Skitour-Unglück
Tommaso P. überlebte die Horror-Nacht am Berg: «Jetzt weiss ich, was die Hölle ist»

Bei Bergunfällen in den Walliser Alpen sind seit Sonntag sieben Personen ums Leben gekommen. Ein Skitour-Unglück am Pigne d'Arolla forderte sechs Todesopfer. Bei einem Lawinenniedergang beim Allalingletscher am Montagnachmittag starb ein Tourenskifahrer.

Drucken
Der Pigne d'Arolla.

Der Pigne d'Arolla.

KEYSTONE/AP Kantonspolizei Valais

Einer, der den Vorfall am Pigne d'Arolla überlebt hat, ist der Italiener Tommaso P. Gegenüber der Zeitung Corriere della Sera schildert er, wie er die Nacht auf Montag draussen bei minus 5 Grad verbringen musste. Jetzt wisse er, wie es ist, durch die Hölle zu gehen.

Zusammen mit 13 weiteren Alpinisten habe er bei den schlechten Wetterkonditionen die Berghütte nicht erreichen können. «Wir haben uns mehrere Male verirrt. Irgendwann war die Sicht so schlecht, dass wir nicht mehr weitergehen konnten.»

Er habe gewusst, dass die Cabane des Vignettes und damit die Rettung nur 500 Meter entfernt sein musste. Doch mit der hereinbrechenden Dunkelheit schwand die Hoffnung auf Erlösung. Die Gruppe musste die Nacht schliesslich im Freien verbringen.

Der Führer der Gruppe versuchte zuvor, die rettende Hütte im Alleingang zu erreichen – ohne Erfolg. Er stürzt im Sturm ab.

Der 50-jährige Tommaso habe seinen Kollegen immer wieder zugerufen: «Schlaft nicht ein! Bewegt euch!» Immer wieder, hunderte Male habe er dies wiederholt. Er habe gewusst, wenn er jetzt einschläft, dann stirbt er. Einigen aus seiner Gruppe hat er mit seinen Worten wohl das Leben gerettet.

Der Pigne d'Arolla liegt im Grenzgebiet zwischen dem Wallis und Italien

Erfahrener Bergführer

Die 14 Personen am Pigne d'Arolle stammten aus zwei Gruppen, die sich zusammengeschlossen hatten: vier Skitourenfahrer, die gemeinsam unterwegs waren, sowie einer Zehnergruppe. Beide waren am Morgen von der Cabane des Dix aufgebrochen und wollten zur Cabane des Vignettes auf 3157 Metern aufsteigen.

Die Zehnergruppe wurde von einem erfahrenen Bergführer aus dem Tessiner Muggiotal angeführt, wie der Blick schreibt. Die Gruppe wollte die Haut Route zwischen Chamonix (F) nach Zermatt begehen. Aufgebrochen waren sie am 26. April. Der Unglückstag wäre der zweitletzte ihrer Tour gewesen.

Die 13 blockierten Tourengänger wurden schliesslich am Montagmorgen von den ausgerückten Bergrettern im Eishang entdeckt und mit Rettungshelikoptern ausgeflogen. Für fünf Personen kam die Rettung jedoch zu spät: Sie erlagen später im Spital ihren schweren Unterkühlungen. Eine Person schwebt im Moment noch in Lebensgefahr. (sar/mlu)