Namensrecht
Trotz Wahlfreiheit: Frauen pfeifen bei der Heirat auf ihren Familiennamen

Die überwiegende Mehrheit der Hochzeitspaare entscheidet sich auch heute für einen gemeinsamen Namen - und zwar für den Namen des Mannes. Und trotz neuer Wahlfreiheit seit Anfang 2013.

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Die überwiegende Mehrheit der Hochzeitspaare entscheidet sich einen gemeinsamen Namen – den des Mannes. (Symbolbild)

Die überwiegende Mehrheit der Hochzeitspaare entscheidet sich einen gemeinsamen Namen – den des Mannes. (Symbolbild)

Keystone

Das zeigt eine Umfrage der Zeitung «Schweiz am Sonntag» bei grossen Zivilstandsämtern. «Die Vorstellung, dass alle in der Familie gleich heissen sollen, ist tief in den Köpfen der Menschen verankert», sagt Roland Peterhans, Chef des Zivilstandsamtes Zürich. Seine Prognose: «Es braucht wohl eine Generation, bis sich das ändert, und nicht nur ein paar Jahre.»

Tradition ist nicht nur auf dem Land gefragt: Selbst im rot-grünen Zürich, das sich als urbanstes und progressivstes Zentrum der Schweiz versteht, wählen gemäss Peterhans satte 80 Prozent der Paare den Namen des Mannes als Familiennamen. Gleich hoch ist der Wert beim Zivilstandsamt Olten-Gösgen (SO). Rekordhalter unter den befragten Ämtern ist Chur (GR) mit über 90 Prozent, wie die „Schweiz am Sonntag" berichtet. Etwas tiefer liegen mit jeweils rund 75 Prozent Basel-Stadt und die Aargauer Kleinstadt Baden, wo das Zivilstandsamt konkrete Zahlen vorlegt: Von den 84 Paaren, die sich zwischen Januar und April dort haben trauen lassen, hätten sich 62 für den Namen des Mannes entschieden, sagt Badens Zivilstandsamtsleiter Albert Conrad.

Beim Namensrecht gibt es keinen Stadt-Land-Graben. Auch keinen Röstigraben, sind doch die Befunde aus dem calvinistischen Genf identisch mit denjenigen aus dem katholischen Solothurn. Und es gibt auch keinen Generationenkonflikt. «Viele Junge setzen stark auf Tradition», betont Beatrice Rancetti vom Zivilstandsamtes Liestal (BL). Karin Schifferle, Leiterin der Aufsichtsbehörde über das Zivilstandswesen im Kanton Bern, beobachtet gar teilweise einen Rückschritt: «Heute behalten weniger Frauen ihren Namen.» Der Grund: Früher konnten die Frauen ihren Namen weiterführen, indem sie ihn dem Männernamen voranstellten. «Wenn heute beide ihren Namen behalten, fällt das verbindende Element weg.»