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Peter Jaeggi, Journalist und Buchautor, legt das Buch «Krieg ohne Ende» vor. Darin geht er den Spätfolgen des Vietnamkriegs bis in unsere Tage hinein nach.
«Kaum ein Krieg hat so viele schmerzhafte Langzeitschäden verursacht wie der Vietnamkrieg», schreibt Journalist und Buchautor Peter Jaeggi aus Niederwil im Vorwort seines soeben erschienenen Buches «Krieg ohne Ende».
Er zeichnet darin die Geschichte dieses hässlichen Krieges auf und legt insbesondere Gewicht auf die Chemiewaffe «Agent Orange». Die USA und ihre Verbündeten versprühten im Vietnamkrieg Millionen Liter von unterschiedlichen gefährlichen Herbiziden, darunter auch Agent Orange.
Dieses enthielt TCDD, das giftigste aller Dioxine. Noch heute kommen deswegen in Vietnam Kinder mit Behinderungen zur Welt. Der Krieg, der 1975, vor 41 Jahren endete, dauert also immer noch an. Jaeggis erstes Buch über die Katastrophe Agent Orange erschien 2000. Jetzt hat er neue Fakten gesammelt, welche die Kriegsauswirkungen bis in unsere Tage hinein belegen. Neben der Geschichte des gefährlichen Herbizids zieht der Autor Parallelen zu den «Agents Orange» von heute» – zu Umweltgiften wie Glyphosat und Dioxinen. Jaeggi beleuchtet weitere Umweltskandale wie denjenigen von Seveso, und er stellt dar, wie beteiligte Chemiefirmen bis heute eine Mauer des Schweigens und Verdrängens aufbauen.
Doch der Chemiewaffeneinsatz war nur eines von vielen Verbrechen, die in diesem Krieg zum Alltag gehörten. Napalm, Umerziehungslager, Folterungen, Massaker an Zivilpersonen – keine Kriegsgräuel wurden in dem rund 30 Jahre dauernden Stellvertreterkrieg zwischen Ost und West ausgelassen. Das Buch beschreibt den Kriegsverlauf ausführlich und berichtet darüber, wie die Kriegsopfer von damals immer noch um Gerechtigkeit und Aufarbeitung kämpfen.
Der Vietnamkrieg war auch der Krieg, der erstmals «die Teppiche der Wohnzimmer in Europa mit Blut befleckte», zitiert der Autor einen Journalisten. Und er erwähnt den Stellenwert der Medien bei den Kriegshandlungen. Wer erinnert sich nicht an die sonntäglichen Nachrichten aus den Kampfgebieten, an die schrecklichen Bilder von verbrannten, rennenden, schreienden Kindern und Frauen. Solche Bilder waren es, die in Europa und den USA zu Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg führten. Jaeggi erklärt, was hinter den Bildern steckte, wie deren Wirkungen auch gezielt von den Kriegsparteien eingesetzt wurden. Und er stellt fest: Dieser Krieg war ein Ereignis, bei dem fast die gesamte Welt mitmischte, bei dem auch Deutschland, die Schweiz und Österreich verschiedene Rollen hatten.
Bis heute ist die Aufarbeitung der damaligen Kriegsgeschehen schwierig bis unmöglich, hat der Autor recherchiert. «In den USA und in Vietnam ist rund um den Krieg eine seltsame Heldenverehrung entstanden», schreibt er. In Vietnam sei Kritik an den Kriegshelden ein Tabu, wer es bricht, müsse mit Repressalien rechnen. In Amerika sind die einschlägigen Archive immer noch unzugänglich, weil sie als «Geheim» eingestuft sind. Dennoch hat es der Autor geschafft, mit damaligen Offizieren, Soldaten und Opfern auf beiden Seiten zu sprechen, um so ein möglichst unabhängiges Bild der damaligen Ereignisse zu erhalten. «Das Buch soll Hilfestellung für jene sein, die sich in nützlicher Frist einen Überblick über die wichtigsten Aspekte dieses Krieges verschaffen wollen», meint der Autor.
Im Buch sind zudem Fotos von Roland Schmid sowie Aufnahmen nordvietnamesischer Kriegsfotografen zu sehen, die teilweise zum ersten Mal zu sehen sind.
Peter Jaeggi «Krieg ohne Ende» Spätfolgen des Vietnamkrieges. 300 S. ill., mit Fotos. Basel, Lenos Verlag; Fr. 32.–. Zusatzinfos: www.agentorange-vietnam.org