«Unruly Passengers»
Prügelei an Bord wegen Babygeschrei – bei Schweizer Airlines kein Einzelfall

Ein Mann aus Schwyz rastete bei der Landung in Zürich aus, nachdem er in alkoholisiertem Zustand über ein schreiendes Baby im Flugzeug geflucht hatte. Derartige Fälle nahmen 2016 um fast 20 Prozent zu.

Andreas Maurer
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Fälle wie jener vom Dezember 2016 häufen sich in der Schweiz. Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt 755 «Unruly Passengers» registriert. (Symbolbild)

Fälle wie jener vom Dezember 2016 häufen sich in der Schweiz. Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt 755 «Unruly Passengers» registriert. (Symbolbild)

KEYSTONE/STEFFEN SCHMIDT

Der 31-jährige Mann aus dem Kanton Schwyz war betrunken, schon als er in der Türkei ins Flugzeug stieg. An Bord der Turkish Airlines steigerte er seinen Pegel. Als ein Baby in seiner Nähe kurz vor der Landung in Zürich-Kloten erneut zu schreien begann, fluchte er.

Ein 26-jähriger Zürcher, der ein paar Reihen weiter vorn sass, drehte sich um und versuchte ihn zu beruhigen. Doch das steigerte seine Wut zusätzlich.

Beim Aussteigen drängte sich der Schwyzer dicht hinter den Zürcher und starrte ihn ununterbrochen an. Im Strafbefehl der Bundesanwaltschaft sind die Beschimpfungen protokolliert: «Fick dich und dein Baby» und «Ich bin ein Mann. Du weisst nicht, wer ich bin.»

Zwischen den Sitzreihen kam es zum Gerangel. Die Passagiere im hinteren Teil des Flugzeugs konnten deshalb nicht aussteigen. Der Babyhasser schlug seinen Widersacher an den Kopf. Im Gedränge verletzte sich dieser am Mittelfinger. Andere Passagiere eilten zu Hilfe und trennten die beiden. Am Flughafen wurde der 31-Jährige von der Polizei festgenommen.

Meistens ist Alkohol im Spiel

Fälle wie jener vom Dezember 2016 häufen sich in der Schweiz. Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt 755 «Unruly Passengers» registriert. Es erhält die Meldungen von Schweizer Fluggesellschaften. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr beträgt fast zwanzig Prozent, die Zahl der Flugbewegungen hat hingegen in der Schweiz nur um 0,4 Prozent zugenommen. Und die Swiss hat lediglich 1,3 Prozent Passagiere mehr befördert.

Die Fluggäste werden also häufiger ausfällig. Swiss-Sprecherin Karin Müller bestätigt, dass die Zahl der Vorfälle auch in Bezug zu den Passagierzahlen zugenommen hat. Einen Grund für den Anstieg sieht sie in der verstärkten Sensibilisierung des Personals.

Während die Randale in Schweizer Flugzeugen zunehmen, ist weltweit ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Der Dachverband der Fluggesellschaften, die International Air Transport Association, registriert einen Vorfall pro 1200 Flüge. In den Vorjahren war es ein Ereignis pro 1600 Flüge. Die häufigsten Ursachen sind Alkohol, Drogen, Rauchen an Bord und Beschimpfungen.

Den alkoholisierten Schwyzer hat die Bundesanwaltschaft wegen Drohung und Tätlichkeit zu einer bedingten Geldstrafe von 3000 Franken mit zweijähriger Bewährung verurteilt. Auf jeden Fall zahlen muss er Bussen und Verfahrenskosten von insgesamt 1100 Franken.