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Kanton Solothurn
Fränzi und Urs Baur haben die schönsten Kirschen im Kanton. Ihr Betrieb hat schon vor dieser Auszeichnung nationale Berühmtheit erlangt, allerdings nicht wegen der Kirschen, sondern wegen des Folientunnels, in dem sie Aprikosen anbauen.
Ein Bauer ohne Kirschen? Kann kein Bauer sein. Wenigstens im Fricktal. Das ist natürlich überspitzt formuliert, aber fast jede zweite Tafelkirsche, die auf Schweizer Tellern landet, kommt aus dem Fricktal und dem Baselbiet. Doch die schönsten Kirschen des Kantons stammen für einmal nicht aus dem Norden, sondern aus dem Süden. Genauer aus Egliswil. Vom Eichhof, wo Fränzi und Urs Baur auf 80 Aren Kirschen anbauen. Baur:
«Wir haben uns auf Steinobst spezialisiert, weil ringsum fast alle Kernobst haben.»
Den Hof haben sie 2011 von Fränzis Vater übernommen – und umgebaut. Während Letzterer noch auf Ackerbau und Viehwirtschaft setzte, haben sie die Viehwirtschaft (bis auf die Aufzuchtplätze im Stall) mit Obstbau und Legehennen ersetzt. Getreide, Zuckerrüben und Raps bauen sie immer noch an.
Aber das Obst verschafft ihnen nun Ruhm und Ehre. Sie haben sich mit ihren Kirschen gegen 16 andere Betriebe durchgesetzt, die, so der ausserkantonale Juror, André Ziegler, alle ebenfalls auf sehr hohem Niveau wirtschafteten, was ihnen die Entscheidung schwer gemacht hätte. Doch, so Ziegler: «Ich bin jetzt drei Jahre als Juror dabei und jedes Jahr hat die Anlage der Baurs wahnsinnig gut ausgesehen. Schöne Bäume, gleichmässige Erträge und alles ist im Schuss. Wir fanden, sie verdienen es, dass wir alle hierher kommen und ihre Anlage anschauen.»
Sie sind nicht die ersten Gäste auf dem Eichhof. Der Folientunnel, direkt neben der Kirschenanlage, hat schon Leute aus der halben Schweiz angelockt. Aprikosenbauern aus dem Wallis und der Waadt genauso wie die nationale Presse. Vom Schweizer Fernsehen bis zum «Blick». Denn Baur war nicht nur der erste Bauer schweizweit, der eine solche Anlage hatte, es entspann sich zudem eine Politposse um diesen Tunnel.
Baur hat für den Tunnel, den er selbst keine Schönheit findet, der aber gerade bei Frost Gold wert sein kann, ein Baugesuch eingereicht. Und im Frühjahr 2017 auch bewilligt bekommen von Kanton und Gemeinde. Die Gemeinde aber hat es verpasst, dies im Amtsblatt auszuschreiben und der Kanton seinerseits hat den Richtplan nicht beachtet und somit etwas bewilligt, was nicht hätte bewilligt werden dürfen. Darauf schalteten sich Pro Natura und Bird Life ein und erhoben im Herbst 2018 Beschwerde, worauf der Kanton den Tunnel für nicht bewilligungsfähig erklärte. Baur hat vorerst vor Gericht recht bekommen, weitere Schritte zur definitiven Bewilligung stehen noch an.
Weitere Tunnel plant er nicht. Aber im Wallis dürften sie nach dem Katastrophen-Jahr 2021 ein ernsthaftes Thema werden. Denn Baur freut sich nicht nur über die schönsten Kirschen des Kantons, sondern auch über eine den Umständen des schwierigen Obstjahres entsprechend anständige Aprikosenernte. Dank dem Tunnel.