Olympia-Kandidatur
Streit um Sion 2026: Constantin will Leuthard und Federer gewinnen

Der FC-Sion-Präsident will die Markenrechte an «Sion 2026» abgeben. Doch er äussert klare Erwartungen.

Henry Habegger
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Will bei Sion 2026 eine Rolle spielen Christian Constantin.

Will bei Sion 2026 eine Rolle spielen Christian Constantin.

Keystone

Der Berner Ständerat Hans Stöckli und die anderen Spitzenleute des Komitees für die Olympischen Spiele «Sion 2026» sitzen wie auf heissen Kohlen. Schon vor einigen Wochen haben sie Christian Constantin (60) einen dicken Vertrag geschickt, den er nur noch zu unterschreiben braucht: Die Abtretung der Markenrechte an Sion 2026 und der Web-Domaine Sion2026.ch.

Aber CC, wie alle ihn nennen, hat den Vertrag bisher nicht retourniert.

Der schillernde Walliser Architekt, Unternehmer und FC-Sion-Präsident hat unbemerkt von Bundesrat und Komitee Hand auf die Vermarktungsrechte von «Sion 2026 Les Jeux au cœur de la Suisse» gelegt (wir berichteten). Am 15. September 2017, eine Woche, bevor er vor laufenden Kameras den Fussball-Experten Rolf Fringer ohrfeigte und postwendend als Vize des Sion-Bewerbungskomitee zurücktrat.

Das klingt nach einem Plan. Hängen Markenrechte und Komiteeabgang zusammen? Constantin lacht. Aber er vereint: «Das war ein zeitlicher Zufall.»

Geht es nach Constantin, dann hat er die Sache mit den Markenrechten schon lange vor der Fringer-Affäre eingeleitet. Schon im Jahr 2016. Aber er hat sich gleichzeitig auch noch die Marke «Sion 2030» gesichert. Warum? Constantin: Für den Fall, dass die Schweiz nicht die Spiele 2026, sondern jene 2030 erhält, habe er vorsorgen müssen.

Erklärungen eines mit allen Wassern gewaschenen Wallisers. Auf der Zeitachse betrachtet geht nicht alles auf. Und das Bewerber-Komitee stellt die Dinge anders dar. Wie auch immer: «Ich werde dem Komitee die Rechte abtreten», sagt Constantin. «Das ist doch klar, was sollte ich denn mit diesen Rechten anfangen?»

«FC Sion ist der Schlüssel»

Der Walliser Tausendsassa dementiert auch, dass er bereits auf das Scheitern der Kandidatur 2026 setzt. Im Gespräch wird deutlich, dass er um jeden Preis Olympische Spiele will. Dass er sich, wie er gerne sagt, als «Vater und Mutter» der Bewerbung Sion sieht. Und dass er eine Rolle spielen will. Und aus seiner Sicht muss.

«Wir müssen kämpfen für diese hervorragende Kandidatur», sagt Constantin. Er spricht von «wir», obwohl er in den Plänen des Komitees seit der Affäre Fringer keine Rolle mehr spielt. Und er will im Wallis, das im Juni 2018 über den Olympia-Kredit abstimmt, vollen Einsatz geben, die Leute im ganzen Kanton überzeugen. Politiker als Zugpferde reichten nicht, zu zerstritten seien die Parteien.

Braucht es also ihn, Constantin? Der FC-Sion-Besitzer gibt die Antwort so: «Der FC Sion ist für den Erfolg der Kandidatur im Wallis fundamental. Gewinnt Sion, werden die Walliser das Stadion in guter Stimmung verlassen und Ja stimmen.» So einfach ist das. Immerhin sollen Gratis-Tickets und Gratis-Raclette zur guten Stimmung beitragen. Aber das mit den Siegen ist nicht so einfach: Sion war kürzlich Tabellenletzter. Es gehe aufwärts, glaubt Constantin. Zuletzt gewann Sion 3:0 gegen GC, ist jetzt Tabellensiebter.

Aber Siege des FC Sion allein retten die Spiele nicht. Das nationale Komitee müsse sich neu aufstellen, so Constantin: «Es braucht Dynamik und Begeisterungsfähigkeit.»

Doris und Roger müssen her

Constantin hat auch hier ein Rezept. Er sieht zwei Personen, die den internationalen und nationalen Durchbruch schaffen können: «Doris Leuthard und Roger Federer. Sie wären ein starkes Paar.» Mit Federer wurde Kontakt aufgenommen, er sei diskussionsbereit. «Doris müsste also bis Herbst 2019 Bundesrätin bleiben», sagt Constantin. Also bis Ende der laufenden Legislatur. Constantin hat alles durchgerechnet.

Constantin, das ist klar, will bei Sion 2026 wieder ins Spiel kommen. Allenfalls auch bei Sion 2030. Die Sache mit Markenrechten, glauben Beobachter im Wallis, sei sein Pfand. Manche glauben sogar, dass CC anbieten wird, im Gegenzug persönlich die Haftung für ungedeckte Kosten zu übernehmen. Ein Problem, das ungelöst ist, weil der Bund keine unbeschränkte Defizitgarantie gibt.