Bühne Burgäschi
Die Prinzessin singt im echten Zirkuszelt

Die Operette «Die Zirkusprinzessin» feiert in zwei Wochen in Burgäschi Premiere. Die Aufführungen finden in einem Zirkuszelt statt. Da gehört natürlich auch ein Pony dazu.

Gundi Klemm
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Ungewohntes, aber schönes Ambiente für die Aufführungen der «Zirkusprinzessin».
26 Bilder
Probebesuch bei Die Zirkusprinzessin der Bühne Burgäschi
Sitzt alles?
Die Waffe ist natürlich nicht echt
Musik und Handlung müssen passen.
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Ungewohntes, aber schönes Ambiente für die Aufführungen der «Zirkusprinzessin».

Thomas Ulrich

Als ob es ins Aeschimoos dauerhaft hineingehört, so liegt das grosse Monti-Zirkuszelt seit letzter Woche in die Landschaft eingebettet: Ein Anblick voller Poesie. Die ersten Proben des aus 16 Solistinnen und Solisten, 20 Chorleuten und den Mitgliedern eines vollausgebauten Orchesters bestehenden Burgäschi-Ensembles haben bereits im Zelt stattgefunden. Der Aufführung von «Die Zirkusprinzessin» mit Musik von Emmerich Kalman zum Libretto der bekannten Texter Alfred Grünwald und Julius Brammer ab 3. Juni steht nichts mehr im Weg.

Im Wettstreit mit zirpenden Grillen dringen Musik und Gesang nach draussen. Sie locken ins Zirkusrund, das mit seiner schillernd-elektrisierenden Atmosphäre sofort gefangen nimmt.

Von überall her ist die Sicht auf die Manege und das stets wirbelnde Geschehen in den vier Bildern «Zirkus», «Palast», «Kirche» und «Wiener Kaffeehaus» unverstellt von ansteigenden Sitzreihen aus möglich. Ausleuchtung und Akustik im Zelt sind gut, zumal auch das Orchester nicht die zirzensisch übliche Hochetage sondern ebenerdig den Bühnenhintergrund einnimmt. Zur Truppe zählt wie selbstverständlich auch ein Zirkus-Pony.

Die «Strippenzieherin»

Mit ihrer Regieerfahrung, ihrem Gespür für originelle Theaterwirkungen und mit Lust führt Melanie Gehrig Walthert durch die Proben. Die musikalischen Grundlagen sind im Chor und bei den Solostimmen bereits von langer Hand gelegt.

Die Rollenträger, die dem Publikum mehrheitlich von den Operetten-Aufführungen der Vorjahre bekannt sind, hat Gehrig mit Fingerspitzengefühl ihren Talenten entsprechend eingesetzt. Im Operetten-Genre, hier mit den Leitthemen Liebe und Stolz, zählen zum Gesang darstellendes Spiel und deutliche Sprache.

Hermann im Glück

Hinter Planung, Vorbereitung und Durchführung für dieses «Kulturereignis der Extraklasse auf der grünen Wiese» steckt viel Arbeit. Hermann Gehrig betont vor allem das Positive. «Ich habe viel Glück, weil wir von einem selbstlosen Helferkreis unterstützt werden.» Damit ist vor allem die «40-Mann-Brigade» aus überwiegend Pensionierten gemeint, die beispielsweise das Zelt mit einem feuchtigkeitsabweisenden Holzboden auslegten. Er erwähnt auch die beiden Landeigentümer, Beat Ochsenbein und Martin Sommer, mit denen alle Absprachen mühelos gelingen. Dazu zählt ebenso Daniela Flury, die wie bei früheren Aufführungen die Verantwortung für Requisiten und Bühnenmalerei trägt. Sie sorgt für das problemlose Funktionieren der drehbaren Kulissen. Zwei weitere «Nimmermüde» erwähnt Gehrig mit Christoph Zbinden, der als Korrepetitor in allen Proben am Klavier die musikalische Basis legt, und Evelyne Brönnimann, die als Assistentin der Regie tätig ist. Unersetzlich sei Ursula Willi, die seit Jahren die Administration leitet und Ansprechpartnerin fürs Publikum ist. (gku)

Neu im Ensemble ist Tenor Simon Jäger, der den geheimnisvollen Zirkusartisten Mister X gibt. Ihm zur Seite verwandelt sich Stefanie Frei (Sopran), schönstimmig und gekleidet in edle Roben, in die Fürstin Fedora Palinska.

