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Besitzer des ehemaligen Restaurants Helvetia in Oberdorf stehen im Clinch mit der Baukommission. Die Frist, die für den Beginn der Bauarbeiten gesetzt worden war, wurde nicht eingehalten.
Die ungewisse Zukunft der alten Brandruine ist schon lange zum Dorfgespräch geworden. Was denn nun mit dem ehemaligen Restaurant Helvetia geschehe, wollte ein Stimmbürger an der vergangenen Gemeindeversammlung in Oberdorf wissen. Eigentlich ist die Antwort darauf denkbar simpel – zumindest in der Theorie: Seit dem 6. Januar 2015 liegt die Bewilligung vor, die Ruine der «Helvetia» in ein Wohnhaus mit drei Eigentumswohnungen umzubauen.
2011 abgebrannt
Ursprünglich hätte Gerardo Palladino, ehemaliger Wirt und Besitzer des Restaurant Helvetia, noch bis zu seinem Ruhestand im Oberdörfer Gasthaus weiterwirken wollen. 59 Jahre alt war er, als ihm der Brand 2011 einen Strich durch die Rechnung machte. Schnell war aber klar, dass er sein Restaurant rasch wieder aufbauen wollte. Verbranntes Material und Trümmer der einstigen «Helvetia» wurden bereits kurz nach dem Brand aus dem Innern des Hauses entfernt. Doch dann kam alles anders: Palladino verkaufte – und seit geraumer Zeit hat sich die Brandruine nicht bedeutend verändert. Jetzt ginge es für die neuen Besitzer (Helvetia Oberdorf AG) darum, das ehemalige Restaurant entweder ganz abzureissen oder das ausgehöhlte Gebäude in ein Wohnhaus zu verwandeln. (cnd)
Diese Bewilligung ist mit einer Auflage verknüpft: Bis zum 31. Mai 2015 hätte man in substanzieller Weise mit den Bauarbeiten beginnen sollen. Bei Nichterfüllen dieser Auflage müsste die Ruine bis zum 31. Juli komplett abgerissen werden. Eigentlich. Doch die Realität ist wie gewohnt etwas facettenreicher als die Theorie. Dank eines Bauherren, der sich (noch) nicht aus der Ruhe bringen lässt, dank Kaufinteressenten, die immer mal wieder neue Ideen haben, und dank eines geduldigen Präsidenten der Baukommission.
Lange sei nichts passiert, berichtet Marc Spirig, besagter Baukommissionspräsident. Doch kurz vor dem 31. Mai, auf den letzten Drücker also, haben die Besitzer – sprich die Helvetia Oberdorf AG mit Christoph Ammann an der Spitze – einige kleinere Arbeiten am Haus vorgenommen, um die Auflage der Baubewilligung doch noch zu erfüllen. Zu wenig, wie Spirig beurteilt. «Es wurden Vorarbeiten ausgeführt, mehr nicht», sagt er. «Man hat lediglich ein wenig Material weggeschafft und die Baustelle aufgeräumt, aber gemacht ist nichts.» In der Baubewilligung sei aber ausdrücklich nach «substanziellen» Arbeiten bis zum 31. Mai verlangt worden.
Zwar könnte die genaue Bedeutung dieses Wortes noch zum Juristenfutter werden, aber Spirig ist sicher: «Eingriffe wie Abbruch, Rückbau oder Aushub gelten nicht als Bau-, sondern als Vorarbeiten. Und schon gar nicht gelten sie als substanzielle Bauarbeiten.»
Anders sieht das Christoph Ammann. «Uns droht eine Abbruchverfügung, falls nicht gebaut wird», räumt er zwar ein. «Aber wir sind dran. Wir haben nicht vor, das Gebäude abzureissen. Gewiss müssen wir vorerst ziemlich viel rückbauen, doch das war von Anfang an klar.» Amman gesteht auch, dass es schleppend vorwärtsgehe. Das habe mit den Kunden zu tun, die an den Eigentumswohnungen interessiert seien. «Es kommen laufend neue Ideen und Änderungswünsche, die wir natürlich gleich in die Planung einbauen, wenn wir schon die Gelegenheit dazu haben.»
Ideen hin, Planung her, laut Marc Spirig sollte es nun eigentlich ans Abreissen gehen. Auch dafür wäre die Helvetia Oberdorf AG zuständig. Und falls der Rückbau nicht fristgerecht erfolge, werde der Fall ans Oberamt weitergeleitet und die Vollstreckung verlangt, erklärt der Baukommissionspräsident. «Da kann es ebenfalls wieder Fristen geben, womit sich das Ganze noch weiter in die Länge ziehen dürfte», vermutet Spirig, dessen Geduld strapaziert aber noch nicht am Ende scheint.
Immer wieder habe man die Fristen verlängert, sagt er, und auch das Bauprogramm liege nach zweimaliger Aufforderung noch immer nicht vor. Dennoch findet Spirig: «Wenn jetzt richtig mit dem Bau begonnen würde, dann würden wir den Abriss sicher noch einmal überdenken und nicht auf Paragrafen reiten. Aber es ist nicht davon auszugehen, dass jetzt auf einmal die grosse Wende kommt.»