Langenthal
Seltsames Spiel zwischen Stadt und Clubs

Soll die Stadt die Vereine noch mehr als bisher unterstützen? Das Beitragssystem stösst jedenfalls mancherorts auf wenig Verständnis. Aber: Dies gilt vor allem für Sport- und weniger für andere Freizeitvereine.

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Volley

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az Langenthaler Tagblatt

Tobias Granwehr

In Langenthal existieren weit über 100 Vereine. Einige davon erhalten von der Stadt Beiträge für ihre Vereinstätigkeit. Viele bekommen das Geld jedoch nur vordergründig, denn: Für die Nutzung städtischer Infrastruktur nehmen sie ebenfalls viel Geld zur Hand - vor allem für die Turnhallen. Damit wird das Geld nicht selten hin- und hergeschoben; die Stadt zahlt einem Verein einen Beitrag, der Club zahlt diesen in Form der Miete zurück. Dieses System passt nicht allen: Es sei tatsächlich «etwas zwiespältig», erklärt Lucienne Marending, Präsidentin des Volleyballclubs Langenthal (VBC). «Wir erhalten von der Stadt jährlich einen Beitrag.» Marending betont: «Darüber sind wir sehr froh.» Für die Hallenmiete gebe der VBC aber deutlich mehr aus als die 1500 Franken Zustupf der Stadt. Wie viel sie ausgäben, wisse sie jedoch nicht. «Dafür ist unser Kassier zuständig.»

«Das steht in keinem Verhältnis»

Durchaus kritischer betrachtete Martin Veltmann das Beitragssystem diese Woche in einem Bericht von Radio 32. Der Präsident des Langenthaler Handballvereins zeigte sich zwar ebenfalls erfreut über den jährlichen Beitrag (1000 Franken). Laut Veltmann gibt der Handballverein allerdings pro Jahr zwischen 12 000 und 15 000 Franken für Hallenmieten aus. Das stehe in keinem Verhältnis zur Jugendförderung. Vor allem kleine und mittlere Vereine litten unter diesem System, sagte er.

Der weg zum vereinsbeitrag

Wollen die Langenthaler Vereine einen Beitrag von der Stadt, müssen sie sich jedes Jahr von Neuem darum bemühen: Laut Gemeinderätin Paula Schaub (EVP) können die Vereine ein Erhebungsblatt ausfüllen, auf dem sie verschiedene Angaben zum Verein bekannt geben und zudem die Vereinsrechnung beilegen müssen. Den Antrag reichen die Vereine bei der Sportkommission ein. Diese beurteilt die Gesuche und beantragt schliesslich die Vereinsbeiträge im städtischen Budget. Somit entscheiden der Gemeinderat, der Stadtrat und in letzter Instanz die Stimmbürger über die Vereinsbeiträge. (tg)

Für den Schwingklub Langenthal präsentiert sich die Ausgangslage nochmals anders: Gemäss Pressechef Simon Herzig erhalten die Schwinger nichts von der Stadt. «Wir bemühten uns zuletzt gar nicht mehr um einen Beitrag, weil wir in früheren Jahren auch nichts bekamen.» Immerhin: Beim Jungschwingeranlass in der Markthalle gebe es für den Schwingklub einen Rabatt von 50 Prozent auf die Hallenmiete - da es sich um einen Nachwuchsanlass handle, sagt Herzig. Für den Schwingkeller im Kreuzfeld und die Turnhallenmiete zahle der Verein jedoch mindestens 2000 Franken im Jahr.

Schliesslich gibts ein drittes Beispiel eines städtischen Vereins - dort stimmt die Rechnung noch. Der Schwimmklub erhält laut Ralph Burlon, im Vorstand zuständig für die Finanzen, von der Stadt jährlich 2500 Franken. «Für die Schwimmbadmiete bezahlen wir einen tiefen vierstelligen Betrag. Es geht also ungefähr auf.» Das gelte aber nur für Langenthal, so Burlon. Das Training im Winter in Aarwangen sei dabei nicht mitgerechnet.

Die Transparenz verbessern

Gemeinderätin Paula Schaub (EVP) weiss: Nicht alle Vereine sind mit den Beiträgen der Stadt glücklich. Die Sportkommission habe sich dem Thema bereits angenommen - und einen Vorschlag zuhanden der politischen Behörden erarbeitet. «Wir prüften verschiedene Modelle, wie die Beiträge den Vereinen gerecht zugeordnet werden können», sagt Schaub. Jetzt müsse der Gemeinderat diskutieren, welche Variante praktikabel sei. Schaub ist sich bewusst: «Das Beitragssystem war bisher nicht überaus transparent.» Der Vergleich der Vereine untereinander gestalte sich aber schwierig - da die Bedürfnisse bezüglich Infrastruktur sehr unterschiedlich seien, sagt sie. «Das Ziel ist auf jeden Fall, die Transparenz bei der Unterstützung zu verbessern.»

Die Miete für die städtischen Turnhallen werde nie kostendeckend sein - «somit werden viele Vereine in diesem Bereich indirekt unterstützt.» Doch gemäss Schaub brauchen einige Clubs gar keine Turnhallen, womit sie nicht in den Genuss dieser indirekten Unterstützung kommen - andere besitzen und unterhalten eine eigene Infrastruktur. Deshalb bemerkt die Gemeinderätin: «Eine absolute Gerechtigkeit wird es bei der Unterstützung der Vereine wohl nie geben.» Nicht überzeugt ist Schaub von der Idee, dass die Vereine keine Beiträge mehr erhalten, aber auch keine Mieten für städtische Anlagen entrichten müssen. Sie sagt: Damit würden die «Vielbenutzer» der städtischen Sportanlagen ungleich stärker unterstützt - was nicht unbedingt den Faktoren Mitgliederzahl oder Jugendförderung entspräche.

Schaub rennt offene Türen ein, wenn sie sagt, die Sportkommission habe sich der Sache angenommen. «Für viele Vereine wäre eine Anpassung des Beitragssystems gut», sagt Simon Herzig vom Schwingklub. Ralph Burlon vom Schwimmklub fände es hingegen wichtig, wenn Ideen gesammelt und mit den Vereinen über die Beiträge gesprochen würden. Aber: «Die Stadt kann auch nicht einfach zugunsten der Vereine Geld zum Fenster hinauswerfen», so Burlon.

Gemischter Chor ist glücklich

Weniger betroffen von der Diskussion sind musikalische und andere Freizeitvereine. Der Gemischte Chor Langenthal nutzt laut Präsident Heinz Wüthrich den Übungssaal des Stadttheaters kostenlos als Probelokal. «Darüber sind wir sehr glücklich», sagt er. Die Miete für dieses Lokal könne der Chor sonst unmöglich bezahlen.

Auch Marc Hauswirth vom Tambourenverein Langenthal ist zufrieden mit der städtischen Unterstützung: «Das Verhältnis zur Stadt ist gut; wir sind mit der Miete für das Vereinskokal sehr gut bedient», sagt er. Sowohl Hauswirth als auch Wüthrich haben aber ein gewisses Verständnis für die Sportvereine. Eine Diskussion über die Beiträge wäre für sie genauso angebracht wie für viele Funktionäre von Sportvereinen.