Startseite
Solothurn
Solothurn Stadt
Der neue Präsident der De-Vigier-Stiftung zur Förderung von Jungunternehmern heisst Daniel Borer. Für den Arzt und Unternehmer ist das Fördern von Jungunternehmern eine «spannende Aufgabe».
Sie sind wie Ihr Vorgänger Besitzer einer Airline. Ist das eine Vorgabe für das Präsidialamt der Stiftung?
Daniel Borer: Ich hoffe nicht. Es ist Zufall. Moritz Suter und ich kennen uns schon lange und vor einem Jahr hat er mich bezüglich seiner Nachfolge kontaktiert. Die Entwicklung der Stiftung verfolge ich seit Jahren.
Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Als Unternehmer bin ich generell interessiert an neuen Projekten und Ideen. Die Stiftung ermöglicht Kontakte mit sehr kreativen Menschen. Die Förderung und Unterstützung von Unternehmern ist eine spannende und schöne Aufgabe.
Der 47-jährige Daniel Borer ist vielseitig tätig. Als Allgemeinmediziner arbeitet er die Hälfte der Woche in einer Gruppenpraxis in Mörigen am Bielersee. In seiner Beteiligungsgesellschaft Centaurium mit Holdingsitz in Beckenried hat er seine unternehmerischen Tätigkeiten zusammengefasst. Seit 2009 führt er die Hotelgruppe Giardino mit 5-Stern-Hotels in Ascona, Minusio und St. Moritz. Er ist Teilhaber des deutschen Möbelherstellers Dedon und 2010 übernahm Borer die Fluggesellschaft Skywork mit Sitz in Bern-Belpmoos. Nach Investitionen von 50 Millionen Franken ist er als Verwaltungsratspräsident diesen Winter zurückgetreten und ist nicht mehr grösster Einzelaktionär. «Es ist ein hartes Geschäft. Aber die Airline wird dieses Jahr schwarze Zahlen schreiben», sagt Borer. Ganz in seinem Besitz befindet sich die Business-Airline Skywork Executive AG. Daniel Borer ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist der Sohn von Harry Borer, dem Ex-Patron von Rolex Biel. Sie baut die Uhrwerke für die Nobelmarke. Rolex Genf kaufte 2004 das Bieler Unternehmen. Die «Bilanz» schätzt das Familienvermögen auf 1,5 bis 2 Milliarden Franken. (FS)
Die Stiftung will Jungunternehmern unter die Arme greifen. Brauchen sie überhaupt solche Hilfe?
Als angehender Unternehmer fühlt man sich oft alleine gelassen mit einer Idee. «Das geht nicht» oder «Du bist verrückt» heisst es dann im Umfeld. In solchen Fällen ist eine Institution wie die De-Vigier-Stiftung sicherlich hilfreich, die ohne eigene Interessen und neutral Projekte beurteilen kann. Das Unternehmertum steht im Vordergrund, und zwar querbeet durch alle Sektoren.
Ist das auch Ihre Zielsetzung?
Ja. Das ist die Idee des Stiftungsgründers. Bill de Vigier war das Unternehmertum sehr wichtig, auch aus eigenen Erfahrungen. Er selbst setzte sich gegen grosse Zweifel und Widerstände durch und hat etwas «Grosses» aufgebaut. Dieser Geist muss und soll in der Stiftung weiterleben.
Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Die Tätigkeit der Stiftung ist definiert. Ich kann auf ein gutes Team zurückgreifen, welches das operative Geschäft inklusive Selektion und Beurteilung professionell und im Einklang mit der Stiftungsidee umsetzt. Ich will also nicht neue Pflöcke einschlagen, sondern die Tradition weiterführen.
Unternehmer, Investor, Arzt oder «Rolex-Erbe» - was sind Sie?
Am wenigsten gerne höre ich die Berufsbezeichnung «Erbe». Einerseits stimmt es nicht, andererseits hört es sich so an, als wenn meine Eltern gestorben wären. Ich bin zu 50 Prozent als Arzt in einer Gruppenpraxis tätig und arbeite als Unternehmer und Investor in verschiedensten Sparten.
Können Sie aus Ihrer Arbeit als Arzt etwas in ihre unternehmerische Tätigkeit einfliessen lassen?
Ja. Einerseits ist die Praxis ein respektables KMU. Andererseits bin ich es gewohnt, rasch wichtige Entscheide zu fällen. Die Arbeit als Arzt gibt mir auch Bodenhaftung. Es ist wichtig, dass man in der Unternehmerwelt nicht abhebt und die Probleme an der Front vergisst. In der einen Welt geht es um Millionen, in der anderen um eine Grippe oder andere Krankheiten, also um echte Lebensprobleme.
Was braucht es heute, um als Jungunternehmer erfolgreich zu sein?
Es braucht eine Idee, eine Vision, von der man überzeugt ist. Aber nur etwas «erfinden» reicht nicht. Ein Unternehmer muss auch sein Umfeld so begeistern können, dass diese Menschen motiviert sind, am Ziel mitzuarbeiten. Es braucht beides: Eine Innovation, aber auch das Wissen und Können, diese so umzusetzen, um damit auf dem Markt bestehen zu können.
Geld allein genügt nicht?
Nein, keinesfalls. Das Startkapital von 100 000 Franken unserer Stiftung kann zwar wichtig sein als Kapitalgrundlage. Aber die Stiftung bietet mehr als Geld: Sie begleitet die Unternehmer aktiv auf ihrem Weg und stellt ein breites Netzwerk zur Verfügung.
Können alle Unternehmer werden?
Ich denke, jeder Mensch kann Unternehmer werden. Wichtig sind Beispielsfunktionen aus dem persönlichen Umfeld. Aber die vielen Selfmademan-Karrieren zeigen, dass grundsätzlich jeder - quer durch die ganze Gesellschaft - eine Firma aufbauen kann.