Die Unterkunft Schäferwiese Aarau wird geschlossen. Das freut alle, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Das Kantonsspital hätte Interesse am in Kürze leerstehenden Areal.
Aline Wüst
Der Verein Netzwerk Asyl Aargau kämpft seit über zwei Jahren für eine Schliessung der «Schäferwiese». Präsidentin Patrizia Bertschi: «Wir sind sehr froh, dass sie endlich geschlossen wird. Diese Unterkünfte waren für die Bewohner unzumutbar». Nach einer Besichtigung kam Regierungsrätin Susanne Hochuli zum gleichen Befund. Im Interview mit a-z.ch sagte sie: «Die Barackensiedlung ist baulich in einem sehr schlechten Zustand. An den Wänden hat es zum Teil Schimmel, die Farbe blättert ab. Diese Zustände sind für die Bewohner entwürdigend.»
Ein weiterer Grund für die Schliessung seien die unerwünschten Auswirkungen der Asylunterkunft auf das Umfeld, steht in der Medienmittelung des Departements Gesundheit und Soziales vom Mittwoch.
Eine Umfrage unter den benachbarten Ladenbesitzern und einem Anwohner der «Schäferwiese» zeigt: Die Auswirkungen werden unterschiedlich empfunden.
Hansjörg Bauhofer, dessen Brillen- und Kontaktlinsengeschäft sich in nächster Nähe zur Barackensiedlung befindet, begrüsst die Schliessung. «Immer wieder stahlen die Asylbewerber Sonnenbrillen», ärgert er sich. Bruno Geiser vom benachbarten EP Telecom Center ist ebenfalls erleichtert, dass die Unterkunft wegkommt.
Der Inhaber des Café Flora an der Buchserstrasse, Adrian Sturzenegger: «Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht.» Auch Björn Frey, der unmittelbar neben der Unterkunft wohnt, fühlte sich durch die Asylbewerber nie gestört. «Ich finde es schade, dass die Asylbewerber bald weg sind. Ich habe die Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen immer als freundliche Nachbarn erlebt.» Trotzdem sei er froh, dass die unzumutbaren Unterkünfte bald der Vergangenheit angehören, sagt Frey.
Vergammelt und unhygienisch
Der ausreisepflichtige Algerier Youcef Chaouki wohnt seit sechs Monaten in den Baracken: «Die Unterkünfte sind vergammelt und vor allem die sanitären Anlagen unhygienisch.» Auch wenn er illegal hier sei, sagt Chaouki, sei er trotzdem ein Mensch. Er beklage sich nicht und sei dankbar für ein Dach über dem Kopf.
Mit der Schliessung soll nicht zuletzt auch dem Drogenhandel entgegengewirkt werden. Eine beruhigende Wirkung auf die «Schäferwiese» hatte auch die Razzia im Januar, sagt Didi Häfeli, Betreuer der Unterkunft Schäferwiese. Er betont: «Es sind immer Einzelne, die kriminellen Machenschaften nachgehen. Leiden müssen darunter alle Bewohner.».
Was nach dem Auszug der Asylbewerber mit dem Areal Schäferwiese geschieht - das Grundstück gehört dem Kanton -, ist noch nicht klar. Das Kantonsspital Aarau hätte Interesse am Grundstück, da man Platzprobleme habe, sagt Mediensprecherin Helene Winkler auf Anfrage. Das Areal gehört laut Auskunft von Immobilien Aargau ins Entwicklungsgebiet des Kantonsspitals.