015 keine Show durchzuführen. Näheres dazu und über die Zukunft der Talentshow können Sie in den nächsten Wochen auf dieser Website lesen.» Dies die lakonische Mitteilung auf der Website www.talentshow-bettlach.ch. Das «Bieler Tagblatt» hat in seiner gestrigen Ausgabe aufgedeckt, dass dahinter wesentlich mehr steckt: Die Rechnungen sämtlicher Lieferanten der diesjährigen Durchführung sind noch immer offen. Es geht konkret um sechs bis zehn Gläubiger, die insgesamt auf über 30 000 Franken warten. Angeblich soll der Präsident des Vereins (und notabene noch einziges offiziell chargiertes Vereinsmitglied), der namentlich nicht genannt werden will, die Mittel für eigene Zwecke genutzt haben, wie das «BT» schreibt. Gegen ihn wurde eine Anzeige wegen Diebstahl, Betrug, Veruntreuung und unseriösem Geschäftsgebaren eingereicht – es gilt die Unschuldsvermutung.
Die Talentshow wurde 1998 unter dem Titel «Sing mit» ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder Walter Bänninger, Beni Odermatt und Bruno Sauvain haben einen Anlass für das Dorf und die Familie geschaffen, der die Schulung und Förderung der Jugendlichen zum Ziel hatte. Besagter Präsident, der in früheren Jahren als Helfer im Einsatz war, hatte 2008 die Talentshow mit Aktiva in der Höhe von 25 000 Franken, Mobiliar und Technik von den Gründungsmitgliedern übernommen.
Über 700 junge Talente konnten seit Bestehen der Talentshow ihr Können unter Beweis stellen, unter ihnen auch verheissungsvolle zukünftige Stars, wie Chelsea Marilyn Zurflüh aus Pieterlen, die vor zwei Jahren auch Kandidatin des European Song Contests wurde und an der Talentshow in ihrer Kategorie mit ihrer Darbietung nicht nur das Publikum in der ausverkauften Büelenhalle, sondern auch die Jury überzeugte. Die Büelenhalle war zu Spitzenzeiten meist ausverkauft, der Wettbewerb auf der Bühne wurde von einer hochkarätigen Jury bewertet, unter den ehemaligen Jurymitgliedern finden sich Namen wie Damian Meier, Kurt «Moos» Gilomen, der ehemalige «Krokus»-Bassgitarrist Tony Castell oder Michel Villa.
2013 wurde der Wettbewerb nicht durchgeführt, ein Sponsor war ausgestiegen. Dass aber nun der Talentshow ein so jähes und unschönes Ende droht, damit hat im Vorfeld niemand gerechnet. Einige der Geprellten haben dem «BT» gegenüber ihrer Bestürzung Ausdruck gegeben und auch ihrem Ärger Luft gemacht. Auch bei der Gemeinde, welche die Talentshow mit einem jährlichen Beitrag unterstützt, ist man nicht besonders erfreut. Gemeindepräsidentin Barbara Leibundgut: «Gerüchteweise hatten wir Kenntnis von den Schwierigkeiten im Verein. Offiziell wissen wir aber noch nichts, es ist auch niemand vom Verein Talentshow an uns gelangt. Sollten sich die Vorwürfe allerdings bewahrheiten, wäre das sehr bedauerlich.» Die Talentshow sei weitherum bekannt gewesen, eine tolle Plattform für die Jungen, die sogar in der Schule noch für ihren Auftritt geübt hätten. Dass es nun offenbar so enden müsse, sei wirklich unhaltbar, so die Gemeindepräsidentin. «Ich bin sehr enttäuscht.»
Das ehemalige OK-Mitglied John D’Eramo war bis zuletzt Helfer bei der Talentshow. Er habe schon letztes Jahr die finanzielle Situation hinterfragt, aber offensichtlich zu wenig insistiert. Man habe sie vor falsche Tatsachen gestellt. Nun will er den Schaden begrenzen. D’Eramo hat bereits mit den Gläubigern Kontakt aufgenommen und will für 2016 eine einmalige Show durchführen, um die Schulden zurückzuzahlen. D’Eramo sucht nun engagierte und motivierte Leute, die «ihm bei der Schadensbegrenzung und dem Aufbau eines möglichen Nachfolgeevents helfen könnten». Allerdings sei laut D’Eramo ausgeschlossen, dass besagter Präsident bei der Weiterführung oder bei einem Nachfolgeevent noch beteiligt sein könne.
Der Angeschuldigte wollte sich zunächst nicht äussern, wies aber später per Mail alle Vorwürfe zurück. Zitat «Bieler Tagblatt»: Es handle sich um ein «internes Problem, welches derzeit geregelt wird und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.» Schuld seien «wilde Spekulationen» und «unüberlegte Aussagen «eines Einzelnen». Er selber habe nur «in fälschlichem Vertrauen auf andere» Fehler gemacht. So oder so, der angerichtete Schaden ist immens.