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Statt wie einst geplant Ende 2022 wird die Umrüstung der Armee-Transporter erst Ende 2023 abgeschlossen sein – wenn alles gut geht.
Für weit über 200'000 Franken pro Stück lässt die Armee 2200 Exemplare ihres Mannschaftstransporters Duro modernisieren. Insgesamt sage und schreibe 558 Millionen bewilligte das Bundesparlament mit dem «zusätzlichen Rüstungsprogramm 2015» für diese so genannte «Werterhaltung» der Vehikel aus dem Hause Mowag. Die Thurgauer Firma gehört heute zum US-Riesen General Dynamics.
Die «Werterhaltung» hat bereits lange Leidensgeschichte hinter sich. Mehrere Bundesräte und Motoren blieben auf der Strecke.
Die Bundesräte: Aufgegleist wurde das umstrittene Geschäft 2015 noch unter dem damaligen Verteidigungsminister Ueli Maurer (SVP). Weil der Papierflieger Gripen am Volk gescheitert war, hatte das VBS viel Geld frei. So wurde in Windeseile der Duro ins Rennen geschickt. Durchs Parlament gesteuert hat ihn ab 2016 Maurers Nachfolger Guy Parmelin (SVP). Zwei Jahre später wechselte der Waadtländer ins Wirtschaftsdepartement, so dass mittlerweile Viola Amherd (CVP) für das Gefährt zuständig ist.
Die Motoren: Stand Mitte 2019 waren 215 «werterhaltende» Duros mit einem neuen Motor von Steyr ausgerüstet. Weniger als geplant, die Mowag hatte bereits Verspätung. Dann kam es zu einem weiteren Eklat: Der österreichische Motorenhersteller Steyr meldete Zahlungsunfähigkeit an. Ein anderer Motor musste her. Die Wahl fiel auf einen italienischen Fiat-Motor der Euro-6-Norm, der moderner und umweltfreundlicher ist als der von Steyr (Euro-3). Man einigte sich: Der Bund zahlt 3500 Franken pro Motor drauf.
Zurück auf Feld eins also im teuren Drama um den Duro. Jetzt, beinahe Mitte 2020, ist man nicht viel weiter. Auf Anfrage sagt Giuseppe Chillari, seit Anfang Jahr neuer operativer Chef von General Dynamics European Land Systems, kurz GDELS-Mowag: «Die ersten 40 Fahrzeuge wurden im Mai durch die Armasuisse abgenommen». 40 von 2200 Stück, dies gut vier Jahre nach Genehmigung des Kredits, ist nicht gerade viel.
Geht es allerdings nach Chillari, gibt es Positives zu vermelden: «GDELS-Mowag hat in Rekordzeit mehrere Prototypen mit dem neuen Motor ausgestattet und intensive Fahrerprobungen durchgeführt. Die technische Qualifikation dieser EURO-6 Motoren und der Integration in den Duro konnten planmässig und ohne Probleme abgeschlossen werden. Die Serienproduktion mit den neuen Turbo-Dieselaggregaten ist angelaufen.»
Laut Mowag-Chef sieht der weitere Produktionsplan so aus: «Vertraglich sind 30 Stück pro Monat vereinbart. Wir planen bis zu 40 Stück pro Monat, sofern keine Lieferengpässe bei Zulieferbetrieben aufgrund der Covid-19 Pandemie eintreten.»
Also kann die Mowag maximal 480 Transporter pro Jahr modernisieren. Es dürfte also Ende 2023 oder sogar 2024 werden, bis alle Fahrzeuge umgebaut sind. Sofern es nicht noch weitere Pannen gibt. Im Rüstungsprogramm, mit dem der Duro-Kredit 2016 bewilligt wurde, war die Rede von 2022 als Endtermin für die Auslieferung. Noch 2018 hielt das VBS fest, die letzte Ablieferung sei im zweiten Quartal 2022 geplant.
Roland Schmid und Reiny Buhl vom neu formierten Aargauer Bürgerforum «CH-Transparenz» (ehemals «Duro-Millionen»), das das teure Rüstungsgeschäft seit Anfang hartnäckig und kritisch begleitet, sehen sich bestätigt. Sie bemängeln seit Jahren, dass die Mowag die Umrüstung nicht im Griff habe und den Zeitplan nicht einhalten könne.
Laut Chillari müssen laut Terminplan bis Ende Jahr insgesamt 250 Duros mit dem neuen Motor ausgerüstet sein. Bis Ende 2023 sollen alle Duros umgerüstet und ausgeliefert sein. «Die Fahrzeuge werden jeweils an das Armeelogistikzentrum Bronschhofen geliefert. Danach werden sie der Truppe zugeführt». Die Nachrüstung der bereits ausgelieferten Duro und mit dem Euro-3-Motor von Steyr bestückten Duro auf den Euro-6-Motor von Fiat solle «parallel zur Serienlieferung» verlaufen. «Das heisst bis zur Auslieferung des letzten Fahrzeuges Ende 2023 sollten sämtliche Fahrzeuge mit dem neuen Motor ausgestattet sein», so der Mowag-Manager.
Selbst wenn die Mowag den neuen Fahrplan einhalten kann, hat die Firma ein Jahr Verspätung auf die ursprüngliche Marschtabelle. Daher will der Bund Geld sehen. Kaj-Gunnar Sievert, Sprecher des Rüstungsbeschaffers Armasuisse sagt: «Aufgrund der Verspätungen wird eine Konventionalstrafe fällig.» Er nennt keine Details, aber die Busse beträgt mehrere Millionen Franken.
Ob die Mowag die Strafe zahlen wird ist unklar. Mowag-Chef Chillari sagt zur Frage, wie seine Firma zur Konventionalstrafe stehe: «Basierend auf dem Vertrag hat Armasuisse eine Konventionalstrafe geltend gemacht. Zu den entsprechenden Vertragsdetails kann GDELS-Mowag keine Stellung beziehen.» Chillaris Vorgänger als Mowag-Chef Oliver Dürr hatte letztes Jahr im «Blick» noch gesagt, sein «Ziel» sei es, die drohende Konventionalstrafe in Millionenhöhe nicht zu zahlen.
Immer noch Unklarheiten um den Duro. Die kritischen Armeefreunde Roland Schmid und Reiny Buhl vom Aargauer Bürgerforum warnen, die Armee und ihre Lieferanten müssten dringend besser kommunizieren. Schmid sagt: «Die Bürgerinnen und Bürger erwarten transparente und ehrliche Information: Wenn es Probleme gibt, soll man das von Beginn an offen und von sich aus sagen. Diesbezüglich ist die Leistung von Armasuisse und des Generalunternehmers GDELS nach wie vor schwach.» Buhl doppelt nach: «Im Hinblick auf das Milliarden-Geschäft Kampfjets verträgt es keine Heimlichtuereien mehr. Das sollte seit dem Gripen jeder begriffen haben.»