Solothurn
Mit dem Rollstuhl und Gleitschirm nach Spanien fliegen

700 Kilometer in 14 Tagen: Der Solothurner Stefan Keller plant, mit dem Gleitschirm und seinem Rollstuhl dem Jura entlang und über die Alpen und Pyrenäen bis nach Girona in Katalonien zu fliegen. Los geht es am 4. Mai auf dem Weissenstein.

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Stefan Keller beim Gleitschirmfliegen

Stefan Keller beim Gleitschirmfliegen

ZVG

Einst war Stefan Keller als Gleitschirm-Lehrer tätig. Doch im Sommer 2013 geriet der Solothurner in der Luft in Turbulenzen, stürzte aus 20 Metern Höhe ab. Seither ist der 56-Jährige, der in Bellach lebt, inkompletter Paraplegiker und auf Rollstuhl sowie Krücken angewiesen.

Doch das hält Keller nicht auf: Am Samstag, 4. Mai, startet er auf dem Weissenstein zu einem ganz speziellen Abenteuer. Mit dem Rollstuhl und Gleitschirm will er bis nach Spanien fliegen respektive rollen – rund 700 Kilometer weit. Zielort ist Girona in den katalonischen Pyrenäen. Dieses will er bis spätestens am 18. Mai erreichen. Die Route ist jedoch völlig offen, sie wird sehr stark von den Wetter- und Windverhältnissen abhängig sein.

Stefan Keller aus Bellach
4 Bilder
Die Strecken, die er auf der Strecke Weissenstein-Girona fliegen kann, möchte er in der Luft verbringen.
Die restliche Strecke bringt er mit Armkraft hinter sich. Sobald die Steigung anahaltend 6% oder mehr betrifft, darf er auf andere Hilfsmittel zurückgreifen.
Am Boden wird Stefan Keller von einem zweiköpfigen Team unterstützt

Stefan Keller aus Bellach

David Birri

Wettrennen mit zwei Fussgänger-Piloten

„Hindernisse sind überwindbar“, sagt Stefan Keller. Mit seiner Aktion will er zum Denken anregen. Denn er wünscht sich, dass Solothurn bald zur rollstuhlgängisten und barrierefreundlichsten Kantonshauptstadt der Schweiz wird. „Ich will die Challenge nutzen, um diese Idee zu promoten“, so der Gleitschirmpilot, der sich auch politisch für Barrierefreiheit einsetzt.

Stefan Keller wird sich Anfang Mai aber nicht alleine auf die Reise machen: Zwei Fussgänger-Gleitschirmpiloten werden ihn bis nach Girona ein Wettrennen liefern. Es sind Martin Kempf aus Menzingen ZG und Thomas Zimmermann aus Meggen LU. „Es geht darum, dass wir die unterschiedlichsten Vor- und Nachteile zwischen Rollstuhlfahrern und Fussgängern aufzuzeigen“, sagt Keller. „Ich will dem Rollstuhl als wichtiges Hilfsmittel ein besseres gesellschaftliches Image verschaffen.“

Die drei Gleitschirm-Piloten werden zudem von Helfern unterstützt, die ihnen mit Autos folgen werden. Sie sind beim Vorhaben unverzichtbar, denn das ganze Projekt ist eine logistische Herausforderung.

Alpen bereits überwunden

Eigentlich hätte Stefan Keller bereits im vergangenen August zum Flug Richtung Girona aufbrechen wollen. Doch ein Handgelenkbruch machte ihm damals einen Strich durch die Rechnung und die Challenge musste verschoben werden. 2017 hatte er zudem die Alpen von Norden nach Süden mit dem Gleitschirm überwunden. (mgt)