Schweizerpsalm
Zu gottlos: Die neue Nationalhymne stösst den Bürgerlichen sauer auf – allen voran Erich Hess

Die neue Nationalhymne der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) sorgt wegen ihrer Religionsneutralität für Kritik. Einige Politiker planen jetzt sogar, dem SGG das Rütli zu entziehen.

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Mit der neuen Nationalhymne trifft die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) offenbar einen Nerv. Doch wohl anders, als sie geplant hatte. (Archivbild)

Mit der neuen Nationalhymne trifft die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) offenbar einen Nerv. Doch wohl anders, als sie geplant hatte. (Archivbild)

Keystone

Mit der neuen Nationalhymne trifft die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) offenbar einen Nerv. Doch wohl anders, als sie geplant hatte. An den diesjährigen Feierlichkeiten der Stadt Bern auf dem Münsterplatz soll eine Light-Fassung der SGG-Hymne gesungen werden.

So soll nur die dritte Strophe durch die neue Version ersetzt werden. Doch schon das ist für den Berner SVP-Nationalrat Erich Hess zuviel. «Es ist eine absolute Frechheit, was sich die Stadt erlaubt», poltert er laut dem Bund.

Frieden anstatt Gott

Rückblick: Die SGG, die auch die Rütliwiese verwaltet, hatte 2014 einen öffentlichen Wettbewerb für eine neue Landeshymne ausgeschrieben.

In einer Onlineabstimmung setzte sich schliesslich eine Version mit neuem Text und bisheriger Melodie durch. Gott und das viel gelobte Vaterland spielen darin kaum mehr eine Rolle.

Der Text des Schweizer Psalms:

«Wenn der Alpenfirn sich rötet, Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland»

Der SGG-Text:

«Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden.
Offen für die Welt, in der wir leben,
woll'n wir nach Gerechtigkeit streben.»

Hess, der bislang nicht durch seine Religiosität aufgefallen ist, stört sich daran, dass Gott in der neuen Fassung kaum mehr Platz hat. «Wir sind ein christlich-abendländisches Land, in dem die Mehrheit Weihnachten und Ostern feiert.»

Stört sich an der neuen Version des Schweizerpsalms: SVP-Nationalrat Erich Hess. Berühmt durch politische Gegner: Erich Hess (Archiv)

Stört sich an der neuen Version des Schweizerpsalms: SVP-Nationalrat Erich Hess. Berühmt durch politische Gegner: Erich Hess (Archiv)

Keystone

Für ihn steht fest, dass er das Festzelt bei der dritten Strophe verlassen will.

Bürgerliche Schützenhilfe für Hess

Auch in anderen Schweizer Regionen stösst die neue Hymne Politikern in bürgerlichen Kreisen sauer auf. Der grosse Auftritt der SGG-Version auf dem Rütli zum Beispiel kommt ganz schlecht an.

Für den Nidwaldner SVP-Nationalrat Peter Keller ist dies laut der Neuen Luzerner Zeitung (NLZ) ein Missbrauch der Wiege der Schweiz.

Die Hymnenaktion der SGG stifte Unfrieden, weshalb er hart durchgreifen will: Er plant per Motion der SGG die Verwaltung des Rütlis zu entziehen.

«Die SGG entfernt sich immer stärker von ihrem Zweck der Gemeinnützigkeit», sagt er. Sie missbrauche ihre Position, um eine neue, politisch nicht legitimierte Hymne zu installieren.

Dem SGG das Rütli wegnehmen

Auch der CVP-Vizepräsident und Walliser Nationalrat Yannick Buttet hat den Bundesrat bereits in der Sommersession in einem Vorstoss dazu aufgefordert, der SGG das Rütli wegzunehmen.

«Die SGG schadet der Schweiz, indem sie einen internationalistischen Text propagiert, der die Existenz unseres Vaterlandes verneine», sagt Buttet der Zeitung Le Temps.

SGG-Geschäftsleiter Lukas Niederberger versteht die Argumente der Kritiker nicht. Er steht zum Engagement der SGG für eine neue Nationalhymne, dies entspreche sehr wohl dem Vereinszweck, wie er in der NLZ sagt.

Zumal die SGG damit einen wichtigen Beitrag zum nationalen Zusammenhalt leistet. Denn damit werden Schweizer Werte transportiert – nicht nur jene der Frömmigkeit, wie es die alte Fassung tut. (rwy)