Ihr Verehrer Prinz Sergius (Bariton Roger Bucher) wird als verschmähter Liebhaber immer mehr zum intriganten Bösewicht, der die Ehe zwischen Fürstin und Zirkusartist, der eigentlich von adeliger Herkunft ist, rachsüchtig bis ins Finale untergraben will.

Wegen dieser nicht standesgemässen Heirat wird Fedora als «Zirkusprinzessin» verspottet. Aber schliesslich siegt operettenselige Harmonie. Als heiteres Buffo-Paar agieren die Zirkusreiterin Mabel Gibson (Melanie Gehrig) und ihr unsterblich in sie verliebter Toni Schlumberger (Fabio De Giacomi). Mit Zittern erwartet er, der von «zwei Märchenaugen, wie die Sterne so schön» schwärmt, ob seine gestrenge Mutter Carla (Susanne Mathys, Alt) die nicht in die feine Gesellschaft passende Eheschliessung akzeptiert.

Mitmischend im turbulenten Bühnenspiel verkörpert Peter Bader den Baron Brusowsky. Seinen Auftritt als Zirkusdirektor gestaltet Hermann Gehrig neben seiner Tätigkeit als Cheforganisator und Intendant des Burgäschi-Unternehmens. Andy Hubert ist in einer Doppelrolle als Pfarrer und Oberkellner beteiligt. Dazu bevölkern bunte Clowns und die in unterschiedlichen Statistenrollen mitwirkenden Chormitglieder den Zeltinnenraum.

Bei den ersten Proben schon teilweise kostümiert verleiht Melanie Gehrig als kreativ schneidernde Kostümbildnerin der gesamten Gruppe ihr szenisch passendes Aussehen als Zirkusleute, Servicepersonal, aufwendig «behütete» Besucher und kirchliche Ordensfrauen. Wie von Zauberhand geleitet sind die Chorleute bei den Proben immer schon mit offenbar mühelosem «Mitdenken» in der von «Strippenzieherin» Melanie festgelegten Position in und ausserhalb der Manege. In einer Szene bewegt sich das Tanz- und Artistikpaar Letizia Jakob und Artur Libanio auf zirzensische Weise auf einer Schaukel hoch im Chapiteau.

Musik der Zwanzigerjahre

Gewisse Operettenkompositionen wie die von Kalman stammenden Werke «Die Csardasfürstin» oder «Die Gräfin Mariza» und eben auch «Die Zirkusprinzessin» spiegeln das Lebensgefühl der goldenen Zwanzigerjahre. Insbesondere Wien schoss mit erfolgreichen Komponisten, humorvollen Textschreibern und seinem musikalischen Erbe aus dem ehemaligen Vielvölkerstaat den Vogel ab. Kunstfertig und ideenreich mischte Kalman volkstümliche Melodien mit erregenden Tanzrhythmen, den schon aus der Neuen Welt herüber wehenden reizvollen Klangeinflüssen und schrillen Zirkus-Effekten. Für Zuhörende alles in allem ein Genuss. Reimar Walthert bringt als musikalischer Leiter eine feinfühlige Hand für die Orchesterarbeit mit. Die anspruchsvolle Komposition erfordert gekonnten Einsatz von allen Instrumentalisten.

20 Vorstellungen bis zum 11. Juli. Online-Bestellung unter www.burgaeschi.ch oder telefonisch unter 032 532 00 32 (Mo-Fr von 9-12 Uhr).