Absturz in den Niederlanden
Patrouille-Suisse-Absturz: Ein Pilot landete im Gewächshaus, der zweite flog 20 Minuten weiter

Ein Schweizer F5-Tiger-Kampfflugzeug der Patrouille Suisse ist am Donnerstagnachmittag in der Nähe des Militärflugplatzes Leeuwarden in den Niederlanden abgestürzt. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Es ist der erste Absturz einer Patrouille-Suisse-Maschine überhaupt.

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Patrouille-Suisse - die Kunstflugstaffel der Armee
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Aldo C. Schellenberg, Kommandant der Luftwaffe, informiert ueber einen Absturz eines F5-Tiger-Flugzeugs der Patrouille Suisse in den Niederlanden.
Aldo C. Schellenberg, Kommandant der Schweizer Luftwaffe.
Feuerwehrmänner eilen zur Absturzstelle.
Die Feuerwehr an der Absturzstelle
Ein Schweizer F5-Kampfflugzeug der Patrouille Suisse ist in den Niederlanden abgestürzt. (Archivbild)
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 Patrouille Suisse
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Patrouille-Suisse - die Kunstflugstaffel der Armee

Screenshot www.airlive.net / Tino Broekstra

Die stolze Patrouille Suisse, Flugstaffel der Extraklasse der Schweizer Luftwaffe, muss den ersten gravierenden Vorfall in ihrer Geschichte vermelden. In den Niederlanden ist ein Jet bei einem Kunstflugmanöver mit einem zweiten Jet kollidiert und abgestürzt. Beide Piloten sind wohlauf.

Der Chef der Schweizer Luftwaffe, Aldo Schellenberg, zeigte sich an einer kurzfristig in Bern einberufenen Medienkonferenz froh, dass der Unfall im Vorfeld einer Flugshow so glimpflich ausgegangen ist.

Das ist laut Schellenberg geschehen:

  • Es kam zu "einer Berührung" zweier Jets der Patrouille Suisse. Ob die Ursache ein technischer Defekt oder ein Flugfehler ist, wird abgeklärt.
  • Ein Tiger-Jet ist defekt, der zweite erlitt Totalschaden.
  • Ein Pilot konnte sich per Schleudersitz retten, der Jet stürzte in einen Teich. Der Pilot landete in einem Gewächshaus und erlitt leichte Schnittverletzungen.
  • Weitere Personen kamen nicht zu Schaden.
  • Der zweite Jet flog circa 20 Minuten weiter, um alle technischen Funktionen zu prüfen, dann konnte er sicher landen.
  • Die beiden Piloten waren erfahren: Der erste hatte über Tausend, der zweite über Zweitausend Flugstunden absolviert.
  • Die Schweiz hat die Teilnahme der Patrouille Suisse für das Wochenende abgesagt.
  • Am Freitag wird ein Schweizer Team in die Niederlande abreisen, um den Vorfall zu behandeln. Darunter wird ein Care-Team für die Piloten sein. Die Schweizer Militärjustiz wird routinemässig ermitteln.
  • Zur Sicherheit: An Flugshows fliegen die Piloten nicht direkt über dem Publikum.
  • Der Schweizer Luftwaffe stehen noch 53 Tiger zur Verfügung. Davon werden aber nur 26 Tiger in flugfähigem Zustand gehalten.
  • Ein Pilot bleibe so lange im Flugzeug, wie er den Eindruck habe dieses retten zu können. Es geschehe meistens, dass ein Pilot zu lange im Flugzeug bleibe und dann in den Tod stürze.
  • Die Kosten des Flugzeugs werden nicht genannt. Buchhalterisch ist der Jet abgeschrieben.
  • Zu den Kosten der anstehenden Flugzeugbergung und allfällige Haftpflichtforderungen will sich das VBS nicht äussern. Es wäre derzeit Spekulation.
  • Es ist der erste schwere Unfall und Absturz der Patrouille Suisse in ihrer 52-jährigen Geschichte.
  • Die Medienkonferenz war nach gut 20 Minuten kurz vor 19 Uhr beendet.

Der Tiger flog auch ohne Hekflügel noch 20 Minuten weiter, um alle Funktionen zu prüfen, dann landete er wohlbehalten:

Ein Augenzeuge des Unfalls in den Niederlanden berichtet via Twitter von zwei involvierten Partrouille-Suisse-Maschinen. Sie seien in der Luft kollidiert. Das VBS hat dies in einer kurzen Medienmitteilung bestätigt: Die zwei Flugzeuge des Typs Tiger F-5E seien "aus noch ungeklärten Gründen" kollidiert.

