Der Genfer Sicherheitsdirektor Pierre Maudet (40) zieht Bilanz zum Papstbesuch und verrät, worüber er mit Franziskus gesprochen hat.
Als einer der Ersten begrüsst Pierre Maudet den Papst auf dem Rollfeld des Flughafens Genf – und holt sofort ein kleines Päckchen aus der Jacketttasche.
Pierre Maudet: Wir haben über den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges gesprochen, der 1986 in Genf beerdigt wurde. Ich habe dem Papst ein bisschen Erde vom Grab mitgegeben – und ein Foto des Grabsteins.
Er hat sich gefreut, war aber überrascht vom Geschenk, weil es nicht im Protokoll stand. Der Papst hat Borges und seine Werke immer sehr geschätzt.
Es war beeindruckend. Er wirkte zuerst etwas müde, aber wenn er einem in die Augen blickt, spürt man seine Aura sofort. Das ist ein komisches, aber schönes Gefühl. Er versucht, ins Innere der Menschen zu blicken.
Ja, ich bin protestantisch. Komischerweise bin ich das einzige reformierte Regierungsmitglied in der Calvinstadt Genf.
Als UNO-Stadt sind wir natürlich international ausgerichtet und wollen einen Dialog ermöglichen. Wir sind uns hohen Besuch gewohnt, aber das war etwas Besonderes. Man nennt Genf ja auch das «protestantische Rom».
Eine sehr positive. Die grösste Herausforderung war sicherlich die Messe. Es ist aussergewöhnlich, dass wir gleichzeitig Zehntausende Menschen auf dem Expo-Gelände hatten. Ausserdem ist der Papst sehr spontan, will auch mal auf die Menschen zugehen. Das machte es für die Sicherheitskräfte nicht leichter.
Der Papst verkörpert Offenheit und den Willen zum Dialog – und bildet damit einen Gegenpol zu Donald Trump.
Das weiss ich nicht, ich habe ihn aber gebeten, wiederzukommen, und ihm angeboten, zusammen zum Grab von Borges zu gehen.
Er hat nur gelächelt.