Ein Sturm, Auswanderer und ein weinender Brasilianer bewegten dieses Jahr die Schweizer vor den heimischen Bildschirmen. Welche Beiträge wie viele Menschen an den Fernseher fesselten, haben wir für Sie zusammengefasst.
Manchmal lässt sich ein Spiel in einer einzigen Szene zusammenfassen: Brasiliens Fussballidol Neymar liegt am Boden, krümmt sich, schreit vor Schmerz. Über ihm Valon Behrami. Der Nati-Star beobachtet das Schauspiel. Er zeigt ungläubig auf Neymar – und lächelt.
Das WM-Spiel Schweiz gegen Brasilien endet unentschieden, doch grösser hätten die Unterschiede nicht sein können. Einer am Boden, einer obenauf. «Die Schweiz gewinnt 1:1 gegen Brasilien», liefert SRF-Moderator Sascha Ruefer die passende Einschätzung.
Die Bilder zum 1. WM-Gruppenspiel zwischen der Schweiz und Brasilien:
Doch das Spiel vom 17. Juni war nicht nur eine sportliche Sensation, es sorgte auch für sensationelle Einschaltquoten. Nie seit der Umstellung der Messmethode vor fünf Jahren erreichte eine Sendung in der Schweiz mehr Zuschauer.
1,62 Millionen Menschen verfolgten das Spiel. Ein Rekord, der Jahre halten dürfte. Im Zeitalter des Internets und zeitversetzten Fernsehens schafft es nur König Fussball regelmässig auf Zahlen von über 1 Million, manchmal sogar über 1,5 Millionen. Einzig Eishockey konnte 2018 mithalten, wiederum an einer WM. 1,1 Millionen verfolgten das Finale Schweiz gegen Schweden im Mai.
Aus den Informationssendungen kratze die «Tagesschau» an der magischen Marke. Gleich zu Jahresbeginn sorgte der Wintersturm Burglind nicht nur für Verkehrschaos und Stromausfälle, sondern auch für gute Quoten. Am 3. Januar wollten 984 000 Zuschauer wissen, welche Schäden der Sturm angerichtet hatte. Es blieb die meistgesehene «Tagesschau» in diesem Jahr.
So wütete Sturm «Burglind» in der Schweiz:
Da müssen sich selbst die mächtigsten Frauen des Landes hinten anstellen: Die Vereidigung der neuen Bundesrätinnen Karin Keller-Sutter (FDP) und Viola Amherd (CVP) lockten am 5. Dezember 747 000 Menschen vor den Bildschirm. Vielleicht lag es daran, dass die Wahl erstaunlich reibungslos verlief. Kein Drama, keine Nacht der langen Messer.
In der Unterhaltung sorgten wiederum zwei Klassiker für zufriedene Gesichter beim Schweizer Fernsehen. Der «Bestatter» mit Mike Müller war trotz – oder gerade wegen – des angekündigten Endes 2019 ein Quotengarant mit teilweise über 800 000 Zuschauern. Das gilt auch für die Dok-Serie «Auf und davon». Die Schweizer wollen wissen, wie sich ihresgleichen im Ausland schlägt, verändert, scheitert.
Klar scheint, dass bis zum Jahresende keine andere Sendung mehr an die Fussball-WM herankommen wird. Das SRF glaubt allerdings, dass die Weihnachtsausgabe von «Happy Day» oder der Luzerner «Tatort» Ende Jahr noch in die Topplatzierungen rücken können.
Vor 2013 gab es höhere Zuschauerzahlen als diesen Sommer, allerdings mit einer anderen Messmethode. Die meistgesehene «Tagesschau» seit Beginn der Erhebung 1985 flimmerte am 15. Oktober 2000 über die Bildschirme. 1,69 Millionen sahen die Sendung über den Erdrutsch und die Überschwemmungen in Gondo (VS).
Nummer zwei bei der «Tagesschau» waren die Terroranschläge vom 11. September 2001. In den 80er-Jahren – ohne Internet und zeitversetztes Fernsehen – waren ganz andere Zahlen möglich. 1986 sorgte ein früherer Quotengarant für einen Allzeitrekord: Die Show «Wetten, dass ...?» lockte damals 1,83 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm. Ob das der Nati auch einmal gelingt?