Dass die SVP teilweise schon seit Jahren Social-Media-Kurse anbietet, überrascht angesichts des geringen Erfolgs in der Praxis. Trotz Schulung tappen Politiker immer wieder in die Social-Media-Falle.
Während viele junge Leute sich von Facebook mit dem Hinweis auf ihre Grosseltern in der Freunde-Liste abwenden, sucht man bei der SVP immer noch nach dem richtigen Umgang mit der sozialen Medien-Plattform. Das jüngste Beispiel liefern Pirmin Schwander, Hans Fehr, Walter Wobmann, Hans Kaufmann, Felix Müri, Nadja Pieren, Yvette Estermann oder Alfred Heer, die nebst Filippo Lombardi von der CVP allesamt die zweifelhafte Freundschaft mit einer Anti-Islam-Seite namens „Defend Switzerland" unterhielten.
Zugegeben, der neueste „SVP-Facebook-Skandal" ist gesucht. Für die Inhalte einer Facebook-Freundschaft verantwortlich gemacht zu werden, geht zu weit. Dennoch gilt auch diesem Fall: Die Geister, die man rief, wird man nicht mehr los.
Immer wieder Fälle
In der Vergangenheit aber war die Ausgangslage klar: Immer wieder fielen SVP-Exponenten durch rassistische oder geschmacklose Äusserungen auf Social Media-Plattformen auf. „Reichskristallnacht-Tweet", Freude über den Tod eines Moldawiers bei einem Polizeieinsatz oder zuletzt rassistische Gewaltphantasien in der Statusmeldung eines Solothurner SVP-Mitglieds Anfang dieses Jahres sind nur drei Beispiele für die Serie von Social Media-GAUs der Volkspartei.
Dies erstaunt: Denn die Kantonalparteien bieten ihren Mitgliedern teilweise schon seit Jahren Kurse im Umgang mit Social Media an. Die SVP Zürich tuts, Bern ebenso, und im Aargau ist der Besuch des Medienkurses für die Anwärter auf politische Ämter gar Pflichtprogramm. Die Frage sei deshalb erlaubt: Sind diese Kurse für die Katz?
In Bern meist ausgebucht
Nicht alle Kantonalparteien bieten Medien-Nachhilfe an. Die Berner SVP allerdings schon lange: Aliki Panayides, die solche Schulungen durchführt, sagt: „Wir offerieren Kurse schon seit ungefähr vier Jahren, vor allem im Hinblick auf Wahlen."
Der Lehrplan klingt einfach und überzeugend: „Man lernt den Umgang mit Social Media, wie man sich verhält im Internet - und wie besser nicht", so Panayides. Die Kurse seien in der Regel ausgebucht, und wenn „Bedarf besteht, bieten wir zusätzliche an." Bedarf hätte ausgerechnet der Medienchef der Berner SVP-Sektion gehabt. Er hatte im letzten Dezember auf Facebook dazu aufgefordert, den „Linken ein Plastiksäckli über den Kopf zu stülpen und zuzubinden".
Im Aargau Pflicht
Auch im Aargau wird ein Social Media-Kurs seit Jahren angeboten. Nebst dem richtigen technischen Umgang mit den Plattformen geht es dabei immer auch um Inhalte: „Wir sagen den Leuten schon, sie sollen nur Sachen posten, die sie am nächsten Tag auch in der Zeitung lesen wollen", sagt Pascal Furer, Parteisekretär der SVP Aargau. Bringen tut es scheinbar nichts, wie der Fall schmuddeliger Einträge auf der Homepage der Bezirkspartei Wyden vom Februar 2012 zeigte.
Der Solothurner Kantonalpartei kann dagegen nicht nachgesagt werden, ihre Kurse nützten nichts. Sie bietet laut dem Solothurner SVP-Präsidenten Silvio Jeker erst gar keine an. Anders als in anderen Kantonen, die nach dem Prinzip „nützt's nichts, so schadet's nicht" operieren, scheinen die Solothurner den Schluss gezogen haben: „Es hilft ja sowieso nichts".