Spital
Zentrumsspital auf grüner Wiese?

Investitionen in die Aargauer Kantons- und Regionalspitäler kosten mittelfristig über eine Milliarde Franken. Politiker wollen jetzt volle Kostentransparenz und auch eine Zentrumslösung rechnen lassen.

Drucken
Kantonsspital Aarau

Kantonsspital Aarau

Aargauer Zeitung

Mathias Küng

Der Kanton Aargau verfügt über die Kantonsspitäler Aarau, Baden und die Psychiatrischen Dienste Aargau. Hier stehen in den nächsten 10 bis 20 Jahren enorme Investitionen an. Das Kantonsspital Baden (KSB) soll für gut 300 Millionen Franken auf den allerneusten Stand gebracht werden. Beim Kantonsspital Aarau (KSA) ist gar die Rede von rund 600 Millionen Franken. Die dringend nötigen baulichen Anpassungen bei den Psychiatrischen Diensten Aargau sollen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag erfordern. Zusammen stehen somit (noch ohne die Regionalspitäler) mittelfristig Investitionen von rund einer Milliarde Franken an.

Dössegger will genaue Zahlen

Heute reicht Hans Dössegger (SVP/Seon) vor diesem Hintergrund im Grossen Rat eine Interpellation ein. Er verweist auf Fachleute, denen zufolge «mit einer massiv reduzierten Anzahl stationärer Leistungserbringer eine positive, dämpfende Auswirkung auf die Kosten erreicht werden könnte». Für den Aargau stelle sich deshalb die Frage, ob er sich auch künftig faktisch zwei Schwerpunktspitäler leisten kann und will. Um die laufenden Planungen, vorab beim KSB, nicht zu tangieren, sei es «allerhöchste Zeit für grundsätzliche Überlegungen und Diskussionen zur Spitallandschaft Aargau».

Er will deshalb wissen, wie hoch genau die Investitionen in KSB, KSA, Psychiatrische Dienste und Regionalspitälern sind. Aber auch, ob damit ein möglichst effizienter und effektiver Betrieb garantiert werden könne. Dössegger: «Wurde schon einmal seriös geprüft, ob Investitionen in ein Zentrums- bzw. Schwerpunktspital - auf der grünen Wiese - betrieblich, qualitativ und wirtschaftlich besser wären?»

FDP und CVP treibt dieselbe Frage um

Für FDP-Fraktionschef und Gesundheitsspezialist Daniel Heller (Erlinsbach) sind diese Fragen «berechtigt und müssen jetzt gestellt werden». Heller betonte, Regierung und Parlament seien nur in der Lage, die besten Entscheide zu fällen, wenn die anstehenden Summen bekannt seien: die Ausgestaltung und Kompetenzordnung im künftigen Finanzierungsmodus (Spitalfinanzierung 2012), die Entwicklung des Bedarfs und die Kosten der möglichen Optionen (alles an den bisherigen Standorten, Konzentration an einen bestehenden Standort, an einen neuen Standort, mit allen drei oder nur mit zwei Häusern). In der FDP-Fraktion wird heute morgen über die Einreichung eines Postulats entschieden, das in dieselbe Richtung zielt wie die Interepllation Dösseger. Dössegger und Heller fragen sich zusätzlich, wer letztlich über diese Riesensummen entscheidet, wenn den Spitälern die Immobilien übertragen werden. Die Verwaltungsräte?

Das Thema ist auch in der CVP-BDP-Fraktionssitzung traktandiert. Gesundheitsspezialist Theo Voegtli (Böttstein) erachtet Antworten auf die Fragen dieser Vorstösse als unabdingbar. Voegtli: «Angesichts so hoher Ausgaben kommt man gar nicht darum herum, auch nach Alternativen zu suchen.» Man habe sich gar einen eigenen Vorstoss in dieser Richtung überlegt. Voegtli: «Aber man kann ja auch andere gute Ideen unterstützen.»

SP: Patienten werden nicht weniger

Für Barbara Roth (SP, Erlinsbach), derzeit Präsidentin der Kommission Gesundheit und Sozialwesen, ist klar, dass die Fragen nach den zu tätigenden Investitionen gestellt werden müssen. Sie seien berechtigt. Gerade mit Blick auf die neue Spitalfinanzierung 2012. Die Fragen seien ihr allerdings altbekannt, relativiert Roth. Könnte letztlich eine Lösung auf der grünen Wiese resultieren? In Barbara Roths Antwort schwingt eine gewisse Skepsis mit. Könnte man denn auf eins der bisherigen Kantonsspitäler verzichten, zumal ins KSA in letzter Zeit recht viel investiert wurde? fragt sie und fügt an: «Deswegen wird es ja auch nicht weniger Patienten geben.»

Für Andreas Thommen, Co-Präsident der Grünen, soll realisiert werden soll, was kostengünstiger ist und die bessere, effizientere Leistung verspricht. Er findet es deshalb richtig, dass die Zahlen genau untersucht werden. Grundsätzlich seien die Grünen zwar eher für dezentrale Lösungen, doch gerade bei der teuren Spitzenmedizin könnten auch zentrale Strukturen Sinn machen.

Sollte dereinst eine Lösung auf der «grüne Wiese» mehrheitsfähig werden, verweist Thommen allerdings jetzt schon darauf, dass es genug Industriebrachen gebe, statt wertvolles Kulturland zu überbauen.