Seltene Hirnerkrankung
Trauriger Abschied: Kinderarzt Beat Richner schwerer erkrankt als bisher angenommen

Die Nachricht war ein Schock: Im April diesen Jahres meldete die Kinderspital-Stiftung, dass Beat Richner, Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler in Kambodscha schwer erkrankt ist. Doch erst jetzt wird klar, wie schlecht es Richner wirklich geht.

Sacha Ercolani
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Als er noch gesund war: Beat Richner 2011 im Kinderspital Kantha Bopha mit Siem Reap.

Als er noch gesund war: Beat Richner 2011 im Kinderspital Kantha Bopha mit Siem Reap.

Monika Flückiger

Seit diesem April ist bekannt, dass der Zürcher Kinderarzt Beat Richner (70) alias «Beatocello» die Leitung seiner fünf Spitäler in Kambodscha aus Gesundheitsgründen abgeben wird und zur Pflege in die Schweiz zurückkehrt.

Doch erst jetzt wird klar, wie schlecht es Richner wirklich geht – und dass er nie wieder in seine geliebte zweite Heimat Kambodscha zurückkehren kann: «Er ist schwer erkrankt», schreibt die Stiftung Kantha Bopha in einer Stellungnahme. «Dr. Richner leidet an einer seltenen und unheilbaren Hirnerkrankung mit zunehmendem Funktions- und Gedächtnisverlust».

Das sei ein tragisches und vor allem trauriges Schicksal für diesen ausserordentlichen Menschen. «Ein kleiner Trost ist die Feststellung seiner Ärzte und seiner Familie, dass er selbst nicht leidet, keine Schmerzen hat und offenbar auch seinen Humor nicht verloren hat.» Beat Richner, Ehrendoktor der Universität Zürich und Schweizer des Jahres 2002, hat viel geleistet: In den letzten 25 Jahren realisierte er mit grosszügigen Spenden aus der Schweiz fünf Kinderspitäler – dies mit Maternité, Chirurgie, Hörsälen, 2300 Betten und 2400 kambodschanischen Mitarbeitern.

Seit 1992 wurden dort über 12 Millionen Kinder behandelt. Kein Wunder, gilt er bei den Kambodschanern als eine Art Heiliger. Eine Rückkehr Richners ist nun definitiv ausgeschlossen. Doch die Kantha-Bopha-Einrichtungen sind weiterhin in guten Händen. Der pensionierte Kinderarzt Peter Studer aus Reinach AG übernimmt nun fix die Leitung.

Beat Richner hinterlasse eine grosse Lücke, sagte Studer vor kurzem gegenüber Tele M1. Er habe die kambodschanische Regierung über den Gesundheitszustand informiert und auch mit dem Personal darüber gesprochen. «Die Betroffenheit ist sehr gross. Wenn man von Beat erzählt, fliessen fast überall die Tränen.»

Es braucht Spendengelder

Beat Richner war stets das Gesicht der Stiftung, und daher wird sein Ausfall künftig wohl auch finanzielle Folgen haben. Doch laut Peter Studer sei sich die kambodschanische Regierung der Bedeutung der Spitäler im armen südostasiatischen Land bewusst. Seit 2016 unterstütze sie diese deshalb mit umgerechnet rund sechs Millionen Franken. Dank diesem Beitrag und den Spendengeldern ist die Finanzierung der Kinderspitäler zumindest für die kommenden zwei Jahre gesichert.

In einem offenen Brief in der «Schweizer Illustrierten», schreibt Peter Rothenbühler bewegende Zeilen an seinen Freund Beat Richner: «Du lebst zwar gut umsorgt in einem Heim, hast keine Beschwerden, rauchst wieder Deine Zigarillos, machst sogar Spässchen. Aber was Du in Kambodscha gemacht hast, weisst Du nicht mehr. Das ist tragisch. Dafür wissen wir es und werden es nie vergessen.»

Beat Richners wertvolle Arbeit in Kambodscha in Bildern:

Beat Richner
9 Bilder
Dr. Beat Richner vor dem Kinderspital Jayavarman VII (Archiv)
Richner im Spital Kantha Bopha in Siem Reap.
Richner im Spital Kantha Bopha in Siem Reap.
Richner im Spital Kantha Bopha in Siem Reap.
Beat Richner in einem seiner Spitäler in Kambodscha im Jahr 2001: Der Zürcher Musiker und Kinderarzt musste aus gesundheitlichen Gründen von seinen Funktionen zurücktreten. (Archivbild)
Der Reinacher Kinderarzt Peter Studer und Beat Richner. Beat Richner hat in Kambodscha (Kantha Bopha) vier Kinderspitäler aufgebaut. Peter Studer, Kinderarzt, Reinach, unterstützt ihn in der Schweiz und vor Ort. Bilder mit Cello anlässlich Benefizkonzert in Reinach
Richner ist auch Musiker, anlässlich eines Benefizkonzertes in Reinach. Beat Richner hat in Kambodscha (Kantha Bopha) vier Kinderspitäler aufgebaut. Peter Studer, Kinderarzt, Reinach, unterstützt ihn in der Schweiz und vor Ort. Bilder mit Cello anlässlich Benefizkonzert in Reinach
Vier Kinderspitäler hat Richner in Kambotscha aufgebaut. Der Reinacher Arzt Peter Studer unterstützt ihn in der Schweiz und vor Ort.

Beat Richner

Monika Flückiger

Rothenbühler war es, der die Vision des Schweizer Mediziners von Anfang an unterstützte. Er erinnert sich: «Weisst Du noch, wie Du uns 1991 angekündigt hast, Du werdest bald nach Kambodscha ziehen, um dort das Kinderspital Kantha Bopha wieder aufzubauen? Leider ohne Geld», so der Journalist. «Da kam meiner Frau die Idee, die «Schweizer Illustrierte» könnte für das Kinderspital sammeln. Und das klappte. Schon bald konntest Du mit einem Check nach Phnom Penh fliegen.»