Der Elektro-Trotti-Boom der letzten Monate in Zürich und Basel hat Folgen für die Umwelt. watson-Recherchen zeigen: Zahlreiche Miet-Gefährte rollen nicht mehr durch die Städte, sondern landen auf dem Grund der Schweizer Gewässer.
Taucher fischten vor knapp einer Woche über zehn E-Scooter aus dem Zürichsee beim Utoquai – innert nur wenigen Stunden. Die Gegend ist beliebt bei Nachtschwärmern. Unter den E-Trottinetts solche von allen bekannten Leih-Firmen: Lime, Circ (ehem. Flash) und Bird. Die Tauchaktion war Teil eines Umweltschutz-Programms für freiwillige Mitarbeiter von Google.
Wer die Trottis in die Gewässer wirft und aus welchem Grund, darüber lässt sich nur spekulieren. Die meisten zum Thema Befragten vermuten, es handle sich um Akte von Betrunkenen.
Auch die Zürcher Wasserschutzpolizei muss seit der Miet-Trotti-Welle immer wieder E-Scooter aus der Limmat fischen. Judith Hödel, Sprecherin der Stadtpolizei sagt zu watson: «Wenn das Wasser klar ist, kommt es auch vor, dass uns Passanten die Fälle melden.»
Bei der Stelle Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) ist das Problem seit dem E-Trotti-Hype ebenfalls bekannt: «E-Scooter und auch Velos und andere Gegenstände werden von uns fast täglich aus den Gewässern der Stadt Zürich entfernt», sagt Sprecher Pio Sulzer.
Die E-Trotti-Verleiher würden darauf informiert und könnten die E-Scooter abholen, sagen Polizei wie ERZ. Pio Sulzer: «Wir haben mit den Unternehmen WhatsApp-Gruppen, um eine schnelle, unkomplizierte Kommunikation zu gewährleisten.» Welche Massnahmen die Firmen daraufhin ergreifen, müssten diese selbst entscheiden. Wie viele Trottis insgesamt geborgen wurden, können weder die Stadtpolizei noch das ERZ sagen. Sie führen keine entsprechende Statistik.
Anders das vom Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt: Auf Anfrage sagt Sprecher Matthias Nabholz: «Die Rheinpolizei hat in diesem Jahr rund 10 E-Scooter aus dem Rhein gezogen.» Das Amt will dem nun nachgehen, um abzuschätzen, was das für den Gewässerschutz bedeutet.
Auf die Funde angesprochen, geben sich die Trotti-Start-ups bedeckt. Die Firma Bird reagiert bis Redaktionsschluss gar nicht auf eine entsprechende Anfrage von watson. Von Lime ist eine Antwort noch hängig.
Circ-Sprecher Daniel Scherrer sagt: «Leider kommt es vor, dass E-Trottinetts im See landen». Da die E-Trottinetts im Sharing-Prinzip in der Stadt verteilt zur Verfügung stehen, können sie auch Personen entwenden und in die Gewässer werfen, die nicht Kunden sind. Deren Identität lässt sich im Gegensatz zu den Kunden nicht nachvollziehen.
Die Vandalenakte hielten sich im «überschaubaren Rahmen», sagt Scherrer. Circ hält die Nutzer an, die E-Scooter ordentlich hinzustellen und bei Ende der Fahrt ein Foto zu machen.
In Basel und Zürich sind die Flitzer fast an jeder Ecke anzutreffen. In der Limmatstadt sind inzwischen bereits 1600 Leih-Trottis registriert, wie Mathias Ninck vom Zürcher Sicherheitsdepartement kürzlich auf Anfrage von watson erklärte. In Basel sind es 800.