Offener Brief
Schriftsteller: «Sehr geehrte SVP. Du tust mir leid. Ich möchte Dir helfen»

Musiker und Schriftsteller Jürg Halter hat sich auf Facebook mit einem offenen Brief an die SVP, die wählerstärkste Partei der Schweiz, gewandt. Damit brachte er die User zum Kochen. Innert kürzester Zeit wurde der Beitrag über 1000 Mal geteilt.

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Jürg Halter.

Jürg Halter.

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Der Musiker und Schriftsteller Jürg Halter, früher als Kutti MC bekannt, hat sich auf Facebook mit einem offenen Brief an die wählerstärkste Partei der Schweiz gewandt – und damit offenbar einen Nerv getroffen. Innert kürzester Zeit wurde der Beitrag über 1000 Mal geteilt.

Halter beginnt mit den Worten: «Sehr geehrte SVP. Du tust mir leid. Ich möchte Dir helfen. – Aber kann man mit Dir überhaupt ein ernsthaftes Gespräch führen? Du hast keinen Anstand, keine Umgangsformen.»

Und kommt gleich zur Sache:

«Du bist der rechtspopulistische, demokratiezersetzende Skandal, an den man sich über die Jahre gewöhnt hat; deshalb bist Du umso gefährlicher für den sozialen Frieden in unserem Land. Du bist nicht konservativ, willst nicht erhalten, Du bist destruktiv, willst zerstören, was nicht Deines ist.»

Halter prangert die Angstmacherei an:

«Das Einzige, in dem Du wirklich gut bist, ist Ängste zu schüren, um diese folglich gewissenlos zu bewirtschaften. Du bist ein Angstbewirtschaftungskonzern. Erfolgreich verkaufst Du Selbstgerechtigkeit und Feigheit als Wehrhaftigkeit. – Wann hast Du zuletzt an Dir gezweifelt?»

Er stellt fest:

«Du betreibst in erster Linie eine Politik für eine reiche Superelite, auf Kosten der Schwachen. Immer mehr für immer weniger.»

Halter kritisiert die mangelnde Transparenz bei der Parteienfinanzierung. Das sei der Demokratie unwürdig. Ausserdem schiesst er gegen SVP-Stratege und Financier Christoph Blocher.

Halter kündigt eine Solidaritätsaktion an. Mit sechs Wahlplakaten wolle er die SVP in ihrem «armseligen Kampf für die Schwächung der Schweizer Demokratie unterstützen».

«Komm, Du einsame, paranoide, selbsternannte ‹einzige Partei›. Lass mich Dich umarmen. Ich möchte Dir Dein kaltes Herz erwärmen. Dich trösten. Dich vor Dir selber retten. Gemeinsam können wir es schaffen. Aus Nächstenliebe.»

In einem Folgepost nimmt Halter Stellung zu den positiven und negativen Reaktionen, die er auf seinen offenen Brief erhalten hat. In den Kommentaren habe er jedem SVP-Sympathisanten, der eines seiner Argumente überzeugend widerlegen könne, eine Einladung auf ein Bier versprochen. Viel Überzeugendes scheint nicht gekommen zu sein. Denn Halter konstatiert:

«Meine dringlichste Frage: Muss ich mich nun alleine betrinken?»