Für Bolkens Gemeindepräsidentin Jeannette Baumgartner-Roth war es die letzte Gemeindeversammlung.
«Unsere Jeannette» stand für einmal im Mittelpunkt der Gemeindeversammlung in Bolken. Die Gemeindepräsidentin hört nach acht Jahren Präsidium auf. Eine Nachfolge wurde am letzten Wochenende mit Patrick Meier gefunden. «Ich glaube, ich war noch nie so nervös wie heute», startete sie in die Versammlung. «Auch weil so viele Bolknerinnen und Bolkner den Weg an die Rechnungsgemeinde gefunden haben.»
Sie wolle in ihrer letzten Gemeindeversammlung keinen Fehler machen, eröffnete sie den 20 anwesenden Stimmberechtigten und erzählte von der Eröffnung des Bücherschrankes beim Container der Gemeindeverwaltung, die kurz vor der Gemeindeversammlung durchgeführt wurde.
Sie dankte der Präsidentin des Vereins Prisma für deren Engagement und ihrem Mann Ulrich, der tatkräftig mithalf, einen ausgedienten Kühlschrank in einen Bücherschrank zu verwandeln.
Ihre Sorge war völlig unbegründet. Von sehr freundlichen Angebot nach dem Eintreten auf jedes Traktandum «Wem darf ich das Wort erteilen?» nahm niemand Gebrauch. Die Totalrevision der Gemeindeordnung und das Reglement über die Benützung der öffentlichen Bauten, Schul- und Sportanlagen wurden innert Minutenfrist genehmigt.
Die Erklärungen zur Rechnung nahmen etwas mehr Raum in Anspruch. Gerne hätte Thomas Beer, der für Bolken die Finanzverwaltung erledigt, der Gemeindepräsidentin einen Gewinn mit auf den Weg gegeben. Aber es reichte knapp nicht. Die Erfolgsrechnung 2020 schliesst bei einem Aufwand von 2,723 Mio. Franken mit einem Verlust von 10265 Franken. Immerhin konnte der budgetierte Verlust von 231'000 Franken klar vermieden werden.
Insbesondere die Verwaltungsausgaben gingen stark zurück. Ausschlaggebend war aber der Ertrag im Bereich Finanzen und Steuern, der um 185'000 Franken besser ausfiel als budgetiert.
Die Investitionen, die netto 156'000 Franken betrugen konnten selber finanziert werden. Die Nettoschuld beträgt noch 869 Franken pro Kopf. Das sind 85 Franken weniger als ein Jahr zuvor.
Eine Gemeindeversammlung auf dem Lande ist, wenn in der Schweigeminute für die im vergangenen Jahr Verstorbenen nur noch der Sekundentakt der Wanduhr zu hören ist. Es kann aber auch Musik vom Handy einer Teilnehmerin ertönen. In diesem Fall das bekannte Lied «Mit sechsundsechzig Jahren» von Udo Jürgens, das die 66-jährige Jeannette Baumgartner-Roth zum Mitklatschen animierte und ihr Tränen in die Augen zauberten.
Der ebenfalls nicht mehr zur Wahl angetretene Vizegemeindepräsident Beat Affolter, kurz zuvor von der Gemeindepräsidentin mit einem Blumenstrauss verabschiedet, ehrte Baumgartner, mit der er unzählige Sitzungen erlebte.
«Du bist wie die Dargebotene Hand, nicht nur Stimme, sondern auch Seele von Bolken und hast immer ein offenes Ohr für alle Anliegen.»
Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, erklärte Jeannette Baumgartner-Roth. Die Belastung sei manchmal enorm gewesen, aber «es war eine schöne Aufgabe».