Smart City Lab
Die Zukunft ist noch digitaler und noch schneller als vermutet

Der Kickoff-Anlass zum Smart City Lab in der HFTM ermöglichte Einblicke in Zukunft und offenbarte künftige Herausforderungen.

Oliver Menge
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Ein interessiertes Publikum folgte den Ausführungen der Referenten

Ein interessiertes Publikum folgte den Ausführungen der Referenten

Oliver Menge

«Die Welt dreht sich immer schneller, die Digitalisierung ist allgegenwärtig». Mit diesen Worten führte Sascha Nussbaumer, Präsident des im Frühling gegründeten Vereins «Smart City Lab Grenchen» in die hochkomplexe Thematik ein. Am ersten Anlass des Vereins, dem Kickoff in der Aula der Höheren Fachschule für Technik Mittelland, wurde dem interessierten Publikum – rund 30 Personen physisch anwesend und etliche, welche die Veranstaltung per Livestream verfolgten – ein kompaktes Programm mit Vorträgen geboten. Dazu bestand die Möglichkeit, zu den einzelnen Themen Fragen zu stellen. Moderiert wurde der Anlass von Wirtschaftsförderin Susanne Sahli.

Um was geht es eigentlich bei Smart City Lab?

Nussbaumer zeigte anhand eines Vergleichs von Flugsimulatoren aus verschiedenen Computerepochen, von den Anfängen in den Achzigern bis heute, welch rasante Entwicklung in der Digitalisierung stattgefunden hat und immer noch stattfindet. Es gebe sehr viele Akteure in den verschiedensten Bereichen, ob Mobilität, Energieversorgung,

Verwaltung, private Unternehmen oder Ausbildungszentren. Diese Akteure gelte es zu vernetzen. Besonders interessant sei das für Städte. Denn mit dem Internet der Dinge, also der neuen Technologie, wo mittels Sensoren in Echtzeit Daten übermittelt werden, die ausgewertet und als Entscheidungs- oder Prozessgrundlagen genutzt werden, könnten Städte profitieren.

Die Stadt Burgdorf prüft den Betrieb einer eigenen IoT-Plattform (Internet of Things) und hat diesbezüglich ein Pilotprojekt gestartet. Andreas Rössler, der «digital officer» der Stadt, berichtete über die «Use Cases», bei denen Nutzen, Kosten und Funktionalität analysiert wurden. So hat Burgdorf beispielsweise die Unterflur-Müllcontainer mit Sensoren ausgerüstet, die die Befüllung messen. Das ermöglicht eine Hochrechnung der Dauer, die es braucht, bis der Container voll ist.

Entsprechend ist eine routenoptimierte Leerung möglich, ein Nutzen für den Bürger. Dasselbe macht Burgdorf bei der Reinigung der öffentlichen Toiletten, wo mittels Türsensor die Anzahl Benutzer rückgemeldet wird. Besonders interessant ist der Einsatz der Technik beim Winterdienst, wo mittels Sensoren die Gefahr von Glatteis an gefährdeten Stellen gemessen wird. Das ermöglicht der Stadt den gezielten Einsatz der Streudienste und spart Geld.

In Grenchen ist man noch nicht ganz so weit

Mike Brotschi, Projektleiter Standortförderung, Kultur und Sport, erläuterte, wo die Grenchen beim sogenannten E-Government steht: «E-Umzug» erlaubt es den Zu- oder Wegzüglern, die An- resp. Abmeldung online vorzunehmen. Geplant ist weiter, auch die Behördengeschäfte weitgehend zu digitalisieren. Gemeinsam mit der Post hat man die Gemeindeapp «My local services» lanciert und plant, diese noch auszubauen. Und trotz 5-G-Abdeckung sei ein öffentliches WLAN noch immer ein Bedürfnis und werde gemeinsam mit der Gemeinschaftsantenne Grenchen GAG realisiert.

Jeanine Riesen von so!mobil informierte über das vielfältige Angebot an neuen Mobilitätsmöglichkeiten. Interessant an ihrem Vortrag war insbesondere der Teil, in dem sie auf Apps wie «routerank.com» zu sprechen kam, die die vielen verschiedenen Plattformen vereinigen und so ganz neue Möglichkeiten bieten, von A nach B zu kommen und dabei zu entscheiden, welches Kriterium am Wichtigsten ist – Geschwindigkeit, Preis, Ökologie etc..

Konvergenz der Netze ist die Zukunft

Per Just, Chef des Energieversorgers SWG hielt wohl den anspruchvollsten Vortrag. Geht es im Strombusiness doch um ein Feld, das sich stetig weiterentwickelt. Wo nicht mehr nach herkömmlichem Modell ein Produzent etwas produziert, das der Kunde kauft. Vielmehr produzieren die Kunden das Produkt auch selber, was eine vermehrte, automatisierte Kommunikation der Systeme erfordert, ohne dabei den Datenschutz zu vernachlässigen. Netzkonvergenz, die Vernetzung der bestehenden Energie- und Versorgungsnetze und ein automatischer Datenaustausch, das sei auch die Zukunft.

Lionel Voumard schliesslich zeigte in seiner Präsentation zum «Smart Home» auf, wie erstaunlich viel Energie mit dem Einsatz intelligenter Haussteuerungen eingespart werden kann. Alles in allem ein reich befrachteter Anlass, dessen Fortsetzung in Kürze sich auf einige wenige, für Grenchen spezifische Themen fokussieren wird, liess Nussbaumer am Rande der Veranstaltung verlauten.