Ein Flugzeug konnte sicher landen, das andere stürzte ab. Der Pilot der Absturzmaschine gelang es den Schleudersitz zu betätigen und konnte sich mit dem Fallschirm retten, wie das VBS mitteilt.

Der Pilot aus dem abgestürzten Jet sei gefunden und es ginge ihm den Umständen entsprechend gut, hat die niederländische Gemeinde Menameradiel auf Twitter vermeldet. Auch gemäss der Feuerwehr konnte sich der Pilot in Sicherheit bringen.

Auf Amateurbildern im Internet ist zu sehen, dass das Flugzeug in einen See beim friesischen Dorf Bitgum stürzte und dann in Flammen aufging.

Der Unfall in den Niederlanden geschah bei der Vorbereitung für eine Flugschau in Leeuwarden am Freitag und Samstag. Im Zusammenhang mit der Flugshow am kommenden Wochenende hatten mehrere Kampfflugzeuge Übungsflüge über Friesland gemacht.

Dritter Absturz in drei Jahren

Im Oktober des letzten Jahres war in Frankreich ein F/A-18-Kampfjet der Schweizer Luftwaffe abgestürzt. Auch damals konnte sich der Pilot mit dem Schleudersitz retten.

Vor drei Jahren, im Oktober 2013, war ein Kampfjet an einer Felswand bei Alpnachstad OW zerschellt. Dabei kamen der Pilot sowie ein Fliegerarzt, der als Passagier an Bord war, ums Leben. Zurückzuführen war der Absturz auf eine Fehlbeurteilung des Piloten, wie der Schlussbericht der Militärjustiz ergab.

Zwischen den drei Unglücken gebe es keinen erkennbaren Zusammenhang, stellte Schellenberg in der SRF-Sendung "10vor10" klar. Es gebe kein Sicherheitsproblem in der Luftwaffe.

Seit 1941 hat die Schweizer Luftwaffe rund 400 Flugunfälle mit 350 Todesopfern registriert. Für die Patrouille Suisse ist es der erste schwere Unfall. (fvo/jk/sda)

Patrouille Suisse: Die Jet-Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe

Patrouille Suisse ist die offizielle Jet-Kunstflugstaffel der Schweizer Armee. Vor zwei Jahren konnte sie ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Der Absturz vom Donnerstag in den Niederlanden ist laut Luftwaffenkommandant Aldo Schellenberg der erste ihrer Geschichte.

Patrouille Suisse gelte als "Visitenkarte der Schweizer Armee im In- und Ausland", heisst es in einer Broschüre der Armee zur Staffel. Die Patrouille Suisse war offiziell am 22. August 1964 gegründet worden.

Doch schon fünf Jahre zuvor, 1959, hatte das Überwachungsgeschwader den Auftrag erhalten, eine Doppelpatrouille mit vier Hunter-Maschinen für Demonstrationszwecke zu trainieren. Im Hinblick auf die Expo 1964 und die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Luftwaffe wurde das Formationsflug-Training intensiviert.

In Anlehnung an die französische Kunstflugformation Patrouille de France bekam das Team den Namen Patrouille Suisse. Hunderttausende soll die Flugformation mit ihren Demonstrationen im Jahr der Gründung begeistert haben. An Flugvorführungen im Ausland nimmt die Patrouille Suisse seit 1978 teil.

In Landesfarben bemalt

Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft im Jahre 1991 wurden die Flügel-Unterseiten der Hunter-Maschinen in den Landesfarben bemalt. Mitte der neunziger Jahre wechselte das Team vom Hunter zum rot-weissen F-5-Tiger. Seit 1996 können die rot-weissen Jets dank einer integrierten Rauchanlage auf ihren Flügen einen noch grösseren Showeffekt erzielen.

Im Gegensatz zu vielen Vorführteams verwendet die Patrouille Suisse mit dem F-5 Tiger einen Kampfjet, wie es in der Broschüre heisst. Dieser fliegt um einiges schneller als ein Trainingsflugzeug. Alle Mitglieder der Patrouille Suisse sind Berufsmilitärpiloten oder Flugverkehrsleiter von der Flugsicherung skyguide.

Zuletzt hatte die Patrouille Suisse bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels unter anderem vor den Augen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatschefs François Hollande ihre Künste vorgeführt. (sda)