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Die Ambassadorenkrippe zieht derzeit wieder Besucher aus nah und fern in der Jesuitenkirche in Solothurn an. Die Geschichte der 52 Figuren ist besonders faszinierend.
Wann genau die Ambassadorenkrippe respektive ihre Figuren entstanden sind, ist unbekannt. Abgestützt auf Vergleichsbeispiele aus dem süddeutschen Raum werden sie der Mitte des 18. Jahrhunderts zugeordnet. Dafür spricht auch die üppige Rokoko-Ausstaffierung der Damen, die dem Jesuskind in der Krippe ebenso die Reverenz erweisen wie barockbezopfte Gentlemen oder ein Dragoner in Solothurner Uniform. Die Figuren mit Wachsköpfen waren in unbekanntem Privatbesitz und zeitweise im Kloster St. Joseph ausgestellt, ehe sie Konservator Eugen Tatarinoff über einen «Dealer», den Welschenrohrer Pfarrer Stüdeli, 1914 für die Stadt oder vielmehr die historisch-antiquarische Sammlung des heutigen Kunstmuseums erwerben konnte. Zwischen 1918 und 1921 restaurierte Emilie Gunzinger mit einem Team die Figuren, und zwar zum Nulltarif. 1929 streute Tatarinoff eine abenteuerliche Geschichte für die Presse, wonach die Krippe vom französischen Ambassador für ein Kinderfest bestellt worden sei – wofür sich allerdings nirgends Anhaltspunkte ergaben.
1952 wurde durch die Stadt das (wohn)historische Museum Blumenstein eröffnet und die Krippe Bestandteil der Ausstellung. Allerdings wurde nur ein Teil der Figuren gezeigt, der Rest verblieb als Depositum der Stadt im Kloster St. Joseph. Dort wurden von Schwester Clara noch vor der Museumseröffnung die auszustellenden Figuren restauriert – dabei setzte sie für die Gewänder alte Paramentstoffe ein.
Ein Drittel der Figuren blieb bis 2005 als Dauerausstellung im Blumenstein, der Rest wurde nach der Schliessung des Klosters St. Joseph im Keller des bischöflichen Ordinariats und im Kloster Visitation gelagert. 2005 entschloss man sich im Blumenstein, alle Figuren zusammenzuführen, aber nicht mehr permanent als Teil, sondern möglichst geschlossen nur zur Weihnachtszeit in der Jesuitenkirche zu zeigen. Doch viele Figuren waren inzwischen sehr schadhaft und mussten restauriert werden, auch zeigte sich die Notwendigkeit, für jede Figur zur Aufbewahrung und den gesicherten Transport eine passende Holzkiste zu zimmern. Die Restaurierungskosten von 1000 bis 3000 Franken pro Figur plus 300 bis 900 Franken für die passende Kiste überstiegen jedoch das Museums-Budget bei weitem.
So wurden «Gotten» und «Göttis» sowie Spender für die Krippe gesucht – 33 Figuren fanden damals spontan eine Patenschaft, und insgesamt kamen fast 18 000 Franken zusammen. Damit war die Ambassadorenkrippe nicht nur gerettet, sie konnte fortan fachgerecht transportiert und gelagert werden. (ww)
Quelle: www.museumblumenstein.ch