Ärztenetzwerke
Politiker fordern Regeln für das Sponsoring von Ärztenetzwerken

Sponsoring von Ärztenetzwerken durch Pharmafirmen stösst bei Politikern auf Kritik. Dass dies aber Wasser auf die Mühlen der Gegner der Managed-Care-Vorlage ist, glauben sie aber nicht.

Sermîn Faki
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Erhalten Ärztenetzwerke Geld, wenn sie den Patienten die aus Sicht der Pharmaindustrie «richtigen» Medikamente verschreiben? keystone

Erhalten Ärztenetzwerke Geld, wenn sie den Patienten die aus Sicht der Pharmaindustrie «richtigen» Medikamente verschreiben? keystone

Die meisten Ärztenetzwerke werden von der Pharmaindustrie unterstützt. Die Ärzte begründen dieses Sponsoring damit, dass die Netzwerkarbeit Kosten verursache, die sie allein nicht tragen könnten. Bei Parlamentariern kommt dies gar nicht gut an. «Wenn das Funktionieren der Netzwerke von der Pharmaindustrie abhängt, wäre das nicht gut», sagt etwa der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi, ein Befürworter von Managed Care. «Doch das glaube ich nicht.» Die Aargauer FDP-Ständerätin Christine Egerszegi-Obrist ärgert sich regelrecht über die Aussagen der Ärzte: «Diese Begründung kann ich nicht akzeptieren. Ich bin überzeugt: Wenn die Netzwerke gut arbeiten, rentiert das.»

Forderung nach Transparenz

Einzig die Tessiner SP-Nationalrätin Marina Carobbio sieht sich bestätigt: «Ich habe immer vor den hohen administrativen Kosten dieses Modells gewarnt», so die Ärztin. Es sei klar, dass die Verwaltung eines Netzwerkes und das Aushandeln von Verträgen mit den Krankenkassen Geld koste. «Ich glaube daher auch nicht, dass sich die Gesundheitskosten durch Managed Care senken lassen», sagt sie. Carobbio kritisiert das Sponsoring im Gesundheitswesen schon länger. Bereits 2010 forderte sie in einer parlamentarischen Initiative, dass «jede Form von Bezahlung und jedes Geschenk an Medizinalpersonen und an Einrichtungen des Gesundheitswesens» offengelegt werden muss. «Im Gesundheitswesen ist Transparenz besonders wichtig», sagt sie. Prämienzahler hätten ein Recht darauf, zu erfahren, wer sich unterstützen lasse. Denn eines sei klar: «Wer sich sponsern lässt, stellt seine Unabhängigkeit infrage.» Carobbios Initiative wurde im März vom Nationalrat abgelehnt. Sie werde jedoch am Thema dranbleiben.

Dranbleiben will auch Bortoluzzi: Für ihn ist das Sponsoring ein grundsätzliches Problem. Er wisse beispielsweise von indirekter Unterstützung nach folgendem Muster: Eine Pharmafirma räumt einer Krankenversicherung einen grosszügigen Rabatt auf ihre Produkte ein. Das Geld landet bei der Versicherung, die einen Teil davon ans Netzwerk weitergibt – wenn dieses die «richtigen» Medikamente verschreibt. «Solche wettbewerbsverzerrenden Machenschaften muss man abstellen», fordert Bortoluzzi. Das Heilmittelgesetz schreibe eindeutig vor, dass Rabatte weitergegeben werden müssen. «Durch solch indirekte Konstrukte wird diese Bestimmung umgangen», so Bortoluzzi.

Bleibt eine Frage: Ist das verbreitete Sponsoring von Ärztenetzwerken Wasser auf die Mühlen der Managed-Care-Gegner? Egerszegi-Obrist verneint: «Sponsoring betrifft ja nicht nur Netzwerke, sondern auch einzelne Ärzte und andere Institutionen.» Die Abstimmung ändere daran gar nichts: «Netzwerke gibt es so oder so. Und es wird sie auch weiterhin geben», so die Präsidentin der ständerätlichen Gesundheitskommission. Der 17. Juni entscheide nur über zwei Punkte: den verbesserten Risikoausgleich, der die Jagd der Kassen auf junge und gesunde Versicherte erschwert, und die Kostenbeteiligung der Versicherten. Und selbst Carobbio, Gegnerin der Vorlage, sagt, das Sponsoring sei in Bezug auf die Managed-Care-Abstimmung lediglich ein Nebenaspekt.