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Auch der schwer verletzte Mike F. kann das Spital bald verlassen. Die CSS prüft derweil Schutzmassnahmen.
Der Versicherungsmann Mike F. imitiert in seiner Freizeit Elvis Presley. Dafür ist er über seine Heimatregion Schaffhausen hinaus bekannt. Auf Facebook tauscht er sich mit andern Anhängern des 1977 verstorbenen Kultsängers aus. Plötzlich machte sich in der Elvis-Community Entsetzen breit. Eine norwegische Elvis-Anhängerin schrieb von «terrible news», die sie gehört habe. Mike F. sei mit einer Kettensäge attackiert worden. Tatsächlich ist Mike F. eines der Opfer von Franz W., der am Montagmorgen im Büro der Versicherung CSS durchdrehte. Mike F. wurde schwer verletzt und musste im Spital notoperiert werden.
Nun können die Elvis-Fans um Mike F. wieder aufatmen. In einem längeren Facebook-Post meldet sich der «Elvis von Diessenhofen», wie Mike F. auch genannt wird, zu Wort. Das «schreckliche Ereignis» habe ihn und seine Angehörigen aus dem Alltag gerissen und ihr Leben «komplett verändert», schreibt er und dankt Gott für das «zweite Leben», das er geschenkt bekommen habe. «Vieles muss ich nun verarbeiten», schreibt Mike F. weiter. Das brauche Zeit. Schliesslich bedankt er sich für «die vielen Wünsche, Anrufe, Nachrichten, Blumen und andere Zeichen», die er erhalten habe. «Ich bin unendlich dankbar für die grosse Unterstützung!». Von den Medien erbittet er sich Respekt, «um das Erlebte zu verarbeiten.»
Auf Anfrage bestätigt Christina Wettstein, Sprecherin der CSS-Versicherung, dass es den bei der Kettensäge-Attacke verwundeten Angestellten wieder besser geht. «Das ist das einzig Gute an dem Ereignis», sagt sie. Mike F. könne das Spital wohl noch am Wochenende verlassen. Wie es den beiden Kunden geht, welche sich zum Zeitpunkt der Attacke in der Filiale befanden, konnte Wettstein nicht sagen. Die CSS habe ihnen aber Unterstützung angeboten. Die Kunden waren nicht verletzt worden, standen aber unter Schock.
Die CSS will nun den Vorfall analysieren und allenfalls die Sicherheit in ihren Filialen erhöhen. Unmittelbar nach der Tat hatte die CSS sechs Filiale geschlossen und an weiteren Standorten Sicherheitspersonal aufgeboten, welches die Identität der Kunden überprüfte. Allerdings nicht in Thalwil, wohin sich der mutmassliche Täter Franz W. nach der Attacke begab. Die Polizei vermutete ihn woanders. Zudem hatte er gemäss Wettstein keine Beziehung zur CSS-Filiale in Thalwil.
Der Auslöser für den Ausraster ist weiterhin unklar. Franz W. war jahrelanger Kunde der CSS und hatte ein umfangreiches Dossier. Um was es darin ging, legt die CSS aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht offen. Bei der Attacke war ein weiterer Mitarbeiter der Versicherung verletzt worden. Dieser hatte sich bei einem Gerangel mit dem Angreifer Blessuren zugezogen, konnte das Spital aber bald wieder verlassen, wie der «Blick» berichtete.
Dem Täter gehe es «nicht gut», sagt dessen Anwalt Erwin Beyeler gestern auf Anfrage. Die Staatsanwaltschaft hat Untersuchungshaft für Franz W. beantragt. Es geht um mehrere Delikte gegen Leib und Leben. Ob W. weiterhin vom ehemaligen Bundesanwalt Beyeler verteidigt wird, ist noch offen. Beyeler wurde dem Kettensäge-Mann als Pikett-Anwalt zugeteilt. Er könnte sich aber für das Verfahren einen anderen Anwalt nehmen.