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In einem Tweet kündigt die Migros einen Bestellstopp auf Nivea-Shampoos an. Der Produzent, die Beiersdorf AG, verlange einen zu hohen Einkaufspreis, heisst es. Deswegen werden die Produkte jetzt zum halben Preis angeboten.
Tag für Tag kommuniziert die Migros via Bilder und Posts auf ihrem Twitter-Kanal. Nichts Aussergewöhnliches eigentlich. Am Donnerstagnachmittag setzte der Detailriese mit dem orangen M aber einen Tweet ab, der sich gewaschen hat.
Um kurz vor 16 Uhr twittert das Unternehmen: "Wir haben zurzeit einen Bestellstopp und 50%-Ausverkauf auf Nivea-Haarpflegeprodukte." Grund für die plötzliche Preisreduktion ist ein Streit mit dem Produzenten, der international tätigen Beiersdorf AG. Diese "verlangt von uns Einkaufspreise, die zum Teil deutlich über dem Verkaufspreis im Ausland liegen", schreibt die Migros.
Die international tätige Beiersdorf AG verlangt von uns Einkaufspreise, die zum Teil deutlich über dem Verkaufspreis im Ausland liegen. Deswegen haben wir zurzeit einen Bestellstopp und 50%-Ausverkauf auf Nivea-Haarpflegeprodukte. Wir setzen uns für faire Preise ein. pic.twitter.com/UKc5uxYB2x
— Migros (@migros) May 2, 2019
Der Bestellstopp gelte nur für die Lagerbestände der Nivea-Haarpflege-Produkte, sagt Cristina Maurer Frank, Mediensprecherin der Migros, auf Anfrage von CH Media. Darunter seien gesamthaft 19 Artikel wie Shampoos, Spülungen und Kuren. Wie lange läuft der Ausverkauf? "So lange, bis die Produkte in den Läden weg sind", so Maurer Frank. Die Kunden sollen vom Bestellstopp aber möglichst wenig betroffen sein. Deshalb prüfe man "alternative Beschaffungsquellen" und strebe eine rasche Lösung an.
Zu den laufenden Verhandlungen mit der Beiersdorf AG könne die Migros keine Stellung beziehen, sagt Maurer Frank. Tatsache sei aber: "Die Migros setzt sich beim Lieferanten für faire Preise ein." Das sei derzeit nicht der Fall. Bei Nivea verfüge die Migros im Vergleich zu deutschen Einzelhändlern über schlechtere Konditionen. So sei der Einkaufspreis für eine 250-ml-Flasche Shampoo für die Migros signifikant höher, als Kunden etwa bei "dm"-Läden in Deutschland bezahlen. "Das ist kein Einzelfall", betont Maurer Frank, sondern treffe auf grosse Teile des Sortiments zu. "Wir empfinden das als unfair, insbesondere gegenüber unseren Kunden."
Übrigens: Nicht nur Nivea-Shampoos könnten dieser Tage bei Migros ausgehen, sondern auch Käse. Ein weiterer Bestellstopp läuft bei Baby-Bel. Auch da seien die Verhandlungen mit dem Produzenten, der Firma Bel Suisse, im Gange, sagt Maurer Frank.
Bereits zum dritten Mal innert kurzer Zeit sagt die Migros den Grosskonzernen mit einem Boykott den (Preis-)Kampf an: Erst letzten Februar nahm der Detailhändler –wie auch Konkurrent Coop – Süssigkeiten des US-Konzerns Mars aus den Regalen.