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An der Generalversammlung der Swatch-Aktionäre gabs keine Uhr mehr zum mitnehmen. Sie wird neu allen nach Hause geschickt.
Ein schöner Frühlingstag kündigt sich an, wie meistens in den letzten Jahren an der Swatch Group GV in Grenchen. ETA-Uhrmacherlehrlinge stehen an den Bahnhöfen und weisen den per Zug eintreffenden Aktionären den Weg. Mit mehreren Gelenkbussen fährt der BGU zwischen den Bahnhöfen, dem Parkplatz auf der Staadstrasse und dem Velodrome hin und her. Aber manche gehen nach einer langen Zugfahrt auch gern die paar Minuten zu Fuss. Ein älterer Herr aus der Region Bern erklärt, er sei mit dem Linienbus gekommen. «Ich musste nur einmal umsteigen in Büren und habe hier eine Haltestelle direkt vor dem Velodrome», lässt der praktisch veranlagte Senior wissen.
Ein steter Strom von meist grauhäuptigen «Golden Agern» findet sich zum jährlichen Ritual ein. Man fühlt sich als «Swatch Familie» und die Stimmung ist aufgeräumt. Allein bei der traditionellen Swatch Uhr für die Aktionäre ist heuer etwas anders. Sie wurde nicht mehr an der GV abgegeben, sondern wird nach Hause geschickt. Man wolle, dass auch jene, die ihr Stimmrecht vertreten lassen, gleichzeitig in den Genuss der Uhr kommen, wie jene, die an der Versammlung teilnehmen, begründete Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek. Die Neuerung warf keine hohen Wellen, nur ein Aktionär aus Hamburg (D) sorgte sich vor dem Plenum, wie er denn jetzt ohne Schweizer Postadresse zu seiner Swatch kommen soll. Hayek versprach, nach einer Lösung zu suchen. Der erneute Grossaufmarsch der Aktionäre zeige jedenfalls, dass diese nicht nur wegen der Uhr kämen, um anschliessend gleich wieder zu verschwinden. Was früher vereinzelt zu beobachten war.
Eine Dame ist aus Beringen im Kanton Schaffhausen angereist Um sechs Uhr früh sei sie abgefahren, um nicht allzu knapp da zu sein. Bis es losgeht bewundert sie schon mal die Rado-Uhren in der Glasvitrine. «Schade haben sie keine Preise angeschrieben», meint sie und zeigt ihre 47-jährige Rado Automatikuhr aus Lengnau, «Aber nicht, dass diese nicht mehr gut liefe», lobt sie die DiaStar.
Als die Generalversammlung beginnt, strömen immer noch Leute in die Halle. 3193 sollen es diesmal werden, etwas weniger als vor einem Jahr. Sie genehmigten die Anträge jeweils mit grossem Mehr. Nayla Hayek sprach von einem «soliden Ergebnis», auch wenn das vergangene Jahr gemischte Gefühle erzeugt habe. Nach grossem Schwung zum Jahresbeginn sei kaum Vorfreude auf Weihnachten aufgekommen, angesichts der rückläufigen Geschäfte im letzten Quartal.
Sie stellte auch den Neubau der neuen Firmenzentrale der Marke Swatch in Biel vor. Das extravagante Gebäude ganz aus Holz soll noch dieses Jahr eröffnet werden. Den Aktionären wurde ein Tag der offenen Tür speziell für sie in Aussicht gestellt. CEO Nick Hayek stellte unter anderem den ersten «Drive-thru» Swatch-Store in Biel vor, der eine Persiflage auf ein Fast-Food-Restaurant darstellt.
Der Verwaltungsrat und der Vergütungsausschuss wurden problemlos wiedergewählt und auch die beantragte Herabsetzung des Eigenkapitals wurde mit 97,9 Prozent Ja-Stimmen gutgeheissen. Ein kritisches Votum eines Kleinaktionärs, doch lieber eine höhere Dividende auszuschütten, statt Aktien zurückzukaufen, blieb damit ungehört. «Nur» 68, 6 Prozent Ja-Stimmen für die variable Vergütung von gut 20 Mio. Fr. für die Konzernleitung lassen immerhin etwas Unbehagen bei den Kleinaktionären erahnen.
Es gab nur wenige Wortmeldungen, so dass kurz nach dem Mittag zum traditionellen Buffet in einem riesigen Festzelt geschritten werden konnte. Dieses wurde einmal mehr vom Grenchner Caterer Fotra ausgerichtet.