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Wie wichtig sind Geisteswissenschafter für die Schweizer Wirtschaft? Wirtschaftsvertreter und Politiker werfen ihnen vor, auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt zu sein und nur den Staatsapparat aufzublähen.
Die Kritik an den Geisteswissenschaften reisst nicht ab. Jetzt reagiert die Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) mit einer Webseite, die den Nutzen ihrer Abgänger für Gesellschaft und Wirtschaft hervorheben soll.
Die Geisteswissenschaften stehen politisch im Gegenwind. Besonders der SVP sind sie ein Dorn im Auge. Die rechtsbürgerliche Partei findet, es würden zuviele Psychologen, Ethnologen, Historiker, Soziologen und Kulturwissenschaftler ausgebildet. Ihr Argument: Die Studenten seien auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt und würden den ohnehin schon aufgeblähten Staatsapparat weiter aufblähen. Sie will die Zahl der Studierenden deshalb mit einem Numerus clausus halbieren.
Nun geht die SAGW in die Offensive. Mit einer Imagekampagne unter dem Titel «It’s the humanities, stupid!» weist sie auf die Stärken der Geisteswissenschaften hin. 18 Fragen und Antworten auf der Webseite unterstreichen, welchen Beitrag Geisteswissenschaftler für Politik und Gesellschaft leisten. Zwar liessen sich viele Aspekte unseres Lebens naturwissenschaftlich-technisch erklären, das menschliches Verhalten werde jedoch beeinflusst von Wahrnehmungen, Traditionen, Kulturen und Wertesystemen, schreibt die SAGW in einer Mitteilung, die der „Nordwestschweiz“ vorab vorliegt.
Wie diese beschaffen sind, sei Forschungsgegenstand der Geisteswissenschaften. Zwar dauere „aufgrund ihrer generalistischen Ausbildung“ der Berufseinstieg von Abgängern geisteswissenschaftlicher Fächer etwas länger. Die Erwerbsquote liege aber fünf Jahre nach dem Abschluss des Masterstudiums unter 3 Prozent. Sie sei damit tiefer als etwa diejenige der Naturwissenschafter. Auf dem Arbeitsmarkt seien Geisteswissenschaflter flexibel einsetzbar, was ein Vorteil sei, da sich der Arbeitsmarkt rasch ändere und es schwierig sei mit Gewissheit vorauszusagen, welche Ausbildungen mittelfristig nachgefragt werden, heisst es weiter. Als Querdenker und Ideengeber seien Geisteswissenschaftler zudem kaum von der Automatisierung betroffen.
Knapp 44 000 Studierende belegten 2014 Studiengänge in den Geistes- und Sozialwissenschaften. (jus)