Der Kampf gegen Analphabetismus zeigt erste Erfolge. Die Zahl der Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können ist in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen, schreibt die „Schweiz am Sonntag“. Offizielle Zahlen gibt es nicht, doch die Buchungen von Kursen für Erwachsene seien deutlich zurückgegangen.
Wie viele Analphabeten und Illetristen in der Schweiz leben ist unklar. Die letzten konkreten Ergebnisse gehen über ein Jahrzehnt zurück. 2003 nahm die Schweiz an der internationalen Erhebung namens ALL – Adult Literacy and Lifeskills – teil.
Der Bund führte die Befragung gemeinsam mit der Universität Zürich durch. Das Ergebnis war alarmierend: 800'000 Menschen können demnach kaum lesen und schreiben, also jeder Zehnte. Später sprachen Experten von 500'000 Personen. Elisabeth Derisiotis weiss um die Probleme. Sie ist Geschäftsführerin der Stiftung für Alphabetisierung und Grundbildung Schweiz (SAGS).
So hoch wie angenommen seien die Zahlen nicht, sagt sie. Die Bildung habe sich seit der Erhebung verändert. «Es müssen heute deutlich weniger als 500'000 Personen sein, ansonsten wären die Kurse für Erwachsene überrannt.» Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Bildungsforscher Urs Moser, Professor an der Universität Zürich.
Es sei keinesfalls so, dass in jeder Klasse zwei Kinder sitzen, die kaum lesen und schreiben könnten, wie es die Erhebung 2003 suggeriere, sagt er. Natürlich gäbe es jene, die versuchen, sich durchzumogeln, doch das sei heute schwierig. Deshalb nimmt Moser Eltern und Lehrer in die Pflicht: «Sie müssen frühzeitig erkennen, wenn ein Kind Mühe hat», sagt er, «dann kann man entgegenwirken.» Eine weitere Neuerung soll nun helfen.
Die SAGS hat vor wenigen Wochen eine Hotline aufgeschaltet, an die sich Betroffene und Angehörige wenden können. Wer anruft, erhält Tipps und Informationen, wie man die Schwäche am besten beheben kann. «Das Telefon klingt täglich», sagt Derisiotis. Dabei ist der offizielle Start der Hotline samt Kampagne erst im März.