Grenchen gibt es noch. Grenchen bewegt sich. Wenn auch im Moment in eine falsche Richtung. Wieder einmal sind es negative Schlagzeilen, die wir über unsere Stadt in allen Medien lesen. Alles andere, vor allem das positive Geschehen gerät in den Hintergrund. Der vielversprechende Entwurf der möglichen Umgebungsgestaltung des Südbahnhofs beispielsweise, mit dem neuen Busterminal, gibt durchaus Anlass zur Hoffnung auf eine einladendere Visitenkarte bei der Ankunft mit dem ÖV. Grenchen plant, baut und könnte eigentlich recht gelassen in die Zukunft schauen. Mit der nötigen Vorsicht natürlich. Mit dem immer wieder nötigen und wichtigen Hinweis darauf, dass wir Abstand halten, Hände waschen und uns im ÖV eine Maske überziehen müssen. Eigentlich alles Massnahmen, die einfach zu bewerkstelligen sind. Kein Problem also – oder doch? Es gibt halt doch den einen oder anderen Unbelehrbaren, der sich einen Deut um alles schert, der sich in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt und sich benimmt wie der Elefant im Porzellanladen. Der sich weigert, im ÖV eine Maske zu tragen, weil «der Herr Koch doch gesagt hat, dass das nichts nütze» ... Es ist so eine Sache mit der nicht immer leicht zu vermittelnden Kommunikation.
Ich habe nichts gegen Partygänger, wenn diese sich in diesen Zeiten angemessen verhalten. Ich verstehe alle, die ohne Einschränkungen ihr Leben geniessen möchten. Ich verstehe, dass man das Fonduechacheli gestrichen voll hat, wenn man am Morgen früh als Erstes das Wort «Corona» hört. Ich verstehe aber auch die Anwohner, die sich beispielsweise durch das Treiben beim Staader Sandloch gestört fühlen. Eine Kapelle ist keine Umkleidekabine, Nachbars Garten keine öffentliche Toilette. Am Ende werden diejenigen durch eine, wenn auch vorübergehende Absperrung des Badeplatzes bestraft, die sich zu benehmen und die unser wunderbares Naherholungsgebiet zu schätzen wissen. Mit etwas Rücksichtnahme wäre manches leichter. Andere zieht es ins Ausland und wollen nicht einsehen, dass das nicht so einfach ist wie auch schon.
Es ist Sommer und allen sei es gegönnt, dass ihre Betriebe nach langer Durststrecke wieder Gewinn machen dürfen. Die Tage werden wärmer, so kann es lange bleiben. Am Freitag ist wie immer Märet, und dieser bietet alles an, was des Gemüse- und Früchteliebhabers Herz begehrt. Auch feine Glace wird nach Herzenslust geschleckt. Dass allerdings die Wasserglace namens «Winnetou» umbenannt werden soll, das verstehe ich nicht. Ich bin mit Winnetou, dem tapferen Indianer seit Kindertagen vertraut. Karl May hat Märchen geschrieben vor langer, langer Zeit. Wenngleich die Diskussion über versteckten und offensichtlichen Rassismus im Alltag sinnvoll und nötig ist, werden durch Ächtung oder Tilgung alter Literatur- und Filmklassiker die vielfältigen gegenwärtigen Manifestationen von Diskriminierungen um keinen Deut vermindert werden. Bekanntlich könnte Geschichte dazu dienen, dass man aus ihr etwas dazulernt, aber die Menschheit hat sich leider bisher als wenig lernfähig erwiesen. Winnetou heisst «brennendes Wasser», und da ich mir nicht die Finger verbrennen möchte, kommt mir die kalte Glace gerade recht.