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Fernando von Arb und Jürg Nägeli lancieren mit «The Heavys» einen Hit.
Solothurn ist ein eigentlicher Geysir der Rockmusik. Regelmässig sprudelt wieder was Heisses dröhnend aus dem sonst ruhigen «Untergrund» hervor. So eben geschehen bei zwei Solothurner Altrockern, die im Studio «Pink Bild und Ton» nach getaner Arbeit in alten Rock-Erinnerungen schwelgen, während sich «Studiohündin» Abby draussen die Sonne auf den Pelz brennen lässt.
Doch zur getanen Arbeit später: Das Duo besteht aus Jürg Nägeli, dem das Studio gehört, und Fernando von Arb. Erster war Musiker bei der Rockband «Krokus», zweiter ist es heute noch. Dabei gilt die Reise in die Vergangenheit einer ganz anderen Formation, quasi einer Auskoppelung von «Krokus». Unter dem Namen «The Heavy’s» schlugen die beiden nämlich eigene Wege neben «Krokus» ein.
Alles begann mit einer Promo-Kampagne für ein «Swatch»-Modell mit Metallband. Ziel: ein Medley mit unvergänglichen Ohrwürmern der Rockszene zu schaffen. Unterstützt von Chris von Rohr, machten sich beide ans Werk, und der Clou unter dem Titel «Metal Marathon» gelang. Aus der Sammlung der unsterblichen Riffs und Beats trugen sie das Beste zusammen, arrangierten und hörten in mühevoller Kleinstarbeit jeden einzelnen Ton ab, um möglichst nah am Original zu bleiben. Mit eigens komponierten Übergangsstücken fügten sie die einzelnen Stücke aneinander. Und mit einer selbst geschaffenen Pilotspur im Ohr produzierten sie alsdann zusammen mit Leadsänger Mark B. Lay ihr Medley.
«Nachdem ich jahrelang in der ‹Krokus-Spur› zwischen Studio und Bühne hin- und hergependelt war, erschien mir dieses Projekt mal wieder eine richtige, herausfordernde Aufgabe», erinnert sich Fernando von Arb heute. Entstanden ist ein Spurt quer durch die Rockgeschichte, vorbei an «Bon Jovi», «Kiss», «Status Quo», «Deep Purple», «Europe», «Queen», «AC/DC», «Gun’s’Roses», «Van Halen», Chuck Berry und einige mehr. Das Resultat – bestehend aus vier Medleys auf Vinyl und CD – ging bei vielen glatt als Zusammenschnitt der vermeintlichen Originale durch, wie sich Jürg Nägeli erinnert.
Und der Erfolg sollte ihnen recht geben: Unter den Decknamen W. Hammer und R. Weiss oder eben «The Heavys» landeten sie in der Schweizer Single-Hitparade weit vorne. Mit einer zweiten Scheibe unter dem Titel «More Metal Marathon» knüpften Jürg Nägeli und Fernando von Arb 1992 an den Erfolg an. Und so feierten die beiden gar internationale Erfolge. Ihr Sound war rund um den Globus zu hören, auch in Skandinavien oder Japan.
«Nur in die USA konnten wir unsere Alben nicht reinbringen», sagt Nägeli: Nach den dortigen Urheberrechtsbestimmungen wäre jeder einzelne Medley-Song als komplettes Stück verrechnet worden. Viel zu teuer, wie beide feststellen mussten. Vor zehn Jahren dann streckten die beiden ihre Köpfe abermals zusammen, um die beiden Medley-Alben erneut als Doppel-CD «Mega Metal Marathon» herauszubringen.
Zurück in die Gegenwart: Nun haben die beiden Musiker neue Wege eingeschlagen. «Auf meiner Festplatte schlummerten bis zu meiner Pensionierung tonnenweise Songideen ungenutzt», erzählt Fernando von Arb. «Und dann sagte ich mir: Jetzt machst Du was draus oder lässt es für immer gut sein.» Er entschied sich für ersteres und machte sich mit Jürg Nägeli ans Werk für etwas Eigenes. Als Sänger sprang Eric St Michaels ein.
Entstanden ist ein Song, der an «Status Quo» erinnert und schon nur durch den Titel vor allem Fussballsongs ansprechen soll. «Rock this World tonight» ist denn auch eine WM-Hymne, wohlwissend, dass vor allem ältere Hörer miteinstimmen werden. «Wurst-und-Brot-Rock» könnte man das ganze nennen, findet von Arb. Währschaft und bekömmlich eben.
Allerdings hat sich seit den guten, alten «Heavys»-Zeiten einiges geändert und ist nicht einfacher geworden, stellt Nägeli fest. «Singles presst heute keiner mehr. Und der Verkauf von physischer Musik ist passée.» So greifen die beiden Altrocker halt auf die heutzutage bewährten Vertriebskanäle zurück – und verkaufen «Rock this World tonight» halt eben selbst.