Der Kaffeeautomatenhersteller Thermoplan in Weggis, Kanton Luzern, stellt den Betrieb um und wird 500 bis 800 Beatmungsgeräte herstellen – pro Woche.
Covid-19 greift die Lungen der Infizierten an. Darum müssen schwer Erkrankte künstlich beatmet werden. Seit dem Ausbruch der Coronakrise hat die Nachfrage nach Beatmungsgeräten stark zugenommen. «Starbucks hat uns gebeten zu prüfen, ob wir die Möglichkeit haben, ein Beatmungsgerät zu entwickeln, um die USA in ihrer Ausnahmesituation zu unterstützen», sagt Adrian Steiner, CEO der Thermoplan AG.
Die Entwicklungsabteilung Research & Development hat die Herausforderung angenommen und innert kürzester Zeit zwei Konzepte umgesetzt. Eines davon basiert auf einer Studie des MIT (Massachusetts Institute of Technology). «Das Zweite ist aus unseren Kaffeemaschinenkomponenten aufgebaut», erklärt Steiner. Die Funktionsmuster von beiden Konzepten wurden am Donnerstag Starbucks präsentiert. «Unser Team hat ganze Arbeit geleistet und innert knapp einer Woche die Geräte zum Laufen gebracht. Das macht mich echt stolz», betont Steiner.
Aktuell sind die Beatmungsgeräte für die USA geplant, um deren Mangel an Beatmungsgeräten möglichst schnell auszugleichen. Zum heutigen Zeitpunkt fehlen in Nordamerika über 10'000 Beatmungsgeräte. Der Einsatz solcher Geräte bedarf aber strengen Zertifizierungen. «Wir bereiten uns darauf vor, 500 bis 800 Geräte pro Woche produzieren zu können», fügt Steiner hinzu. Bis es zur Produktion komme, seien aber noch einige Schritt zu tätigen. Die Geräte sind für alle Einrichtungen gedacht, in denen Coronapatienten mit Beatmungsgeräten behandelt werden müssen.
Und wie bewältigt die Thermoplan AG die Coronakrise in der Kaffeeautomatenherstellung mit den 400 Mitarbeitenden? «Nicht nur die Inbetriebnahme des Shuttlelagers war vom Coronavirus betroffen. Diese Situation hat im ganzen Betrieb für Anpassungen gesorgt», sagt Steiner. Die Thermoplan wurde gezwungen für das neue Shuttlelager, auf VPN Support (technische Unterstützung via Onlinezugriff) umzustellen, da die Projektpartner aus Österreich und Spanien nicht mehr einreisen durften. Weiter hat das Personalrestaurant von Selbstbedienung auf Tellerservice umgestellt und die Vorgaben des BAGs werden eingehalten.
Die Kaffemaschinenproduktion ist noch für rund sechs Wochen ausgelastet. «Dies nicht zu 100 Prozent, weil wir die Produktion heruntergefahren haben», so Steiner. Er sei zuversichtlich: «Dass wir – wenn auch auf einem tieferen Niveau – weiterproduzieren können.» Und: «Wir haben das Glück, dass wir finanziell auf einem stabilen Grundgerüst stehen», sagt Steiner. Natürlich spüre die Thermoplan den Rückgang der Bestellungen. «Je länger die Situation andauert, desto mehr zehrt das auch an den Reserven», fügt Steiner hinzu. Einsätze von temporären Mitarbeitern wurden heruntergefahren. Unser Ziel ist es, keine Kurzarbeit anmelden zu müssen», sagt Steiner. Zu Entlassungen kam es nicht.
Aktuell sind 280 von 400 Mitarbeitenden im Betrieb tätig. Viele Mitarbeitende wurden schon früh ins Homeoffice oder in die Selbstquarantäne geschickt.