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In Selzach wurde Roger Brunner als leitender Priester im Pastoralraum Mittlerer Leberberg eingesetzt. Brunner will sich weiterhin für ein gutes Miteinander in den Pfarreien einsetzen.
«Es war wie ein Feuer, das in mir zu brennen begann», erinnert sich der knapp 40-jährige Pfarrer Roger Brunner an seinen Entschluss, Priester zu werden. Das geschah während einer Wallfahrt nach Lisieux, zu deren Teilnahme ihn der damalige Pfarrer an seinem Wohnort Mümliswil eingeladen hatte.
Dort war er mit zwei Brüdern in einer technisch versierten Familie aufgewachsen. «Von klein auf hatte ich ein positives Verhältnis zur Kirche», betont er rückblickend. In seiner Gemeinde wirkte er als Ministrant, Sakristan und Organist. Das Musizieren hatte sich schon früh bei ihm als Begabung herausgestellt. Und so wollte er nach der Bezirksschule eine handwerkliche Lehre mit Musik verbinden. Mit Begeisterung trat er seine Ausbildung zum Orgelbauer in Schönenwerd an. Nach der Militärzeit wechselte er zur Orgelbaufirma Kern in Strassburg. Danach folgte ein weiterer beruflicher Aufenthalt in Neuenburg.
Die erwähnte Wallfahrt nach Frankreich, Gespräche und «das gemeinsame Unterwegssein» liessen den 24-jährigen Roger Brunner erkennen, dass im Priesterberuf seine Berufung und sein wahrer Weg lägen.
Sein Studium begann er an der kirchlichen Hochschule in Chur. Zwischendurch entschloss er sich, seinen geistlichen Weg nochmals zu überprüfen und zog sich ins Kloster Mariastein zurück. Seinen Master in Theologie absolvierte Brunner wieder in Chur nach einem Auslandsemester in Paris. Als Pastoralassistent und später als Diakon arbeitete er von 2013 bis 2017 in Schaffhausen. 2015 wurde Roger Brunner in Solothurn zum Priester geweiht.
Eine weitere Station seines Werdegangs bildete dann eine dreimonatige Aushilfe in Oberdorf, bevor er in den Pfarreien St. Urs und Viktor und St. Marien in Solothurn als Vikar wirkte.
Die kurze Zeit im «Mittleren Leberberg» mit seinen Menschen, dem Pastoralraum, Dörfern und Umgebung vermittelten ihm jedoch das sichere Gespür, hier eine wichtige «Basis» gefunden zu haben. Sein künftig schwerpunktmässiger Arbeitsort wird in Selzach liegen.
Die katholischen Pfarreien Selzach, Bellach, Langendorf, Oberdorf und Lommiswil bildeten seit 2016 mit ihren rund 4500 Mitgliedern den Pastoralraum Mittlerer Leberberg, der vom leitenden Priester Hans Zünd und Pastoralraumleiterin Luisa Heislbetz geführt wurde. Mit Arbeitsbeginn von Roger Brunner reduziert Zünd sein bisheriges Pensum auf 50 Prozent, die er künftig als Kaplan wahrnimmt. Luisa Heislbetz verkürzt ihre Anstellung auf 80 Prozent. «Mit ihr und dem fünfköpfigen Seelsorgeteam werde ich hoffentlich einen guten Einstieg in meine Aufgaben haben», so der neue leitende Priester. Die Weisung vom päpstlichen Stuhl in Rom, welche die Pfarrei-Leitungsverantwortung ausschliesslich in die Hände von Priestern legen will, könne hier in den Kirchgemeinden niemanden verwirren, meint Brunner. Denn im Pastoralraum Mittlerer Leberberg werde kein nicht-ordinierter Gemeindeleiter und keine Seelsorgerin in ihren Zuständigkeiten beschnitten. «Bei uns gibt es keine Diakone in Leitungsfunktion.»
«Ich möchte unsere Kirchen und Pfarreien weiterhin zu einem offenen und gastlichen Raum machen, in dem sich alle Menschen willkommen fühlen», benennt Roger Brunner sein wesentliches Ziel. Neben allen liturgischen Fragen möchte er sich der Ministrantenausbildung und der Vertiefung des Taufpastorals widmen. Er plant in der Vorbereitung der Taufen eine unterstützende Vernetzung junger Familien. Zudem könnte er sich eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit vorstellen, um kirchliches Leben in einer Welt im Wandel transparent darzustellen. «Wir wissen längst, Kirchen machen zwar ein Angebot für alle, sind aber längst nicht mehr relevant für alle.» Deshalb wolle er auch missionarisch wirken.
Von Herzen begrüsse er die Oekumene, wünscht sich aber, dass die Konfessionen ihr «Profil» behalten. Und wie lautet seine Stellungnahme zu zwei «heissen» Fragen? Zur Ordination von Frauen, deren Arbeit er grundsätzlich sehr wertschätze, möchte er keine Stellung beziehen und verweist darauf, dass sich im Bistum weiblichen Mitarbeitenden viele Möglichkeiten bieten. Mit zu viel Radikalität in diesen Fragen könnte sogar die Einheit der Kirche aufs Spiel gesetzt werden, befürchtet er. Die öffentlich und parlamentarisch kontradiktorisch diskutierte Thematik «Ehe für alle» streift er nur kurz. Er verurteile niemanden, aber Ehe bedeute für ihn die Verbindung von Mann und Frau.