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Die Gemeinde Gerlafingen wendet sich gegen das ausserkantonale Bauvorhaben von Migros und Post bei der ehemaligen Papierfabrik Utzenstorf. Digitec und Galaxus sollen dort ein Logistikzentrum erhalten.
Knapp 2,5 Kilometer Luftlinie von Gerlafingen entfernt wollen Migros und Post auf der grössten Arbeitszonenreserve (320'000 Quadratmeter) im Kanton Bern bei der ehemaligen Papierfabrik Utzenstorf bauen. Digitec und Galaxus mit ihren Onlineshops sollen dort ein Logistikzentrum erhalten und die Post will ein dazu passendes Sortierzentrum bauen. Die Gemeindebehörden von Gerlafingen sind gewarnt. Sie wurden von der seinerzeitigen Ankündigung der Pläne ebenso überrascht wie die kantonalen Behörden. Jetzt gilt es, «ein Bein in den Türrahmen zu halten», sagt Gemeindepräsident Philipp Heri. Denn nochmals knapp 2,5 Kilometer weiter lockt der Autobahnanschluss Kriegstetten. Dieser wäre für die Lastwagen aus dem neuen Logistikzentrum weitaus praktischer zu erreichen als der fast 9 Kilometer entfernte Autobahnanschluss Kirchberg.
Es droht eine starke Zunahme des Verkehrs. Das hat die Gemeindebehörden dazu bewogen, Einsprache gegen das Bauvorhaben einzulegen. Gerlafingen ist damit einer von acht Einsprechern, wie die «Berner Zeitung» schreibt.
Die Gerlafinger fordern nicht weniger als die grundsätzliche Ablehnung des Baugesuchs. Die Papierfabrik sei an der Emme gebaut worden, um einfach zur Energie mittels Wasserkraft zu kommen. Heute befinde sich das Areal in einem regional wichtigen Natur- und Erholungsgebiet fernab von Hauptverkehrsachsen und umgeben von landwirtschaftlich genutzten Flächen. «Es ist offensichtlich, dass die Behörden der Kantone Solothurn und Bern nicht miteinander geredet haben», erklärt Heri. Auch der Kanton Bern habe einen Richtplan, in dem festgehalten ist, wo solche Logistikbetriebe gebaut werden sollten. «Sicher nicht im Grünen an der Emme, sondern beispielsweise an der Autobahn.»
Jetzt werde bei der ehemaligen Papierfabrik Utzenstorf die Altlast saniert. «Dann hätte man eine grüne Wiese, die man der Landwirtschaft oder der Natur zurückgeben könnte.» Heri stellt sich einen Zonentransfer vor, damit das Vorhaben der Migros andernorts realisiert werden könnte. «Und nicht einfach dort, wo man offensichtlich rasch handeln kann.»
Der zweite wichtige Punkt der Einsprache behandelt den zu erwartenden Mehrverkehr durch LKW-Fahrten. Im Vollausbau wird mit 320 Lastwagenfahrten und 590 Personenwagenfahrten gerechnet. Zur Verteilung der Fahrten gibt es drei Szenarien. Das für Gerlafingen günstigste prognostiziert 45 Prozent der LKW-Fahrten, also 144 via Autobahnanschluss Kriegstetten. Auf der Wilerstrasse in Gerlafingen würde die Anzahl LKW-Fahrten von heute 363 auf 507 täglich ansteigen. Im schlechtesten Szenario fahren 80 Prozent der LKW aus Utzenstorf in Richtung Gerlafingen. Das sind dann plus 256 LKW-Fahrten. Es wird mit erheblichen Nachteilen für Gerlafingen gerechnet durch CO2-Ausstoss, Lärm, Abgase und Unfälle. «Das könnte bei direkter Anbindung an die Autobahn massiv reduziert werden», so der Text der Einsprache.
Und falls das Bauvorhaben der Migros realisiert wird, erwartet Heri, dass der Transport der Waren vermehrt auf die Bahn verlagert wird.
Neben der grundsätzlichen Ablehnung des Bauvorhabens wird in der Einsprache eine Evaluation von möglichen Standorten an den Hauptverkehrsachsen gefordert, auch wenn diese heute noch ausserhalb der Bauzone liegen (Zonenabtausch). Weiter sei auch der Kanton Solothurn in die Planung einzubeziehen. Und bei der Beurteilung der Raum- und Umweltverträglichkeit soll das Gesamtareal und nicht nur die erste Etappe angeschaut werden. «Sonst wird einfach eine Salamitaktik verfolgt», so Heri.