Mit «Ox und Esel» wagen sich die Schauspieler Jens Wachholz und Hanspeter Bader in der Kulturgarage an einen biblischen Stoff.
In den meisten Versionen der Weihnachtsgeschichte sind sie bloss Kulisse, manchmal Statisten, bestenfalls Nebendarsteller. Doch in diesem Krippenspiel ist das Scheinwerferlicht auf Ochs und Esel gerichtet. «Ox und Esel» heisst auch das Bühnenstück aus der Feder Norbert Ebels, durch das die Vierbeiner weltweit Aufmerksamkeit erlangten.
Nun auch in Solothurn: Seit Dienstag ist das Stück für Theatergänger ab vier in der Kulturgarage zu sehen. Und zwar in einer allzu gut bekannten schauspielerischen Besetzung: Hanspeter Bader mimt den Ochsen, Jens Wachholz den Esel. Für die live erzeugten «Soundeffekte» zeichnet Jacques Spälti verantwortlich – und fürs Licht Vera Probst.
Der Zuschauer kennt zwar den Ort – Bethlehem –, nicht aber die Zeit: Ist es besagter Dezemberabend vor rund 2000 Jahren? Oder deuten Stehlampe und Schneekugel im Stall-Interieur doch eher auf eine neuzeitliche Einordnung hin? Ansonsten die klassische Einrichtung: Stroh en masse, und eine Krippe mit Heu, davor ein perplexer Ochse, der nicht glauben kann, was da auf seinem wohlverdienten Abendessen liegt. «Das lebt ja noch!», meint er, als der Esel spät von seinem täglichen Hafer-Erwerb als Kutschentier zurückkehrt.
Der mittelmässig belesene WG-Kumpane ahnt, was da in der Krippe liegt und erinnert an Josef aus Galiläa, der mit seiner schwangeren Frau «Mechthild» («oder so ähnlich») vor dem römischen Statthalter Herr Rodes geflohen ist. Und nachdem alle Hotels in der Gegend ausgebucht waren, ist als Ort der Niederkunft für ihren Kleinen nur noch dieser bereits bewohnte Stall übriggeblieben.
So also gelangt dieses neue Menschenkind in Obhut von Ochs und Esel, denen die Überforderung ins Gesicht geschrieben ist. Vielleicht klettert der ungebetene Gast ja eigenständig aus der Krippe und läuft davon, sobald er erwacht? Bald zeigt sich, dass er lieber auf des Ochsen Abendessen liegenbleibt.
Doch wann würden seine Eltern zurückkommen? Sind Maria und Josef just am Einkaufen? Während der sichtlich hungergereizte Ochse Anstalten macht, Reissaus zu nehmen, freundet sich der Esel – unbeholfen, aber aufrichtig – langsam mit dem Gedanken an, den neuen Mitbewohner des Stalls zu umsorgen.
In erster Linie richtet sich das Bühnenstück an Kindengruppen, an Primarschulklassen und an Familien. Es hält aber auch schöne Lacher und einigen Tiefsinn fürs erwachsene Theaterpublikum bereit. Entsprechend freuen sich Wachholz und Bader bereits auf weitere Vorstellungen, von denen einzelne bereits ausgebucht sind.
Für «Ox und Esel» haben die beiden Schauspieler während dem ganzen November geprobt und dem Stück durch zweierlei ihre persönliche Note verliehen. Einerseits durch den Einbau eines witzigen, zweistimmigen Wiegenlied-Medleys, andererseits durch die Tatsache, dass sie den behäbigen Ochsen und den liebenswürdig-chaotischen Esel authentisch verkörpern. Und bei aller Situationskomik bleibt das Stück respektvoll: gegenüber dem Zauber der Weihnachtsgeschichte und der Würde ihrer religiösen Bedeutung.
Weitere Vorstellungen in der Kuga: 5. Dez., 11 Uhr; 7. Dez., 15 und 19 Uhr; 8. Dez., 15 Uhr. Reservation: 078 824 94 12.