Exit
Sterbehilfe: Bei Exit melden sich täglich 25 Personen an

Die Sterbehilfeorganisation Exit registriert in diesem Jahr so viele Neuanmeldungen wie noch nie. Der Organisation sind über 3000 Mitglieder beigetreten. Bereits 2011 war ein Rekordjahr.

Yannick Nock
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Die Sterbehilfe boomt in der Schweiz weiterhin (Symbolbild)

Die Sterbehilfe boomt in der Schweiz weiterhin (Symbolbild)

Keystone

Die Sterbehilfeorganisation Exit registriert in diesem Jahr so viele Neuanmeldungen wie noch nie. In den ersten vier Monaten sind über 3000 Mitglieder der Organisation beigetreten. Das sind 25 Anmeldungen pro Tag. Hält dieser Trend an, sind es bis Ende Jahr über 9000 Neueintritte – das wären 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei war 2011 bereits ein Rekordjahr. Das berichtet die Zeitung «Der Sonntag».

Zum grossen Andrang beigetragen hat auch der Freitod von Fussball-Legende Timo Konietzka. Zu Hause in Brunnen SZ schluckte der gebürtige Deutsche im März den Todescocktail Natrium-Pentobarbital.

In der selbst verfassten Todesanzeige lobte Konietzka die Organisation: «Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Exit bedanken, die mich von meinen Qualen erlöst und auf dem schweren Weg begleitet hat.»

Die grosse Aufmerksamkeit durch den Tod des 73-Jährigen löste einen Ansturm auf Exit aus. In der Schweiz sind danach während knapp zweier Wochen durchschnittlich 60 Neuanmeldungen pro Tag eingegangen.

Hinzu kamen Telefonanrufe und über 100 E-Mails von kranken Menschen aus Deutschland. «Sie alle wollten wie Konietzka mit einem Sterbemittel friedlich einschlafen», sagt Exit-Vizepräsident Bernhard Sutter. Allerdings nimmt Exit nur Mensch mit Wohnsitz in der Schweiz auf. Deshalb dürften viele Anfragen ausländischer Sterbewilliger bei Dignitas gelandet sein, die aber noch keine neuen Zahlen bekannt gibt.

Dignitas hat im letzten Jahr 144 Menschen in den Tod begleitet. Nur fünf davon kamen aus der Schweiz, die meisten stammten aus Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Exit hat im selben Zeitraum 305 Menschen bei ihrem Freitod betreut und zählt heute in der Deutschschweiz rund 61000 Mitglieder. Vizepräsident Sutter ist zuversichtlich, dass weitere hinzukommen. «Wir stehen dieses Jahr durch unser 30-Jahr-Jubiläum und den Weltkongress der Sterbehilfegesellschaften vermehrt im Rampenlicht. Deshalb wird es hoffentlich weiter so erfolgreich aufwärtsgehen.»

Nach Timo Konietzkas Tod setzt sich nun seine Witwe Claudia für Exit ein. So wird sie im Juni am öffentlichen Publikumstag des Weltkongresses in Zürich darüber sprechen, wie sie das selbstbestimmte Sterben ihres Mannes empfunden hat und wie es ihr heute geht.

Exit suche die Publizität aber nicht, sagt Sutter. Freitodbegleitungen würden absolut diskret behandelt. «Ob darüber kommuniziert wird, liegt im Ermessen des Kranken und seiner Familie.»