Oberdorf
Skype-Gottesdienst mit Pfarrer Hans Zünd: «Wir suchen jetzt alle nach neuen Wegen»

Pfarrer Hans Zünd hat mittels Skype einen Gottesdienst mit den Bewohnern des Altersheims Bellevue in Oberdorf gefeiert.

Urs Byland
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Hans Zünd während seines Skype-Gottesdiensts: Er ist leitender Priester des Pastoralraumes Mittlerer Leberberg mit den Gemeinden Bellach, Lommiswil, Selzach, Langendorf und Oberdorf.

Hans Zünd während seines Skype-Gottesdiensts: Er ist leitender Priester des Pastoralraumes Mittlerer Leberberg mit den Gemeinden Bellach, Lommiswil, Selzach, Langendorf und Oberdorf.

Solothurner Zeitung

Hans Zünd, Sie wirken als Pfarrer in Oberdorf. Ich habe gehört, Sie sind schon etwas älter?

Hans Zünd: Ich bin 81 Jahre alt, aber nur, wenn man auf die Jahreszahl schaut, sonst bin ich jünger.

Mit der Coronakrise sind Sie neue Wege gegangen.

Wir suchen jetzt alle nach neuen Wegen. Das ist eine völlige Umstellung. Normalerweise wünschen wir uns, dass die Leute in die Kirche kommen. Und in die Altersheime gehen wir und feiern den Gottesdienst. Im Altersheim Bellevue in Oberdorf wechseln wir Katholiken uns mit den Reformierten ab. Jetzt haben wir dafür geschaut, dass wir den Gottesdienst nicht ausfallen lassen müssen. Gerade jetzt in dieser Zeit brauchen die Menschen Gebete und Gottesdienst noch mehr als zu normalen Zeiten.

Im Altersheim Bellevue gilt jedoch ein Besuchsstopp.

Es ist vom Bistum auch verboten worden, normale Gottesdienste beispielsweise in der Kirche zu feiern. Das wären grössere Ansammlungen von Menschen.

Welche Lösung haben Sie gefunden?

Wir haben geskypt. Dafür habe ich mich in meinem Büro eingerichtet und einen Gottesdienst für die Quarantäne durchgeführt. (Er schmunzelt) Die alten Leute haben keinen Spielraum, sie erhalten keine Besuche, und ich wollte einerseits etwas hineinbringen, das Freude bereitet, und andererseits auch die Fastenzeit und die Ostertage einfliessen lassen.

Wie ist das abgelaufen?

Im Bellevue wurde mein Bild auf einen grossen Bildschirm projiziert. Die Leute haben sich davor versammelt.

Haben Sie einfach gepredigt?

Nein, ich habe einen normalen Gottesdienst durchgeführt. Am Anfang haben wir gesungen.

Dabei ging es darum, dass Gott auf verschiedenen Wegen in die Welt tritt, Jesus, Propheten und auch über die Natur. Dann habe ich eine Powerpoint-Präsentation mit Bildern von Frühlingsblumen und Landschaften laufen lassen.

Haben Sie die singenden Bewohner im Bellevue gehört?

Schon, aber es war technisch etwas schwierig, weil wenn ich selber mitsinge, höre ich die Leute nicht, oder nur mit Verzögerung. Danach habe ich einige Worte zum Evangelium gesprochen. Ich habe eine Abendmahlmesse gefeiert, aber ohne Brot. Weil wir kein Brot verteilen konnten, habe ich eine sogenannte geistliche Kommunion gemacht.

Das heisst?

Mit einem Gebet, das ungefähr so lautet: Denk Du in mir oh Jesus, dann denk ich licht und klar, sprich Du aus mir oh Jesus, dann sprech ich mild und wahr ... und so weiter, sodass möglichst Jesus uns in Fleisch und Blut übergeht.

Haben Sie auch mit den Bewohnern etwas gemacht?

Ja, ich habe einen Psalm genommen, den wir im Wechsel gemeinsam gebetet haben. Eine Zeile ich und eine Zeile die Bewohner. So ging das hin und her. Ich habe den Psalm projiziert und sie haben gelesen, und ich habe auch gelesen.

Findet der Gottesdienst an Ostern eine Wiederholung?

Die Heimleiterin des Bellevue, Brigitte Baschung, hat mich erneut angefragt. Parallel dazu wird Gilbert Tschuppli im Altersheim Ischimatt in Langendorf am Ostersonntag um 9.30 Uhr einen Skype-Gottesdienst feiern. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen. Tamara Demuth, eine Lehrtochter, will beispielsweise Klavier spielen und mit den Bewohnern singen. Und Fides Rey, eine Pflegefachfrau, wird örtlich das ausführen, was ich auf Distanz nicht kann: Kerzen anzünden, Weihwasser sprengen, und das Halleluja von Cohen singen.