Fast 40 Prozent ist der Umsatz seit dem Rauchverbot im Restaurant Waage an der Metzgergasse eingebrochen. Derweil freuen sich andere Beizer über neu gewonnene Raucher.
Deborah Balmer
Mit dem Rauch haben sich auch die Gäste aus dem Restaurant Waage an der Metzgergasse in Aarau verabschiedet. Seit sieben Wochen gilt hier striktes Rauchverbot – obwohl das Rauchen bei den Gästen vorher genauso dazu gehörte wie das Bier.
Nur selten hat sich vor dem Rauchverbot ein Nichtraucher hierher verirrt: zu rauchgeschwängert war die Luft hier jeweils schon mittags, wenn die Stammkundschaft ihre Stumpen pafften. Jetzt ist hier rauchfrei, die Raucher sind weg. Nichtraucher kommen keine in die «Waage».
«Es ist ganz einfach tödlich», klagt der «Waage»-Wirt Erich Frendorff. «Meine Beiz ist am Wochenende praktisch leer.» Frensdorff hat wegen der Einführung des Rauchstopps mit einer Umsatzeinbusse gerechnet, doch dass es so schlimm ausfallen würde, das hätte er nicht gedacht.
«Im Mai habe ich 40 Prozent weniger Umsatz erzielt», so der Wirt, der mit seiner Beiz wichtige soziale Funktionen erfüllt hat, denn hier haben auch Randständige immer ein Plätzchen gefunden und eben einen Aschenbecher. «Heute rauchen die Gäste nur noch draussen», so Frensdorff.
Wie ein Lottosechser
Jetzt sei es ein ewiges Kommen und Gehen in seiner Beiz. Gespräche werden dauernd unterbrochen, weil die wenigen Gäste in der «Waage» ständig zum Rauchen nach draussen gehen. Nicht selten findet sich Frendsdorff ganz allein im Lokal wieder und betrachtet ungläubig die vielen halb gefüllten Biergläser auf den Tischen. «Da fühle ich mich dann nur noch wie ein Raumhüter und nicht mehr wie ein Beizer.»
Jeden Mittag bietet Erich Frensdorff jetzt sechs verschiedene Menüs an: «Das bringt mir doch noch ein paar Gäste.» Doch der Stammtisch hat sich aufgelöst. Der Umsatz ist so eingefallen, dass Frensdorff sich fragt: «Lohnt es sich noch weiterzumachen?»
Für den «Altstadt»-Wirt, der aus seiner Beiz ein Raucherlokal machen durfte, sei das neue Gesetz natürlich wie ein Lottosechser, so der «Waage»-Wirt. Tatsächlich kann Walter Zimmermann seine Freude nicht verbergen: «Der Mai lief einfach sensationell – es war der beste, seit ich dieses Lokal führe.»
Raucher bringen Nichtraucher
Neuerdings habe er auch junge Gäste, die vorher im nah gelegenen «Gossip» verkehrten. «Darunter auch Nichtraucher, die von Rauchern mitgenommen werden» Er bedenkt, dass das schlechte Wetter für ihn gearbeitet habe, da konnten die Gäste weniger gut draussen rauchen.
Er schätzt, dass ihm der Mai rund 40 Prozent mehr Gäste gebracht hat. Ähnlich geht es auch René Dätwiler im Raucherlokal Sevilla an der Kirchgasse: Er habe rund zehn Prozent mehr Gäste als vor dem Rauchverbot, sagt er. Darunter viele Raucher und ähnlich der «Altstadt» auch Nichtraucher.