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Handelsstreit und Corona stürzten die Ewag in Etziken in eine Krise. Nach einer Restrukturierung soll es bald wieder aufwärtsgehen.
Es ist ruhiger geworden in den Hallen der Ewag in Etziken. Der weltweit bekannte Werkzeugmaschinenbauer musste in einer Restrukturierung die Angebotspalette stark verkleinern und seine Belegschaft von rund 130 auf derzeit 55 Angestellte reduzieren. «Das Geschäft mit unseren Werkzeugmaschinen hängt sehr stark von den weltweiten konjunkturellen Schwankungen ab», erklärt CEO Jürgen Schock die markante Baisse bei der Ewag.
Aber er sieht Licht am Ende des Tunnels: «Jetzt sind wir in den Startlöchern. Sobald die Wirtschaft wieder anzieht, werden auch unsere Verkaufszahlen wieder wachsen.» In China und Südostasien, zwei wichtigen Märkten der Ewag, hat laut Schock das Wachstum bereits wieder begonnen. «Ich bin optimistisch. Unsere Produkte passen in die Zukunft.»
Ursprünglich wurden in Etziken Werkzeuge geschliffen. Weil es dazu noch keine geeigneten Maschinen gab, wurde 1954 die WS 10 entwickelt, die heute als Museumsstück im Eingangsbereich steht. Die Werkzeuge wurden jedes Jahr komplexer und die Ewag entwickelte sich zum Spezialisten für Maschinen zum Nachschärfen und Herstellen von Kleinstwerkzeugen.
Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen ist die Ewag sehr zurückhalten, doch gut informierte Kreise wissen: Die Probleme sind nicht ganz neu. Seit rund zehn Jahren arbeitet die Firma immer hart an der «schwarzen Null», was in einem sehr stark von den Schwankungen der weltweiten Konjunkturlage abhängigen Markt nicht ideal ist. Es heisst, die Ewag habe sich verzettelt und ihre Energie auf zu viele verschiedene Bereiche verteilt.
«Wenn die Wirtschaft nicht wächst, braucht es keine neuen Werkzeugmaschinen.» So knapp fasst der CEO das Problem zusammen. «Den Handelsstreit zwischen den USA und Asien spürten wir sehr rasch bei der Zahl der Bestellungen. Die exportorientierte chinesische Industrie stoppte augenblicklich die Investitionen in neue Werkzeugmaschinen und produzierte mit dem Bestand weiter.»
Und dann sei auch noch die Coronakrise dazugekommen. «Unser Geschäft wurde dadurch wie abgeschnitten», sagt Schock. «Bevor jemand so viel Geld in die Hand nimmt, will er die funktionierende Maschine im Testbetrieb sehen. Wir verkaufen Vertrauen, das geht nicht per Telefon, dazu braucht es das persönliche Treffen. Die Reisebeschränkungen haben sich deshalb katastrophal ausgewirkt.»
Mit der Restrukturierung sind die Bereiche, die keine Zukunft mehr haben, aus den Prospekten verschwunden. Die nördliche Halle steht leer und dürfte bald vermietet oder verkauft werden. Doch auch in der südlichen Halle ist derzeit wenig los. Viele Mitarbeiter sind noch in Kurzarbeit. Aber es tut sich etwas: Im Keller werden neue Entwicklungsstationen für die modernen Lasermaschinen eingerichtet. «Den Lasermaschinen gehört die Zukunft», meint Jürgen Schock. «Wir wollen deutlich mehr unserer Ingenieurleistungen zusammen mit den Maschinen verkaufen.» Der Kunde soll also auch die Programmierung und den ganzen Herstellungsprozess für die Werkzeuge von der Ewag beziehen. «Es wird immer weniger konventionell geschliffen und die speziellen Teile werden immer mehr. Wir konzentrieren uns auf die superharten Werkstoffe. Hier sehen wir ein wachsendes Potenzial.»
Aber irgendwann muss das Geschäft wieder zu 100 Prozent laufen, sonst verliert die Ewag ihre Existenzberechtigung. «Die Restrukturierung ist abgeschlossen», sagt CEO Schock. «Unsere Produkte haben Zukunft. Wir investieren in die Entwicklung. Sobald die Coronakrise überstanden ist, wird es wieder aufwärtsgehen.»