Militär
SVP-Amstutz hegt Verdacht: Schaden ausländische Topmanager dem Milizsystem der Armee?

Wirtschaftsführer aus dem Ausland torpedieren das Schweizer Armee-Milizsystem, kritisiert SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz. Das VBS spricht ausländische Manager gezielt an.

Othmar von Matt
Drucken
«Wirtschaftsverbände müssen Klartext reden», fordert Adrian Amstutz.

«Wirtschaftsverbände müssen Klartext reden», fordert Adrian Amstutz.

KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Stehen heute zwei gleichwertig qualifizierte Männer in einem Unternehmen für eine Beförderung in Konkurrenz, schafft zunehmend die Hürde, wer nicht Offizier ist oder keine Milizlaufbahn in der Schweizer Armee vor sich hat. Ähnliches gilt bei einer Bewerbung für eine Stelle bei einem Unternehmen. Oder gar keinen Militärdienst leistet. Vor allem dann, wenn die Manager des Unternehmens Ausländer sind.

Dies beobachtet SVP-Fraktionschef und Sicherheitspolitiker Adrian Amstutz. «Die ausländischen Topmanager in der Schweiz geben ihren Angestellten offenbar zum Teil zu verstehen, dass sie wegen Abwesenheiten im Betrieb keine Kaderfunktionen in unserer Armee übernehmen oder keinen Militärdienst leisten sollen», sagt das Mitglied der Sicherheitskommission (SiK). Mit ihrem Vorgehen würden solche Manager und Vorgesetzte das Milizsystem der Schweizer Armee untergraben. «Das ist eine absolute Schweinerei. Diese Manager kehren unserem Land in einer gefährlichen Krise als Erste den Rücken. Mit einem Sack voller Geld, ohne einen Beitrag für die Sicherheit von Land und Leuten geleistet zu haben.»

Amstutz, der einen engen Draht zu Verteidigungsminister und Parteikollege Guy Parmelin pflegt, stellt diese Tendenz aufgrund von Gesprächen mit Armeeangehörigen fest. Viele würden eigentlich gerne Miliz-Offiziere der Schweizer Armee werden, schreckten aber davor zurück, weil es vorab in den Unternehmen, die von ausländischen Managern geführt würden, einen zwar nicht offen angesprochenen, aber spürbaren Druck gebe.

«Ungute Entwicklung»

Inzwischen stammen bereits die Hälfte der Unternehmensleiter – nämlich 49 Prozent – in der Schweiz aus dem Ausland. Das hat eine Studie der Headhunterfirma Heidrick & Struggles gezeigt, die am Montag in Zürich präsentiert wurde. Nirgendwo sonst ist der Anteil ausländischer CEOs so hoch wie in der Schweiz. In Grossbritannien liegt er bei 40 Prozent, in Deutschland bei 17 und in den USA bei 13 Prozent.

«Das ist eine ungute Entwicklung», sagt Amstutz. Natürlich sei es nur schwer nachweisbar, dass Offiziere und Rekruten, die eine Milizkarriere im Militär zugunsten der Sicherheit des Landes anstrebten, in Unternehmen mit ausländischen Managern benachteiligt würden. «Das Ganze läuft sehr subtil ab. Das macht es so schwierig.» Nicht immer werde die Situation so klar ersichtlich wie bei der Genfer Firma KTM SA. Sie such- te im Mai über ein Stelleninserat einen Ölhändler. Eine Anforderung war: «Keine militärischen Verpflichtungen für männliche Bewerber.» Das Verteidigungsdepartement (VBS) kritisierte daraufhin das Unternehmen, es habe für eine solche Diskriminierung von engagierten Schweizern «kein Verständnis». Marc-Hubert Tripet, Verwaltungsratspräsident der KTM, entschuldigte sich in der Folge für das Inserat.

«Bei den Truppenbesuchen, die wir in der SiK machen, zeigt sich, dass es auch heute viele junge Leute gibt, die bereit sind, für den Schutz der Menschen in der Schweiz einzustehen – wenn man sie das auch tun lässt», sagt Adrian Amstutz. «Zu viele ausländische Manager haben aber kein langfristiges Verantwortungsgefühl für Land und Leute», kritisiert er. Sie sprächen zwar stets von ihrer grossen Verantwor- tung und von wichtigen Investitionen. «Doch wer schützt die Menschen und Produktionsstätten bei terroristischen Gefahren oder gar einem Krieg?», fragt Amstutz – und hält fest: «Letztlich unsere Verteidigungsarmee, der durch den Druck der Arbeitgeber zunehmend hervorragende Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere fehlen.» Für Amstutz ist klar: «Das muss sich blitzartig än- dern. Die Wirtschaftsverbände müssen jetzt mit ihren Mitgliedern endlich Klartext reden.»

VBS wird aktiv

Im Verteidigungsministerium (VBS) ist man sensibilisiert auf das Thema. «Die Armee sucht den Kontakt zu ausländischen Managern gezielt, mit eigens für diese organisierten Truppendemonstrationen und persönlichem Kontakt zu Soldaten und Kadern», sagt VBS-Sprecher Renato Kalbermatten. In Zusammenarbeit mit dem IMD Lausanne führe die Armee auch Krisenmanagement-Ausbildungen für internationale Management-Studenten durch. Kalbermatten: «Diese lernen dort auch die Vorteile des militärischen Führungsrhythmus kennen.» Verteidigungsminister Guy Parmelin und Philippe Rebord, der Chef der Armee, seien in «engem Kontakt» mit der Wirtschaft. Dabei würden den Managern das Schweizer Milizsystem und die aktuelle Weiterentwicklung der Armee erklärt.

Verbände leisten Aufklärung

Auch beim Arbeitgeberverband kennt man das Problem. In der Tat komme es vor, dass ausländische Manager zu Beginn ihrer Tätigkeit in der Schweiz «mit einigen Eigenheiten unseres Landes nicht vertraut» seien, vor allem nicht mit dem Dienstpflichtsystem, sagt Jürg Zellweger, Mitglied der Geschäftsleitung. Der Arbeitgeberverband engagiere sich mit anderen Verbänden dafür, diese Elemente zu erklären. «Im Fall der Militärdienstpflicht hat die Armee mit unserem Verband schon Veranstaltungen mit Blick auf ausländische CEO auf Englisch durchgeführt», sagt Zellweger. Die Arbeitgeber erwarteten aber auch von der Armee, dass sie der Vereinbarkeit von Dienstpflichten und Arbeitsleben die «nötige Beachtung» schenkt, betont Zellweger. «Dies ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden.»