Als Direktor des Arbeitgeberverbandes war Peter Hasler für die Privatisierung der Post. Heute will er sich strikt an die Vorgaben des Bundesrates halten.
Benno Tuchschmid
Mit Peter Hasler sollte endlich Ruhe einkehren. «Bei der Post ist genug geredet, jetzt wird gearbeitet», wie es der neue Verwaltungsrats-Präsident selber an der gestrigen Pressekonferenz ausdrückte. Und dann musste Hasler doch reden, wohl mehr als ihm Recht war. Auslöser war die Frage eines Westschweizer Journalisten, über eine Aussage Haslers, die er im Juni 2006 gegenüber dem Magazins «L'Illustré» gemacht hatte: «Wenn es der SBB und der Post gut geht, dann müsste man sie privatisieren.»
Nach der gestrigen Pressekonferenz sagte Hasler: «Ich mag diese Aussage gemacht haben, es war ja die Auffassung des Arbeitgeber-Verbandes.» Nur: Der Post geht es heute gut, wie Hasler in der Pressekonferenz selber betonte; sie ist - Zitat Hasler - «eines der besten Logistik-Unternehmen in Europa». Kommt jetzt also nach dem Expandierer Claude Béglé mit Peter Hasler ein Privatisierungs-Eiferer an die Spitze des Bundesbetriebes?
«Peter Hasler ist sicher kein Privatisierungs-Turbo», sagt Thomas Daum, Direktor des Arbeitgeberverbandes und Weggefährte von Hasler. Tatsächlich hat Hasler in seiner Vergangenheit nicht den Ruf eines neoliberalen Ideologen erlangt. Im Gegenteil: Mit seinem Einsatz für mehr Krippenplätze und Tagesschulen vertrat er Positionen, die für einen Vertreter des Arbeitgeberverbandes ungewöhlich waren. Prompt wurden aus SVP-Kreisen Stimmen laut, die Hasler auf Schmusekurs mit den Gewerkschaften sahen. Christoph Mörgeli bezeichnete ihn gar als Linken.
Das sei Quatsch, sagt Thomas Daum. Für Rudolf Stämpfli, Präsident des Arbeitgeberverbandes, der mit Hasler zusammenarbeitete, ist klar: «Hasler hat ein grosses Verständnis für die gesellschaftlichen Zusammenhänge.» Ein politisches Gespür also - was Claude Béglé viele absprachen. Unia-Gewerkschafter André Daguet muss lachen, wenn man Hasler als Linken bezeichnet: «Peter Hasler ist ein überzeugter Bürgerlicher und nicht mal im Ansatz links.» Allerdings ist er auch für Daguet kein Neobliberaler. Die Privatisierungs-Aussage hat für ihn einen anderen Hintergrund: «Hasler hat immer mal wieder Aussagen gemacht, die völlig aus dem Bauch heraus kamen. Das ist auch so eine. In seiner neuen Position kann er sich das nicht mehr leisten.»
Hasler war 13 Jahre Präsident des Arbeitgeberverbandes und hat in dieser Zeit viele Kämpfe mit den Gewerkschaften ausgetragen. «Er war ein harter Verhandlungspartner, aber auch sehr umgänglich - man wusste immer woran man war», sagt Daguet.
Nach seinem Rücktritt als Arbeitgeber-Direktor wurde Hasler Anfang 2007 Präsident des Zürcher Unispitalrates. Ein Posten an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft, genau wie sein neues Amt. Noch ist nicht ganz klar ob er im Spitalrat bleibt. Die SVP-Zürich forderte nach Haslers Ernennung zum obersten Pöstler seinen Rücktritt aus dem Gremium. Bis gestern war Hasler in fünf weiteren Verwaltungs- und Stiftungsräten. Von zwei Mandaten trat er per sofort zurück: als Vizepräsident der Sihldruck AG und als Stiftungsrat des WWF. Bei den übrigen Mandaten überlässt er es dem Post-Verwaltungsrat zu entscheiden, ob sie ein Interessenskonflikt darstellen.
Während seiner Zeit im Arbeitgeberverband zeigte sich auch Haslers Begabung im Umgang mit den Medien. Rudolf Stämpfli bezeichnet ihn als ein «kommunikatives Naturtalent». Hasler war omnipräsent in Presse und TV. «Ich achte darauf, den Medien gute Titel zu liefern», sagte er damals in einem Interview mit der NZZ am Sonntag. Doch im Unterschied zu Claude Béglé wirkt Hasler nie theatralisch. Er ist das Gegendmodell zu Béglé. Hier der bodenständige Verbandsfunktionär mit politischem Gespür, dort der internationale Manager, der von einem politischen Fettnapf in den nächsten stampft.
Hasler sagte am Mittwoch: «Wir müssen uns an die strategischen Ziele des Bundesrates halten. Diese dürfen wir nicht von uns aus ausweiten. Die Post ist im Besitz der Eidgenossenschaft, also beschliessen die politischen Organe was die Post tut.» Ein Satz der die Unterschiede zwischen Hasler und Béglé offensichtlich macht.