CIA-Agenten sollen einen Schweizer Banker alkoholisiert zum Fahren ermuntert und ihm danach die Polizei auf den Hals gesetzt haben, wie CIA-Whistleblower Edward Snowden berichtet. Spionageroman-Autor Peter Zeindler ist von diesem Vorgehen fasziniert.
Was halten Sie von den Enthüllungen des ehemaligen CIA-Agenten Edward Snowden zum Schweizer Banker?
Peter Zeindler: Das ist schon ein starker Plot. Dass solche Geschichten auch heute noch quasi auf der Strasse liegen, ist für mich als Schriftsteller schon spannend. In Zeiten des Kalten Krieges war es vor allem die Mauer, die solche Geschichten geliefert hat.
Halten Sie die Geschichte für glaubwürdig?
Das Ganze klingt zwar ziemlich trivial, aber gerade das gehört auf dem Gebiet der Spionage mit dazu. Der bekannte Spionageroman-Autor John Le Carré hat mir einmal erklärt, wie das in dieser Szene häufig zu und her geht und da gehört das Triviale sehr stark dazu.
Der Ansatz mit dem Alkohol ist nicht gerade originell.
Natürlich handelt es sich um einen sehr einfachen Trick. Ganz offensichtlich wurde das aber sehr gut geplant. So wie ich mir das vorstelle, musste ja schliesslich, nachdem man den betrunkenen Banker in seinem Auto nach Hause geschickt hat, auch die Polizei informiert werden. Die ganze Kette musste funktionieren, damit der Banker in die vom Geheimdienst gewünschte Abhängigkeitskette kam. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist das Ganze eigentlich gar nicht so unoriginell.
Dann sind also auch solch triviale Vorgänge gang und gäbe?
Das dürfte tatsächlich so sein. Allerdings müssen sich die Geheimdienste immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Jeder Trick verliert mit der Zeit ein wenig an Überraschungsmoment. Und schlussendlich geht es für den Geheimdienst immer darum, die Zielperson, im aktuellen Fall also den Banker, in eine gewisse Abhängigkeit zu bekommen.
Was sind denn die gängigen Mittel, um diese Abhängigkeit zu erreichen?
Im Wesentlichen ist das die Verführung - der Klassiker. Einerseits durch Frauen, andererseits durch Geld. Das sind die beiden gängigsten Mittel, um ein „Opfer" erpressbar zu machen. Das ist auch der Grund dafür, dass ich überhaupt Spionage-Romane schreibe. Mich hat die Figur des Spions seit jeher sehr stark interessiert. Das verdeckte Spiel ums Überleben ist etwas enorm Faszinierendes.
Könnten Sie sich vorstellen, den aktuellen Fall als Teil eines Krimis zu verarbeiten?