SVP-Nationalrat Lieni Füglistaller ist in den eigenen Reihen in Ungnade gefallen. Die Bezirkspartei Bremgarten hält es nicht mehr für opportun, ihn an ihrer Generalversammlung als Redner auftreten zu lassen.
Urs Moser
Diese Zeitung berichtete am 21. Januar über ein doch eher merkwürdiges Geschäftsgebaren von Nationalrat Lieni Füglistaller: auf 20000 Franken, die ihm ein säumiger Schuldner nicht fristgerecht zurückzahlte, wollte er als eine Art Verzugszins einen «Bonus» von 50000 Franken schlagen.
Seit der Veröffentlichung türmt sich auf dem Pult von Andreas Glarner, Präsident der SVP-Grossratsfraktion und Präsident der Bezirkspartei Bremgarten, Post, in der sich die - oft anonym bleibenden - Absender über angeblich üble Machenschaften von Nationalrat Füglistaller beschweren.
Parteikollegen angelogen
Aufgrund unbelegter Anschuldigungen kann und will Glarner seinem Parteifreund nicht in den Rücken fallen. Auch hält er nichts von einer Demontage, die noch vor den Wahlen nächstes Jahr in den Rücktritt Füglistallers münden würde: als Nationalrat nachrutschen und damit auch bei den Gesamterneuerungswahlen die Poleposition belegen würde nicht er, sondern SVP-Kantonalpräsident Thomas Lüpold. Auf der anderen Seite: Ist an den Anschuldigungen etwas dran, könne man das auch nicht alles einfach unter den Tisch wischen.
Zum aktuellen Fall des Wucher-Vorwurfs habe es eine telefonische Aussprache gegeben, bestätigt Glarner zu einem Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt: Lieni Füglistaller wird darin als Referent an der Generalversammlung der SVP des Bezirks Bremgarten ausgeladen: «(...) In diesem Gespräch erklärtest Du, dass von Wucher keine Rede sein könne, da der Bonus nur im Erfolgsfall geschuldet sei. Zwischenzeitlich liegen uns Unterlagen vor, aus denen hervorgeht, dass Deine Rechtfertigung nicht der Wahrheit entspricht», heisst es in dem Brief. Im Klartext: Das Geschäftsgebaren wäre ja das eine. Dass man vom eigenen Parteifreund und Nationalrat angelogen wird, ist für den Vorstand der SVP des Bezirks Bremgarten dann doch eindeutig zu viel. Man sei überzeugt, dass es auch in seinem eigenen Interesse sei, von einem Auftritt vor der Bezirkspartei abzusehen, wird Füglistaller mitgeteilt.
Apropos pünktliche Zahlung
Lieni Füglistaller wollte sich auf Anfrage auch gestern weder zur Auseinandersetzung mit seinem Schuldner noch zu jener mit der Partei äussern. Letztere dürfte nicht zuletzt auch dadurch noch verschärft worden sein, dass es der Politiker mit seinen eigenen finanziellen Verpflichtungen nicht immer gleich genau zu nehmen scheint wie mit denen seiner Schuldner: Bis sie zu ihren Beiträgen kam, musste die SVP Bremgarten dem Nationalrat die Betreibung androhen.