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Nach dem Strafverfahren der Bundesanwaltschaft hat Fifa-Präsident Sepp Blatter nun auch intern ein Verfahren am Hals. Die Ethikkommission prüft, ob Blatter wegen Korruption suspendiert wird.
Das Strafverfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Fifa-Präsident Sepp Blatter löst innerhalb des Weltfussballverbands Bewegung aus. Sollte Blatter nicht von sich aus zurücktreten, will die Ethik-Kommission der Fifa innerhalb weniger Tage entscheiden, ob er angesichts neuer Korruptionsvorwürfe suspendiert wird. Das berichten mehrere Sonntagszeitungen.
Damit zeigt sich: Die Untersuchung der Ethikkommission kann weit gravierende Folgen haben als das Verfahren der Bundesanwaltschaft. Diese ermittelt gegen Blatter wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. Unter anderem geht es um eine Zahlung von 2 Millionen Franken, die Blatter an Platini getätigt haben soll. Diese ist laut den Ermittlern „treuwidrig“, wie "SonntagsZeitung" und "NZZ am Sonntag" berichten. Laut Experten dürfte es schwer werden, Blatter eine strafbare Handlung nachzuweisen.
Trotzdem bezeichnet der Basler Strafrechtsprofessor und Antikorruptionsexperte Mark Pieth die Zwei-Millionen-Zahlung von Blatter an Platini im Interview mit der "SonntagsZeitung" als „sehr merkwürdig“. Blatter und Platini müssten diese gut erklären können. „Ich setze ein grosses Fragezeichen hinter die Zahlung.“
«Bei Vorliegen eines Anfangsverdachts leitet die Untersuchungskammer ein formelles Verfahren ein», sagte Andreas Bantel, Sprecher der Untersuchungskammer der Kommission gegenüber der "Schweiz am Sonntag". Die Kammer äussere sich nie zu konkreten Einzelfällen, sagt er, die Regeln gelten allerdings für sämtliche Personen im Fussball, «ohne Rücksicht auf Posten oder Namen». Also auch für Fifa-Präsident Blatter und Uefa-Chef Platini
PR-Berater Stöhlker: «Ein vorzeitiger Rücktritt steht nicht zur Diskussion»
Obwohl die Bundesanwaltschaft am Freitag ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet hat, denkt Fifa-Präsident Sepp Blatter (79) nicht an Rücktritt. PR-Berater Klaus J. Stöhlker, der mit Blatter engen Kontakt pflegt, sagt zur Zeitung „Schweiz am Sonntag“: «Ein vorzeitiger Rücktritt steht nicht zur Diskussion.» Genau das haben mehrere Medien gestern gefordert. Doch für Stöhlker ist klar: «Der Präsident bleibt Präsident.» Die nächsten wichtigen Entscheidungen würden am 26. Februar 2016 gefällt, am Tag der Präsidentschaftswahlen – nicht früher: «Der Präsident hat nicht die geringsten Sorgen. Er ist guten Mutes.» Die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft seien haltlos: Der Vertrag mit dem karibischen Fussballverband sei von drei Fifa-Institutionen legitimiert worden, und die Zahlungen an Uefa-Präsident Platini – viermal 500'000 Franken – hätten sich auf konkrete Leistungen gestützt und seien den Fifa-Gremien bekannt gewesen. Nicht Blatter hat laut Stöhlker durch die Verfahrenseröffnung Schaden genommen, sondern Michel Platini. «Bei ihm ist nun nicht einmal sicher, ob er überhaupt als Fifa-Präsident kandidieren kann», sagt er zur „Schweiz am Sonntag“.
Sollte Platini ausscheiden, sei weit und breit kein Kandidat für die Nachfolge Blatters in Sicht. «Das hiesse, dass Sepp Blatter dann gezwungenermassen über den 26. Februar hinaus weitermachen müsste, damit die Fifa weiter funktionieren kann.» Dass das nicht auszuschliessen sei, habe Blatter kürzlich auch intern an einem Personal-Meeting in Zürich betont. Der PR-Berater gewinnt den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft sogar Positives ab: «Es ist gut, dass die Schweizer Bundesanwaltschaft den Fall an sich genommen und damit den Amerikanern entrissen hat.» Er kenne, so Stöhlker vielsagend, «niemanden, der darüber unglücklich ist».